Überraschendes Geständnis

Wuppertal · In den ersten Prozesstagen hatte der Angeklagte geschwiegen, doch am Donnerstag (18. Februar 2016) kam die Wende: Der 23-jährige Wuppertaler, der seine Freundin bei einem Streit lebensgefährlich verletzte, ist geständig.

Laut Staatsanwaltschaft hatte er im März vergangenen Jahres seine damalige Freundin (22) mit einem 20 Zentimeter langen Messer lebensgefährlich verletzt, ihr das Handy abgenommen und sie dann allein eingesperrt. Sein Opfer stürzte — womöglich beim Versuch, sich zu retten — 15 Meter tief aus einem Fenster der gemeinsamen Wohnung auf die Holsteiner Straße. Diese Woche hat der 23-jährige Angeklagte aus der Elberfelder Nordstadt vor dem Landgericht Wuppertal sein Geständnis begonnen: "Ich weiß nicht, warum ich die Kontrolle verloren habe, warum ich das getan habe. Es tut mir so Leid."

Zu Prozessbeginn hatte der Mann zunächst geschwiegen. Nachbarn hatten allerdings schon von häufigem Streit in der Wohnung berichtet. Die rund fünfminütige erste Erklärung kostete den 23-Jährigen erkennbar Kraft. Er sagte, es sei ihm "vielleicht alles zu viel geworden." Das Gericht folgte dem Gesagten sichtlich erschüttert. Die 22-Jährige verließ weinend für einige Minuten den Saal. Sie hatte die mutmaßliche Tat nur durch eine schwere Notoperation überlebt.

Den Wandel beim Angeklagten hin zum Geständnis hat sie möglicherweise selbst ausgelöst: Zum Schluss des zweiten Verhandlungstages, Ende vergangener Woche, war sie an die Anklagebank getreten und hatte ihn — unter den Augen der Justizwachtmeister — direkt angesprochen. Dem Gericht erläuterte sie: "Es ist nur ein Vers aus der Bibel." Und zum Angeklagten gewandt: "Verstehst Du, was ich Dir sagen will?" Er hatte das bejaht.

Verteidiger Marc Flender hat für spätere Zeitpunkte ausführliche Angaben seines Mandanten zum Geschehen am Tatort angekündigt. Der Prozess vor der 5. Großen Strafkammer wird fortgesetzt am Mittwoch (2. März 2016) ab 9.15 Uhr, im Gerichtszentrum am Eiland.

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