Interview: Schüler machen mobil am autofreien Tag "Radfahren ist wie Fliegen"

Wuppertal · Eine Gruppe Schüler möchte zeigen: Wuppertal ist auf dem richtigen Weg zur Fahrradstadt. Deshalb schwingen sie sich am nächsten Freitag (22. September 2017) selbst aufs Rad. Und nehmen Hunderte von Jugendlichen mit.

 Marlene Maiwald (17, Gesamtschule Barmen, li.), Junis Abu Jawad (15, Gymnasium Bayreuther Straße) und Zoé Diedrichs (14, Gesamtschule Uellendahl/Katernberg) haben sich vergangenes Jahr bei einem Nachhaltigkeitsprojekt kennen gelernt. Sie planen die Tour der Schüler mit Unterstützung von Rad-Aktivist Tobias M. Freitag und Nachhaltigkeits-Pädagogin Lisbeth Bakker.

Marlene Maiwald (17, Gesamtschule Barmen, li.), Junis Abu Jawad (15, Gymnasium Bayreuther Straße) und Zoé Diedrichs (14, Gesamtschule Uellendahl/Katernberg) haben sich vergangenes Jahr bei einem Nachhaltigkeitsprojekt kennen gelernt. Sie planen die Tour der Schüler mit Unterstützung von Rad-Aktivist Tobias M. Freitag und Nachhaltigkeits-Pädagogin Lisbeth Bakker.

Foto: Rundschau / Simone Bahrmann

Redakteurin Nina Bossy sprach mit ihnen, über Fahrspaß und soziales Engagement.

Rundschau: Der 22. September ist offiziell "europäischer autofreier Tag". Überall in Deutschland werden Menschen aufgefordert, ihren Alltag mit dem Rad zu versuchen. Was habt ihr für Wuppertal geplant?

Zoé: Von insgesamt acht weiterführenden Schulen fahren Schüler mit dem Rad zum CinemaxX. Sie haben Plakate und Poster dabei, um auf den autofreien Tag aufmerksam zu machen.

Junis: Wir rechnen mit rund 500 Teilnehmern.

Marlene: Um 13 Uhr geht es los, später kommen alle zur Gesamtschule Langerfeld. Für dort sind Stände geplant, Bands treten auf und wir führen eine Podiumsdiskussion.

Rundschau: Fahrradfahren ist gerade ein wachsendes Thema in der Stadt. Aus allen Richtungen hört man Forderungen, die Stadt noch fahrradfreundlicher zu gestalten. Wie nehmt ihr das wahr?

Zoé: Bei uns Jugendlichen ist das Thema gar nicht so groß. An unserer Schule gibt es zum Beispiel kaum Fahrradständer.

Junis: Ich würde sagen, an meiner Schule kommen vielleicht 20 von 1.000 Schülern mit dem Rad.

Marlene: Bei uns fiebern alle dem Führerschein entgegen. Das Fahrrad geht total unter.

Rundschau: Könnte dafür auch ein Grund sein, dass Fahrradfahren in Wuppertal immer noch sehr gefährlich ist?

Zoé: Klar, es fehlen überall Fahrradwege. Auf manchen Strecken machen sich da auch die Eltern Sorgen.

Marlene: Dass Wuppertal erst auf dem Weg zur Fahrradstadt ist, sieht man zum Beispiel an der B 7-Planung. Die hat 2015 begonnen, von Fahrradfahrern war da keine Rede. Das Ergebnis sehen wir jetzt.

Junis: Radfahren im Verkehr ist wirklich heikel. Wenn man auf dem Bürgersteig fährt, ärgern sich die Fußgänger. Und auf der Straße hat man Angst, übersehen zu werden.

Marlene: Genau. Es gibt zwar die nachträglich eingezeichneten Schutzstreifen, aber die ändern nichts an der Straßenbreite, und der Radler ist trotzdem dicht an den Autos.

Rundschau: Der Verkehr müsste also für Radler sicherer werden. Was fehlt noch, um gerade junge Leute fürs Rad zu begeistern?

Marlene: Unsere Generation ist ein bisschen faul. Deshalb müssen wir weitersagen, wie viel Spaß Radfahren macht. Wenn Freunde es Freunden sagen, wissen es bald alle.

Junis: Der Spruch "Der Bus fährt sowieso" darf nicht mehr gelten. Denn der kommt oft unpünktlich und ist viel zu voll.

Zoé: Wir brauchen mehr Fahrradständer an den Schulen.

Rundschau: Warum brennt ihr eigentlich so fürs Fahrrad?

Marlene: Ich bin ein echter Öko — und Radfahren schützt die Umwelt.

Junis: Es macht einfach Spaß und tut gut.

Zoé: Man ist unabhängig und kann den Alltag loslassen.

Marlene: Irgendwie ist Fahrradfahren ein bisschen wie fliegen können.

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