Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft Lehrkräftemangel: „Warme Worte helfen nicht“

Wuppertal · Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) Wuppertal beklagt eine „gravierende Belastungssituation durch Lehrermangel“.

 Martina Haesen, Tino Orlishausen (li.) und Richard Voß von der GEW Wuppertal (Archivbild).

Martina Haesen, Tino Orlishausen (li.) und Richard Voß von der GEW Wuppertal (Archivbild).

Foto: GEW

Die Berichte des „täglichen Wahnsinns“ aus den Schulen seien erschreckend: „Der dramatische Lehrermangel ist zwar in aller Munde, wie gravierend er aber tatsächlich ist und welche Belastungen damit für alle verbunden sind, darüber werden Eltern und Öffentlichkeit im Unklaren gelassen.“

Unbesetzte Lehrerstellen würden zwar gezählt, nicht offengelegt werde aber, wenn Unterricht gar nicht stattfinden könne, obwohl er im Stundenplan stehe. „Wir nennen das Betreuung und das passiert täglich, wird aus der Sekundarstufe I berichtet. Es kommt vor, dass eine Lehrkraft zwei oder sogar drei Klassen mitbetreuen muss. Das ist eigentlich aus Aufsichtsgründen gar nicht zu verantworten, aber Reserven haben wir nicht und Unterricht kann man das natürlich nicht nennen. In der Sekundarstufe II nennt man das dann beschönigend EVA – Eigenverantwortliches Arbeiten“, kritisiert die GEW.

Ein Lehrer aus einer Realschule berichtet laut Gewerkschaft: „Wir müssen zwar keine Klassen mitbetreuen, bei uns heißt das „Aufteilung“. Es ist an der Tagesordnung, dass sechs bis acht Kinder zusätzlich in die Klasse kommen und hoffentlich wenigstens einen Sitzplatz finden. Vernünftigen Unterricht kann man dann vergessen.“

Nicht gezählt würden auch die Überstunden, die im Lehrerkollegium „Tag für Tag zusätzlich geschoben“ werden: „Die Schulen arbeiten seit Jahren am Limit, Arbeitsverdichtung und Überlastung haben schwerwiegende Folgen und fordern ihren Preis. Der Krankenstand steigt, die Unzufriedenheit wächst, weil man den Kindern nicht mehr gerecht werden kann“, heißt es.

Das zeige sich „besonders gravierend, wenn fünf oder mehr Kinder in einer Klasse des „Gemeinsamen Lernens“ mit 30 Schülerinnen und Schüler sitzen, die eigentlich individuell sonderpädagogisch betreut werden müssen. Doch dafür gibt es kein Personal. Zusätzliche Inklusionshelferinnen und -helfer könnten hier ein wenig Entlastung bringen, doch das erschwert die Stadt erschwert mit bürokratischen Hürden.“

Das Fazit auf der Jahreshauptversammlung der GEW, die in Wuppertal rund 1.600 Mitglieder hat: „Der akute Lehrermangel wird nicht so schnell verschwinden, deshalb müssen wenigstens andere Entlastungsmaßnahmen greifen, damit das System nicht kollabiert. Die Einschränkung der Teilzeit für die Lehrkräfte, die jetzt anläuft, wird den Krankenstand nur erhöhen, keine Entspannung bringen und den Beruf nur unattraktiver machen.“ Notwendig wäre zum Beispiel zusätzliches Verwaltungspersonal in den Schulsekretariaten: „Auch Personal für die Wartung der digitalen Geräte, die jetzt von den Lehrkräften nur allzu oft in Wochenendschichten eingerichtet und betreut werden müssen, könnte den Schulen helfen.“

Richard Voß vom Leitungsteam der GEW in Wuppertal: „Warme Worte helfen nicht, wir brauchen Taten und das sofort.“

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