Eine Spurensuche in Wuppertal Schadstoffe in Böden von Kleingartenanlagen

Wuppertal · Über 200 Jahre Industriegeschichte haben ihre Spuren in den Wuppertaler Böden hinterlassen. Das städtische Umweltressort untersucht die Böden seit den 90er Jahren und hat ein Analyse- und Bewertungskonzept erarbeitet.

 Blick auf die Kleingartenanlage am Nordpark.

Blick auf die Kleingartenanlage am Nordpark.

Foto: Dennis Polz

Die Ursprünge dieser Belastung haben eine lange Vorgeschichte. Als 1892 die erste Kleingartenanlage Sonnenbad-Nüllerkopp in Wuppertal gegründet wurde, waren „PAK“ und „PCB“ als Begriffe nahezu unbekannt, Blei und Cadmium machten Lacke farbig und beständig.

Betroffen waren bereits damals die Berghänge und Talmulden zwischen Beyenburg und Schöller, zwischen Dönberg und Hintersudberg. Zunächst blieb die Belastung unbemerkt, da diese Flächen von der wachsenden Bevölkerung zur Erholung genutzt wurden. So entstanden, meist in fußläufiger Entfernung, immer mehr Kleingartenanlagen im gesamten Stadtgebiet. Mit ihrer Hilfe konnten sich die Menschen im Grünen erholen, Gemüse und Obst auf der eigenen Scholle anbauen und nachbarschaftliche Gemeinschaft pflegen.

Bis heute hat sich die Anzahl der im „Stadtverband Wuppertal der Gartenfreunde e. V.“ organisierten Vereine auf knapp 120, ihre Mitgliederzahl auf rund 6.900 Personen erhöht. Ungezählt ist dabei die Vielfalt der pflanzlichen Kulturen und der Nationen, die Stunden in Pflichtarbeit und Ehrenamt.

Erst mit der ökologischen Bewegung der 80er und 90er Jahre des letzten Jahrhunderts bekam der Umweltschutz vor dem Hintergrund der industriellen Vergangenheit eine deutlich größere Bedeutung. Noch vor Inkrafttreten des Bodenschutzgesetzes wurden in den 1990er Jahren in Wuppertal Altablagerungen und Altstandorte erfasst, Schadstoffbelastungen auf Spielplätzen festgestellt und beseitigt. Zu Beginn der 1990er Jahre rückten auch die Kleingärten in den Fokus. Bei ersten Untersuchungen kamen an einigen Stellen Schadstoffgehalte wie Blei zu Tage.

Das damalige städtische Amt für Umweltschutz entwickelte zusammen mit dem Land NRW und dem Institut IFUA/Bielefeld ein umfassendes Analyse- und Bewertungskonzept. Als Ergebnis wurde die Kleingartenanlage Leihbusch mittels Bodenaustauschs saniert und einige wenige, flächenhaft belastete Kleingartenanlagen erhielten Nutzungsauflagen. Die meisten Anlagen hingegen waren geringer oder ausschließlich auf vereinzelten Parzellen belastet. Für diese Pachtflächen erhalten Alt- und Neupächter bis heute umfangreiches Informationsmaterial und vorsorgliche Hinweise, um trotz einer Schadstoffbelastung ihre Anlage ungefährdet nutzen und Obst und Gemüse anbauen zu können.

Dafür wird das Spielen von Kindern auf maximal 80 Tage pro Jahr begrenzt, das Anlegen von Hochbeeten und bestimmter Gemüsearten empfohlen und auf einfache Verhaltensmaßregeln wie das Händewaschen hingewiesen. Auch der Einsatz chemischer Bodenhilfsstoffe bei den flächenhaften Belastungen wurde geprüft. So wurde eine Kalkung der Böden finanziert, um den pH-Wert zu stabilisieren, aber auch ein spezielles Bindemittel kam zum Einsatz.

Einer aufmerksamen Pächterin ist es zu verdanken, dass 2016 in der Kleingartenanlage Waldfrieden nach Auffälligkeiten in der Bodenstruktur Untersuchungen in ihrer Parzelle folgten, obwohl die Anlage in der Vergangenheit stichprobenhaft untersucht wurde und unauffällige Ergebnisse zeigte. Die meisten Parzellen sind auch weiterhin unauffällig. Eine Parzelle mit höheren Schadstoffgehalten in 10 bis 30 Zentimetern Tiefe hat Nutzungsauflagen erhalten, eine weitere wurde teilsaniert.

Höhere Bleigehalte wurden auf dem Spielplatz festgestellt, den die Kleingärtner in Eigenleistung angelegt haben. Hier ist eine Sanierung der obersten Bodenschicht gefordert und für den Herbst dieses Jahres vorgesehen. Das Vorhaben ist beim Land NRW angemeldet und wird zu 80 Prozent gefördert. Die übrigen Gelder müssen das Ressort Umweltschutz und das Ressort Grünflächen und Forsten beisteuern.

Bis zur Sanierung werden Besucher, Mitglieder und Kinder durch eine Beschilderung darauf aufmerksam gemacht, dass die Nutzung des Spielplatzes auf eigene Gefahr ist und vorsorglich nicht häufiger als an 80 Tagen pro Jahr stattfinden sollte. Hilfreich ist auch das Waschen der Hände und Kleidung mit Wasser und Seife, da so der vorhandene Schadstoff Blei aus dem Boden nicht in den Magen gelangt. Denn nur über die Schleimhaut des Verdauungstraktes kann dieses Schwermetall seine schädliche Wirkung entfalten.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort