Persönlichkeit Forscher für ein bisschen mehr Frieden

Wuppertal · Nukleare Drohkulissen und Chaos im mittleren Osten — die weltweite Sicherheitslage ist so angespannt wie lange nicht mehr. Sie beschäftigt auch den Wuppertaler Götz Neuneck. Der 62-jährige Wuppertaler ist geschäftsführender wissenschaftlicher Co-Direktor des Instituts für Friedensforschung und Sicherheitspolitik an der Universität Hamburg (IFSH).

 Akademischer Mahner: Götz Neuneck.

Akademischer Mahner: Götz Neuneck.

Foto: Ueberholz

Wie wird das Jahr 2017? Götz Neuneck, ist bei dieser Frage verhalten optimistisch, auch wenn die Drohkulisse, die die Nato und Russland aufbauen, sowie die Unwägbarkeiten der künftigen Trump-Administration die internationale Sicherheit und den Frieden weiter belasten werden.

Auch die im Zusammenhang mit dem Fall von Aleppo wieder stärker werdenden alleinigen "antirussischen Töne" seien bedenklich, "auch wenn Putin selber laufend Fakten schafft, die seinen Widersachern Argumente frei Haus liefern". Aber auch der Westen hat zu dem Chaos im Mittlern Osten beigetragen.

Neuneck plädiert dafür, dass der Nordatlantikpakt und Russland "zu einem strukturierten Dialog zurückfinden und ein wirkungsvolles Krisenmanagement" aufstellen, statt gegenseitig Drohungen auszustoßen. Tatsächlich ist die internationale Lage kritisch: Der ehemalige US-amerikanische Verteidigungsminister Bill Perry erklärte Anfang 2016 wörtlich: "Die Wahrscheinlichkeit für eine nukleare Katastrophe ist heute höher als zu Zeiten des Kalten Krieges."

Der Physiker Neuneck, der lange Jahre mit SPD-Legende Egon Bahr als Leiter des IFSH eng zusammengearbeitet hat, erhofft sich öffentlich Druck der Zivilgesellschaft auf die handelnden Akteure der internationalen Politik, die dringend zu den Rüstungskontrollgesprächen und zu einem wirkungsvollen Krisenmanagement zurückkehren sollten, die in den 70er und den 80er Jahren mühsam aufgebaut wurden.

Insgesamt verfügen neun Staaten über Atomsprengköpfe, und zwar die USA und Russland, die zusammen 90 Prozent (15.000 Atomwaffen) dieser Waffengattung besitzen, sowie Frankreich, Großbritannien und die Volksrepublik China. Diese fünf Länder haben den Nichtweiterverbreitungsvertrag von 1970 unterschrieben. Außerhalb des Vertrags über die Nichtverbreitung von Kernwaffen (NVV) besitzen Indien und Pakistan sowie Israel und Nordkorea nukleare Waffen. Neunecks Warnung: "Solange dieses Horrorarsenal existiert, ist ein katastrophaler Atomkrieg nicht ausgeschlossen."

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