Wenn ein Mensch stirbt, würdigen Angehörige und Freunde sein Leben in einer Trauerfeier. Aber was ist, wenn der- oder diejenige einsam gestorben ist und es keine Trauerfeier gab, zu der Angehörigen oder Freunde kommen konnten? „Anonym verstorben“ bzw. „unbedacht“ bedeutet oft auch nicht beachtet, als wäre jemand nie dagewesen. Für unseren christlichen Glauben zählt vor Gott aber jeder Mensch, und jedes Leben und Sterben wiegt schwer für ihn – und sollte es auch für uns“, sagt Superintendentin Ilka Federschmidt.
Ein Abschied sei aus christlicher Sicht ein wichtiges Zeichen für die Würde jedes Menschen. Zugleich sind die Gottesdienste für die Pfarrerin ein Aufruf für das Leben: „Wir müssen uns fragen, was wir tun können, damit Menschen erst gar nicht ,unbedacht‘ leben müssen in unserer Gesellschaft.“ Der Gottesdienst für Unbedachte wird schon seit vielen Jahren gemeinsam mit der Katholischen Kirche und der Stadt organisiert.
Hinter den Namen der Verstorbenen stehen ganz unterschiedliche Schicksale. „Da sind Menschen, die nur sehr alt wurden und Freundinnen und Familienangehörige überlebt haben. Es ist keiner mehr da. Andere haben keinen Kontakt mehr zu ihren Angehörigen, haben sich im Streit auseinandergelebt oder sind ihren Familien verloren gegangen aufgrund einer Sucht oder weil es zu schwer war, mit ihnen auszukommen. Kränkungen und Schuld konnten nicht vergeben und geheilt werden. Armut spielt auch eine Rolle, Isolierung, Vereinsamung, Wohnungslosigkeit“, weiß die Pfarrerin.