Der Mann mit den 350 Christbaumständern

Wuppertal · Gerade in der Weihnachtszeit ist Berndt Schmidt ein gefragter Mann. Das liegt an einem ungewöhnlichen Hobby: Seine Leidenschaft sind Weihnachtsbaumständer.

 Berndt Schmidts Sammlerstücke erzählen jedes für sich eine eigene Geschichte von der Handwerkstradition und der Ästhetik vergangener Zeiten.

Berndt Schmidts Sammlerstücke erzählen jedes für sich eine eigene Geschichte von der Handwerkstradition und der Ästhetik vergangener Zeiten.

Foto: Barbara Scheer

Seiner Frau wäre es wohl lieber, er würde Briefmarken sammeln. Die nehmen wenigstens nicht so viel Platz in Anspruch. Aber Berndt Schmidt liebt seine Weihnachtsbaumständer. 350 Exemplare hat er in den vergangenen 20 Jahren zusammengetragen — zwei Kellerräume nehmen sie in Beschlag. Und zu fast jedem Stück kann der stolze Besitzer eine Geschichte erzählen.

Angefangen hat seine Leidenschaft mit einem Stand beim Sonnborner Flohmarkt: "Den wollten wir gemeinsam mit Freunden bestücken und ich hatte plötzlich einen Weihnachtsbaumständer in der Hand, mit Engelsfiguren und Sprüchen verziert. Ich war sofort fasziniert, fragte die Freunde, ob ich ihn behalten könnte. Meine Sammelleidenschaft war geweckt", erinnert sich Berndt Schmidt, der das T in seinem Vornamen einem schusseligen Standesbeamten verdankt.

Mittlerweile ist der Wuppertaler ein echter Experte, hat viel über die Herstellung der verschiedensten Arten von Christbaumständer gelesen und alte Konstruktionspläne studiert. "Mit meinem Hobby stehe ich nicht alleine da. Mit Sammlern in ganz Deutschland, in der Schweiz und sogar mit einem Kollegen in Amerika tausche ich mich aus. Auch Treffen haben wir schon organisiert, etwa auf Schloss Wildenfels bei Zwickau und Schloss Klaffenbach bei Chemnitz. Früher habe ich auf Flohmärkten gesucht, heute dient mir das Internet als Quelle, um noch das eine oder andere Schätzchen aufzutreiben".

Schmidt, der bis zur Pensionierung bei Bayer als Ingenieur arbeitete, ist besonders von der handwerklichen Qualität der alten Stücke fasziniert. Auch erzählen sie viel über alte Traditionen, wie früher das Fest begangen wurde. "Da stand der Baum meistens mitten auf dem Tisch der guten Stube, war klein, mit einem dünnen Stamm. Daher sind die Hülsen auch so schmal. Viele Ständer sind handbemalt, mit biblischen oder auch weltlichen Sprüchen verziert, oft sind sie auch kunstvoll geschmiedet. Ständer von heute sind dagegen fantasielos".

Und so drehen sich bei Berndt Schmidt im Keller die Ständer nach Weihnachtsmusik oder auch zu einem flotten Walzer — manche haben gar vier Lieder im Repertoire. "Warum bei vielen Spieluhren auch ein Walzer dabei ist, wissen wir noch nicht, vielleicht wurde der an Silvester eingesetzt. Übrigens wurde das erste Patent für einen Weihnachtsbaumständer 1877 in München angemeldet. Angetrieben werden die drehenden Ständer über ein Federwerk, aber es gibt sie auch mit Dampfmaschinenantrieb", erzählt der Sammler, der bisher nicht plant, seine guten Stücke einmal in einer Ausstellung zu präsentieren.

Der Grund dafür ist ganz einfach: "Meine Sammlung ist zu schwer. Wie sollte ich sie zu einem Ausstellungsort und wieder hierher zurück transportieren?"

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