Diskussion um Wuppertaler Hauptbahnhof Kritik an Bahn: "Planerische Unfähigkeit"

Wuppertal · Reaktionen aus Wuppertal auf die Ankündigung der Deutschen Bahn AG, den Wuppertaler Hauptbahnhof erst 2019 umzubauen.

 Björn Brick (Junge Union).

Björn Brick (Junge Union).

Foto: Junge Union

Björn Brick (Vorsitzender der Jungen Union Wuppertal): "Die Deutsche Bahn hat es erneut geschafft, viele Menschen in unserer Stadt zu verärgern. Dieses Mal jedoch nicht mit Ausfällen von Zuglinien, Verspätungen und Streckensperrungen, wie sonst üblich, sondern mit dem eindeutigen Ignorieren von Zusagen an die Stadt Wuppertal. Es ist ein Trauerspiel mit ansehen zu müssen, wie die DB ihre planerische Unfähigkeit stets im Wuppertaler Stadtgebiet unter Beweis stellt. Mit der Fertigstellung des Umbaus des gesamten Döppersberg haben die Wuppertalerinnen und Wuppertaler ein Mammutprojekt hinter sich gebracht und verdienen diesen in einem einwandfreien Zustand ohne Großbaustelle des Bahnhofs zu sehen und zu erleben. Für einen solchen Konzern wie die DB muss es doch möglich sein, Planungen einzuhalten und rechtzeitig mit dem Umbau zu beginnen. Eine zeitnahe Fertigstellung liegt im Interesse aller Wuppertalerinnen und Wuppertaler und somit auch den Kunden der Deutschen Bahn. Daher bitte ich die Deutsche Bahn, schnellstmöglich mit den Arbeiten zu beginnen, anstatt abzuwarten und sich zu überlegen, wann die nächste Terminverlegung bekanntgegeben werden soll."

Rainer Spiecker (CDU-Landtagsabgeordneter): "Ich finde es unglaublich arrogant und den Bürgern der Stadt gegenüber einfach frech, was sich die Deutsche Bahn beim Umbau des Hauptbahnhofes am Döppersberg leistet. Wie stellen die Herren in Berlin sich das denn eigentlich vor? Sollen die Wuppertaler, die bisher die Belastungen mit der B 7-Sperrung und der Riesenbaustelle in Elberfeld bravourös gemeistert haben, noch länger auf einen sanierten Bahnhof mit schönem Umfeld warten? Und sollen die Baufahrzeuge vom Bahnhof den neuen Platz wieder ruinieren? Ich unterstütze alle Anstrengungen von Stadtverwaltung und Rat, die DB an ihre Zusagen zu erinnern und sie dazu zu bewegen, wie vereinbart mit den Bauarbeiten zu beginnen und nicht erst 2019. Schließlich ist nicht erst seit gestern bekannt, wann und wie die Stadt die Bauarbeiten am Döppersberg plant und gestaltet."

Anja Liebert (Fraktionsvorsitzende der Wuppertaler Grünen): "Der Döppersberg-Umbau ist das zentrale Bauprojekt in unserer Stadt, das nicht nur wichtig ist für die Stadtentwicklung, sondern auch für den Verkehr. Es ist daher zwingend notwendig, dass der Umbau des Döppersbergs und die Sanierung des Hauptbahnhofes zeitgleich abgeschlossen werden. Alles andere ergibt keinen Sinn. Es kann nicht sein, dass die Bahn gegenüber der Stadt ihre Zusagen mal so eben umschmeißt. Seit mehr als 10 Jahren ist klar, dass der Umbau Döppersberg ansteht und bis 2018 beendet sein wird und die Bürgerinnen und Bürger haben bis dahin insbesondere am Hauptbahnhof enorme Einschränkungen hinnehmen müssen. Eine weitere Verlängerung muss daher unbedingt verhindert werden. Wir fordern von der Bahn, ihre aktuellen Pläne zurückzunehmen und die Bauarbeiten am Hauptbahnhof so abzustimmen, dass beide Projekte zeitgleich fertig sein können. Dafür ist es auch notwendig, dass neben dem Oberbürgermeister und der IHK auch die Wuppertaler Landtags- und Bundestagsabgeordneten der Bahn deutlich vermitteln, dass sie so nicht mit einer Stadt wie Wuppertal umspringen darf. Es kann nicht sein, dass die Deutsche Bahn andere Millionen- bzw. Milliarden-Projekte umsetzt und dann mal eben in Wuppertal fest vereinbarte Zeitpläne und Umbaumaßnahmen über den Haufen wirft."

Offener Brief der Wuppertaler CDU-Fraktion an Ronald Pofalla, Vorstandsmitglied der Deutschen Bahn AG: "Sehr geehrter Herr Pofalla, mit großem Unverständnis und Verärgerung haben viele Wuppertaler zur Kenntnis nehmen müssen, dass die Deutsche Bahn AG entgegen ihrer getätigten Aussagen zu Beginn dieses Jahres, nicht in diesem Jahr mit den Umbaumaßnahmen und der Entkernung des Wuppertaler Hauptbahnhofes beginnt, sondern den Baubeginn auf 2019 verschoben hat. Am Hauptbahnhof (Döppersberg) werden derzeit erhebliche Investitionen von Stadt und Land getätigt. Dabei darf nicht vergessen werden, es handelt sich hierbei letztendlich um öffentliche Gelder, die hier verwendet werden. Um es deutlich zu machen, die Stadt Wuppertal baut ein neues Eingangstor zur Innenstadt. Stadt und Land investieren ca. 150 Millionen Euro in den kompletten Umbau des Bahnhofsvorplatzes, inkl. Tieferlegung einer sechsspurigen Straße, Anlegung neuer Einzelhandels-, Aufenthalts- und Stellplatzflächen und den Bau eines Busbahnhofes in unmittelbarer Nähe zum Eingang des Hauptbahnhofes — nicht zu vergessen die aufwendige Gestaltung und Sanierung der Außenfassade des Bahnhofsgebäudes auf Kosten der Stadt Wuppertal. Wir befürchten, dass der Transport der Baumaterialien und die Entsorgung von Bauschutt aus dem zu entkernenden Gebäude über die neugestalteten Flächen nicht schadlos zu bewerkstelligen ist. Wir hoffen, dass durch die Bauarbeiten der Deutschen Bahn AG ab 2019 im Inneren des Gebäudes die gerade frisch sanierte und fertiggestellte Fassade nicht in Mitleidenschaft gezogen wird. Es kann doch eigentlich nicht sein, dass die Deutsche Bahn AG erst dann mit ihren Umbauarbeiten im Bahnhofsgebäude beginnt, wenn der neue Döppersberg voraussichtlich bereits fertiggestellt ist. Es muss vielmehr zeitlich möglich sein, die Baumaßnahmen koordinieren und das Gesamtprojekt im Jahre 2018 gemeinsam einzuweihen. Es muss im gemeinsamen Interesse liegen, die Baumaßnahmen und die mit ihnen einhergehenden Beeinträchtigungen auf ein erträgliches Maß zu begrenzen. Wir möchten Sie deshalb sehr herzlich bitten, Ihren Einfluss in dieser Sache geltend zu machen und den Sachverhalt, auch im Sinne der Bürgerinnen und Bürger und nicht zuletzt im Interesse der Kunden der Bahn, erneut zu prüfen."

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