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Jürgen Rohmann geht es viel besser: "So viele Knoten geplatzt"

Jürgen Rohmann geht es viel besser : "So viele Knoten geplatzt"

Die Rundschau-Geschichte über das Schicksal von Jürgen Rohmann löste eine Welle der Hilfsbereitschaft aus — und veränderte sein Leben.

Der stumpfe Blick von einst ist verschwunden — überhaupt ist Jürgen Rohmann wie ausgewechselt: Der Busfahrer wirkt vital, lächelt und sagt: "Das, was nach der Veröffentlichung passiert ist, hätte ich nie für möglich gehalten." Im Juli berichtete die Rundschau über seine schwierige Situation. Die begann mit dem Suizid der Tochter, brachte ihn über lebensbedrohliche Erkrankungen und Ärger mit den Stadtwerken als Arbeitgeber sowie dem Arbeitsamt an einen ausweglosen Punkt: Ohne Geld und Hoffnung stand er vor dem wirtschaftlichen und psychischen Ende.

"Es haben sich so viele Menschen bei mir gemeldet, mich finanziell unterstützt und mir Mut gemacht, dass ich oft dachte: Das kann nicht wahr sein", sagt der 55-Jährige und schildert, wie er Tage brauchte, um den Wandel im Lebens zu verstehen. "Bis zu diesem Zeitpunkt hatte ich das Gefühl, die Welt hat mich, meinen Sohn und meine Frau vergessen. Und plötzlich heben helfende Hände mich aus diesem Loch, öffnen Perspektiven für die Zukunft. Da sind so viele Knoten in meinem Kopf geplatzt. Das zu realisieren dauerte."

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Dann allerdings konnte er mit neuer Kraft durchstarten: "Nachdem meine materiellen Probleme durch kleine und größere Spenden gelöst waren, Arbeitsamt und die WSW kooperative Gesprächsbereitschaft signalisierten, ist eine große Last von meinen Schultern gefallen. Endlich konnte ich befreit durchatmen und mich gestärkt den Herausforderungen stellen, die auf dem Weg liegen." Und das sind noch einige, doch sie machen ihm, im Gegensatz zu früher, keine Angst mehr.

"Jetzt habe ich den Glauben an die Mitmenschlichkeit wiedergefunden. Und dafür möchte ich mich bei allen bedanken, die Herz gezeigt haben." Wobei ein besonderer Dank Andreas Kluczynski, dem Wirt des Elberfelder Lokals "Spunk", gilt: "In all den schweren Jahren war er da. Als Gesprächspartner, als Freund. Er war es auch, der mich dazu bewogen hat, mit meinem Schicksal an die Öffentlichkeit zu gehen. So hat er den gründlichen Wandel in meinem Dasein angestoßen."

Jürgen Rohmann hat sein Leben wieder im Griff: Ehrenamtlich arbeitet er jetzt im Sozialpsychiatrischen Zentrum in Elberfeld. Um eine geregelte Tagesstruktur zu haben, um Menschen zu helfen, so wie ihm geholfen wurde. Vor ihm liegt außerdem eine Reha-Maßnahme. Anschließend will er wieder berufstätig sein: Ob bei den WSW oder einem anderen Arbeitgeber — das wird sich zeigen.