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Hurra, es ist eine Hose!

Hurra, es ist eine Hose!

Die PARTEI wählt Björn "Hose" Werner zum OB-Kandidaten. Dieser überzeugte die Mitglieder durch eine minimalistische Wahlkampfrede und keinerlei Versprechen. Ein Abend zwischen Eierlikör und Euphorie.

Bier und Eierlikör. Heiße Wahlkampfreden und schwitzende Kandidaten. Angespannte Ruhe und laute "Hurra"-Rufe. Acht knallharte Konkurrenten für Peter Jung — die PARTEI hat ihre besten Leute ins Rennen um den Posten als Oberbürgermeisterkandidat geschickt — und jeden, der spontan Lust hatte mitzumachen.

 PARTEI-Kreisvorsitzender Christian Deimel stimmte das Volk mit vollem Körpereinsatz auf den eigenen Oberbürgermeisterkandidaten ein.
PARTEI-Kreisvorsitzender Christian Deimel stimmte das Volk mit vollem Körpereinsatz auf den eigenen Oberbürgermeisterkandidaten ein. Foto: Jens Grossmann

Aber die begeisterten "Hose"-Rufe ließen schon früh erahnen, was Kreisvorsitzender Christian Deimel rund eineinhalb Stunden später ergriffen verkündete: Was dem Wähler vielleicht Jacken wie Hose ist, da ist der PARTEI die Hose näher als die Jacke. Oder so. Denn Björn "Hose" Werner hat sich mit seiner minimalistischen Rede gegen das üblich laute Getöse der Wahlversprechen ganz klar durchgesetzt. Mehr Demokratie war nie. "Hurra!"

Und was hatte die Konkurrenz in der kuschelig-schummrigen Atmosphäre des Neujahrsempfangs im "Café Multi Kulti" nicht alles verkündet... Einen Schwebebahnausbau bis Ronsdorf und Cronenberg. Die Unabhängigkeit Wuppertals von Deutschland mit einem König und Schloss am Döppersberg und dem Wuppertaler als eigener Währung.

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Die Kandidaten gaben sich wahlweise jung und manipulierbar ("Ich bin Student, ich bin es gewohnt, ohne Geld nichts zu tun"), anbiedernd wahlweise bei den WSV-Fans ("Das Grün der Schwebebahnpfeiler muss weg. Die werden alle rot-blau gestrichen") oder bei den Bier-Trinkern ("Alt sein ist keine Schande. Kölsch sein schon") und sogar fürsorglich ("Ich erkläre Wuppertal zur Helene-Fischer-freien Zone!").

Ehrgeizigste Konkurrentin von "Hose" war sicher Ex-"Marienhof"-Darstellerin Nermina Kukic. Das wurde schon anhand von Stimmlage, Lautstärke und Sprechgeschwindigkeit deutlich. Auch ihre Worte trafen den Zeitgeist: "Ich bin Moslem und mit einem Christen verheiratet. Ich habe zwei Kinder — eins beschnitten, eines nicht. In mir vereinen sich Abendland und Morgenland."

Lag es am Vorschlag, auch noch die Schwimmoper zu schließen, oder schlicht daran, dass die PARTEI-Mitglieder Freunde der leisen Töne sind — der Applaus war ihr sicher, die Stimmen nicht. Am Ende gab sie sich unter enttäuschten "Schiebung"-Rufen geschlagen.

Warum? Weil Björn "Hose" Werner mit seinen schlichten Worten "Wählt mich! Wählt die PARTEI, denn sie ist sehr gut" keinerlei Wahlversprechen gab, die er später nicht halten kann. Und weil, so hatte es PARTEI-Mitglied Uwe Becker eingangs formuliert, "wir einen OB brauchen, dem die Menschen vertrauen, einen, der den Teller leer isst, der auch gerne mal einen über den Durst trinkt, sich die Kante gibt, einen, mit dem man auch mal so richtig versacken kann, einen, den man knuffeln kann, drücken, liebhaben, einen auf den man stolz sein kann, einen, dessen Bild man auf den Nachttisch stellt, ohne dass der eigene Mann oder Frau 'ne beleidigte Schnute zieht".

Und so gab es keine beleidigten Schnuten an diesem Abend, sondern bierselige Gesichter, fröhliche "Hose"-Gesänge und Eierlikör. Die Herren Jung und Mucke — jetzt sind Sie dran!

(Rundschau Verlagsgesellschaft)