Kommentar zu einem neuen alten Markenzeichen Der Wurm ist drin - endlich!

Wuppertal · Zugegeben, momentan muss man nicht alle Entscheidungen der Stadtverwaltung nachvollziehen. In einer Beziehung gebührt ihr allerdings uneingeschränktes Lob — und das betrifft den Blick auf die neu gestaltete Homepage www.wuppertal.de.

 Screenshot der Homepage - links oben der Wupperwurm.

Screenshot der Homepage - links oben der Wupperwurm.

Foto: Screenshot

Die ist nicht nur frisch und übersichtlich (was heutzutage zugegebenermaßen Standard sein sollte), sondern wartet vor allem mit einem ganz besonderen, lange vermissten oder zumindest verschämt versteckten Detail auf — dem "Wupperwurm".

Wer nun zu schmunzeln beginnt, sollte sich daran erinnern, was auf der Suche nach dem ureigenen Wuppertaler Erscheinungsbild (heutzutage: Corporate Identity) in den vergangenen Jahren so alles geschehen ist. Der "Wupperwurm", mit angedeutetem Fluss und der Schwebebahn, verschwand vor geraumer Zeit zunehmend und mit ihm das erfrischende, positiv besetzte und mit einer Ortsangabe versehene "Wuppertal grüßt aus dem Bergischen Land". Warum auch immer. Denn besser ging es nicht, kam aber einigen Entscheidungsträgern offenbar zu altbacken vor.

 Jörn Koldehoff.

Jörn Koldehoff.

Foto: Bettina Osswald.

Und so startete eine eher bemühte "Keiner wie wir"-Kampagne, die doch arg an das baden-württembergische "Wir können alles — außer Hochdeutsch" erinnerte, nur halt viel mäßiger. Es wunderte nicht, dass der (natürlich ironisch gemeinte) negative Ansatz zu Spott animierte. Klappte etwas in Wuppertal nicht, hieß es rasch: "Klar, keiner wie wir!" Da verpuffte auch die angeschlossene Adjektiv-Aktion ("Lebensfroh. Keiner wie wir"); in den Köpfen blieb sie nicht "nachhaltig" (die heute gern für alles verwendete Standardphrase) hängen. Weder hier noch andernorts.

Auch wenn es einige nicht einsehen wollen: Wuppertal ist die Stadt der Schwebebahn, die größtenteils über der lebendigen Wupper unterwegs ist. Damit muss als Allererstes offensiv geworben werden. Dass die bergische Metropole vieles mehr zu bieten hat, steht außer Frage. Das kann problemlos in den "Wupperwurm"- Slogan integriert werden: "Wuppertal grüßt aus dem Bergischen Land — mit einem wunderbaren Zoo / — mit einer phantastischen Junior Uni / — mit jeder Menge Natur". Beliebig fortsetzbar!

Der Leuchtturm, mit dem Außenstehende (und um die geht es, nicht um die heimischen Eitelkeiten) auf das Wuppertaler Alleinstellungsmerkmal hingewiesen werden, ist und bleibt die Schwebebahn. Alles andere wäre ein Gemischtwarenladen, mit Institutionen und Bereichen, die auch andere Städte haben und das zum Teil weitaus länger. Tübingens Uni hat viel mehr Tradition als die hiesige, und Botanische Gärten gibt es auch jenseits des Bergischen ...

Natürlich gehört "Wuppertal — Stadt der Schwebebahn" als Marketing auf die Ortseingangsschilder. Das verhindert momentan noch das engstirnige "Wir haben aber doch sehr viel mehr zu bieten"-Denken. Stimmt, aber darum geht es im allerersten, plakativen Schritt eben nicht. Die Hoffnung sollte man aber auch in Wuppertal nicht aufgeben. Folget dem "Wupperwurm"!

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