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Das geborgte Internet

Das geborgte Internet

Einst war das Internet ein unbekanntes Niemandsland — ein unbearbeiteter Acker, der Platz für Ideen bot und darauf wartete, bearbeitet zu werden. Heute denkt ein Großteil der Internetnutzer ausschließlich in Bahnen, die von sozialen Netzwerken vorgegeben werden.

Die Web-Pioniere von früher sind verschwunden. Übrig geblieben sind kalifornische Großunternehmen und die zahme Herde der Internetkonsumenten.

Facebook, Twitter, YouTube und Co., wer ans Internet denkt, hat diese Plattformen vor Augen. Der Stellenwert sozialer Netzwerke ist höher denn je. Die Zahl der Social-Media-Konten entspricht gut 80 Prozent der Weltbevölkerung. Rund 1,4 Milliarden User tummeln sich allein auf Facebook — unter Ihnen nicht nur Privatnutzer. Firmen, öffentliche Einrichtungen, Städte und Gemeinden nutzen die kostenlose Plattform, um sich einen öffentlichen Auftritt im Netz zu verschaffen. Doch dieser ist lediglich geborgt, wie SPON-Kolumnist Sascha Lobo anmerkt. Welche Konsequenzen diese Einschränkung hat, mussten die Mitarbeiter des Städteportals muenchen.de Ende Februar 2012 feststellen, als sie die eigene Social-Media-Seite unter facebook.com/muenchen aufrufen wollen. Facebook hatte kurzerhand beschlossen, Städte selbst zu vermarkten, und das 400.000 Fans starke Benutzerprofil zusammen mit anderen Städteseiten gesperrt, ohne den Betreibern Bescheid zu geben.

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Das Beispiel zeigt: Wer ausschließlich auf Social-Media-Plattformen publiziert, ist der Willkür des Betreibers ausgeliefert. Hinterlegte Daten, erarbeitete Kontakte und Einflussgruppen sind nur relativ und können jederzeit entzogen werden. Das ist das Risiko, das man in Kauf nimmt, wenn man einen Großteil seiner Internetaktivitäten ausschließlich innerhalb der abgesteckten Territorien multinationaler Konzerne ansiedelt. Die Alternative dazu ist so alt wie das Internet selbst: das Weblog, die eigene Webseite im Netz. Der Weg zur selbst administrierten Internetpräsenz ist heute längst nicht mehr so beschwerlich wie noch vor 20 Jahren. Anbieter wie 1&1 ermöglichen Privat- und Firmenkunden mit Komplettpaketen aus Domain, Webspace und Design-Baukasten den schnellen unkomplizierten Start ins selbstbestimmte Web-Publishing. Hier ist man selber Herr über seine Homepage, veröffentlichte Inhalte und die Interaktion mit der Web-Community. Anders als im sozialen Netzwerk lässt sich hier ein unverwechselbares, persönliches Layout kreieren.

Wem die Grenzen statischer Baukastensysteme zu begrenzt sind, finden im Internet zudem eine große Bandbreite kostenloser Content-Management-Systeme, die eine dynamische Webpräsenz ermöglichen und sich intuitiv bedienen lassen, ohne dass Benutzer auf spezifische Programmierkenntnisse zurückgreifen müssen. Einst war die Blogger-Szene die Triebfeder des Internets. In Deutschland ist sie durch die Überpräsenz sozialer Netzwerke an den Rand der Bedeutungslosigkeit gedrängt worden. Ein Zustand, der im Zuge der Digitalisierung der Gesellschaft bitter aufstößt. Denn längst sind es nicht mehr die Nutzer, die die Grenzen des Internets ausloten. Konzerne haben diese längst abgesteckt.