Kurzserie „Mein Moment 2022“ Mit wem teilen Sie Ihre Zahnbürste?

Wuppertal · Welche Zahnbürste benutzen Sie eigentlich? Eine mit extra weichen Borsten? Eine aus Bambus? Oder vielleicht eine mit einem Schwingkopf? Oder haben Sie gar eine hochmoderne Schallzahnbürste? Und die Kinder? Eine mit Minions-Motiv oder Bildchen von den niedlichen „Paw Patrol“-Hunden aus der Trickfilm-Serie?

 Prophylaxe-Expertin Sonja Schmidt des Arbeitskreises Zahngesundheit der Stadt mit den Kindern der Kita Pudelmütze: Mundhygiene ist nicht selbstverständlich und muss spielerisch erlernt werden.

Prophylaxe-Expertin Sonja Schmidt des Arbeitskreises Zahngesundheit der Stadt mit den Kindern der Kita Pudelmütze: Mundhygiene ist nicht selbstverständlich und muss spielerisch erlernt werden.

Foto: Bergisches Kompetenzcenter für Öffentliche Zahngesundheit

Ich frage so indiskret nach Ihrem Equipment für Mundhygiene, weil ich kürzlich Erschreckendes erfuhr: In unserer Stadt gibt es Kinder, die keine Zahnbürste besitzen oder sich eine mit ihren Geschwistern teilen.

Dieses Jahr hat uns allen viel abverlangt. Der Krieg in der Ukraine, die Corona-Pandemie und die gestiegenen Energiekosten sind nur einige von vielen Dingen, die uns betroffen haben beziehungsweise auch weiterhin beschäftigen und bedrücken. Da könnte man glatt meinen, dass das Fehlen von ein paar Kinderzahnbürsten an Wuppertals Waschbecken im Vergleich zu unseren globalen Problemen unbedeutend sei.

Leider kann ich Ihnen keine genauen Zahlen dazu nennen, wie viele Mädchen und Jungen ohne oder sich eine Zahnbürste teilend mit Geschwistern auskommen müssen. Und auch wenn es nur eine Handvoll Kinder sein sollten, bin ich zutiefst schockiert.

Wie ich überhaupt darauf komme? Im Rahmen des Tages der Zahngesundheit (25. September) besuchte ich das Team des Arbeitskreises Zahngesundheit der Stadt Wuppertal. Die Mitarbeiterinnen des Arbeitskreises sind mit ihrem spielerischen Gesundheitsförderungsangebot – der zahnmedizinischen Gruppenprophylaxe – in unseren Kitas und Schulen unterwegs und tragen dazu bei, dass Kinder lernen, kariesfrei zu bleiben.

Mit im Gepäck haben die Expertinnen dann die lustige Krokodil-Handpuppe Micky, ein Modellgebiss, das die Kinder mit einer riesigen Zahnbürste putzen, sowie jede Menge Lernspiele. Hört sich nach mächtig viel Spaß an. Macht es auch – den Kindern sowie den Prophylaxe-Mitarbeiterinnen. Aber: „Kindermund tut Wahrheit kund“, und so erfahren die Arbeitskreis-Angestellten auch von vielen Dingen, die sich im familiären Umfeld der Kleinen abspielen – oder sich eben nicht abspielen.

„Wir bemerken, welche Kinder routiniert mit der Bürste umgehen und bei welchen es noch Schwierigkeiten gibt. Bei manchen sind schon die Milchzähne in einem sehr schlechten Zustand. Die Kinder sind nicht schuld daran, das sollte von den Eltern kommen. Ist aber nicht immer der Fall. Wir hatten schon einige Kinder dabei, die gar keine Zahnbürste zu Hause hatten oder sich eine mit Geschwistern teilen mussten. Denen geben wir selbstverständlich welche mit“, erzählte mir Prophylaxe-Expertin Sonja Schmidt während meines Besuchs.

Ich musste gleich zwei Mal nachfragen, ob ich da nicht etwas falsch verstanden habe. Habe ich leider nicht. Immer noch beschäftigt mich diese Tatsache sehr und jedes Mal, wenn ich mir eine neue Zahnbürste in der Drogerie kaufe, frage ich mich, ob sich in diesem Moment ein Wuppertaler Kind eine von den bunten Bürsten mit lustigem Motiv (Kinderzahnbürsten gibt es ab 0,85 Euro) wünscht. Und denke daran, wie wichtig der Einsatz der Mitarbeiterinnen des Arbeitskreises Zahngesundheit ist.

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