Gegen den Corona-Blues Der musikalische Bollerwagen bringt Freude

Wuppertal · Außergewöhnliche Situation erfordern außergewöhnliche Maßnahmen: Da den beiden Berufsmusikern Jürgen Sartorius und Tim Berger wegen Corona nahezu alle gebuchten Auftritte im vergangenen Jahr weggebrochen sind, haben sich die zwei etwas einfallen lassen. Mit einem Bollerwagen als mobile Bühne tritt das Duo nun unter anderem in Altenheimen im Aufzug hinter einer in der Tür angebrachten Plexiglas-Schutzwand auf.

 Tim Berger (links) und Jürgen Sartorius fahren seit Ausbruch der Corona-Pandemie mit einem Bollerwagen umher und machen Musik.

Tim Berger (links) und Jürgen Sartorius fahren seit Ausbruch der Corona-Pandemie mit einem Bollerwagen umher und machen Musik.

Foto: privat

Kleinkünstler, Musiker, Unterhalter, Schauspieler und viele andere der Kulturschaffenden hat die Corona-Krise hart getroffen. „Wir haben pro Jahr rund 150 Auftritte. Die wurden im vergangenen Jahr wegen der Pandemie fast alle abgesagt. Unser Umsatz ist um über 90 Prozent eingebrochen. Als Berufsmusiker sind wir wie viele andere Selbstständige auf diese Einnahmen angewiesen“, fassen Jürgen Sartorius und Tim Berger die sich als Duo „Original Cranger Gaudibuam“ nennen, ihr finanziell bescheidenes Jahr 2020 zusammen. „Aus einer Laune heraus sind wir mal zusammen auf der Cranger Kirmes aufgetreten, seitdem machen wir gemeinsam Musik und daher auch der Name“, erklärt Sartorius. Aber weder diese Kirmes-Auftritte noch andere, wie zum Beispiel auf Stadtfesten oder anderen Feiern, können wegen der aktuellen Corona-Situation momentan stattfinden.

„Eine Lösung musste unbedingt her. Kurz vor Muttertag bekamen wir eine Anfrage, ob wir auf einer privaten Feier ein paar Lieder spielen könnten. Wir haben lange überlegt, wie wir das Corona-gerecht umsetzten könnten. Da kam uns die Idee, einen Bollerwagen so auszubauen, dass er eine mobile Bühne mit Lautsprechern und Equipment ist. So konnten wir seitdem vor Fenstern und Balkonen kleine Konzerte geben“, erzählt Jürgen Sartorius. Auf rund 15 Auftritte haben es die beiden so im vergangenen Jahr gebracht.

Dies reiche finanziell immer noch nicht, um angemessen über die Runden zu kommen, aber der Verdienst sei nicht der einzige Grund, warum das Duo nach kreativen Wegen sucht. „Natürlich wird jetzt der ein oder andere sagen: Warum soll ich Geld dafür ausgeben, dass zwei Mann vor meinem Balkon singen? Aber das muss man weiter denken. Man könnte uns zum 80. Geburtstag einer Person buchen, die seit Monaten isoliert in ihrer Wohnung sitzt und ihr so eine Freude machen. Oder uns in Einrichtungen bestellen, die monatelang schon keinen Besuch empfangen dürfen. So ein musikalischer Gruß kann tröstend sein“, wissen die beiden.

Und sprechen aus Erfahrung: Denn in der Adventszeit traten sie in oder auch vor einigen Wuppertaler Seniorenheimen auf. „Das war sehr rührend. Einige Bewohner waren so glücklich über die kleinen Konzerte, dass sie vor Freude weinten. Das zeigt doch, dass Kulturschaffende gebraucht werden!“, so Jürgen Sartorius.

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