Kriminalität Wuppertaler schnappt Trickbetrüger
Wuppertal · Nicht mit ihm! Am 10. Juni erhielt ein 76-jähriger Wuppertaler einen Anruf eines Unbekannten, der sich als sein Neffe ausgab. Der vermeintliche Verwandte erklärte, dass er 25.000 Euro benötige. Kurze Zeit später klingelte erneut das Telefon. Dieses Mal behauptete der Anrufer, ein Mitarbeiter des Landeskriminalamtes zu sein. Da der Senior aber geistesgegenwärtig reagierte, frühzeitig Misstrauen schöpfte und die echte Polizei verständigte, konnte einer der Täter geschnappt werden.
Mit den Worten „Rate mal, wer hier spricht?“ oder ähnlichen Formulierungen rufen Betrüger bei älteren Menschen an, geben sich als Enkel oder andere Verwandte aus und bitten kurzfristig um Bargeld. Als Grund wird ein finanzieller Engpass oder eine Notlage vorgetäuscht, beispielsweise ein Unfall, ein Auto- oder Wohnungskauf. Die Lage wird immer als sehr dringlich dargestellt, Betroffene werden durch wiederholte Anrufe unter Druck gesetzt und zur Verschwiegenheit überredet.
Einen solchen Anruf erhielt auch Hermann H. aus Barmen (Name von der Redaktion geändert). Doch der Wuppertaler machte den Telefontrick-Betrügern einen Strich durch die Rechnung: Er ließ sich auf die Forderungen der Täter zum Schein ein. So konnte die alarmierte Polizei einen der Männer, der als Geldabholer fungierte, schnappen. Während Hermann H. auf seiner Terrasse der Rundschau von dem Anruf und den darauf folgenden rund vier Stunden erzählt, wirkt er völlig unaufgeregt. „Angst hatte ich keine. Ich habe schon einmal so einen Anruf erhalten, aber dann direkt aufgelegt. Dieses Mal habe ich mich aber darauf eingelassen, weil mich der Ehrgeiz packte und ich diesen Betrüger kriegen wollte“, berichtet der 76-Jährige.
Ein Kriminalfall wie aus dem Fernsehen – und das mitten in Wuppertal. Und so lief es ab: Nachdem gegen 13 Uhr bei Hermann H. das Telefon klingelte und sich der Unbekannte am anderen Ende der Leitung für seinen Neffen Moritz ausgab („Ich habe gar keinen Neffen, der so heißt“), wurde der Senior nahezu ununterbrochen den ganzen Nachmittag immer wieder angerufen. „Erst der Neffe, der 25.000 Euro wollte, und dann ein angeblicher Mitarbeiter des Landeskriminalamtes. Und ich muss gestehen, beim Anruf des falschen Polizisten habe ich kurz überlegt, ob es nicht wirklich die echte Polizei sein könnte“, sagt Hermann H. und fügt hinzu: „Er teilte mit, dass es sich bei dem ersten Anrufer um einen Enkeltrick-Betrüger handele und forderte mich auf, seinen Anweisungen zu folgen und das geforderte Geld zwar bei der Bank abzuholen, es dann aber einem Polizisten zu übergeben, der käme, und nicht dem Betrüger.“
Aber irgendwie kam dem cleveren Senior auch diese Geschichte seltsam vor. Er informierte die echte Polizei und erzählte den Beamten davon, als Lockvogel auf die Forderung eingehen zu wollen. Zur Bank ging er dann auch. „Nur zum Schein. Ich habe dort nichts abgehoben. Die Mitarbeiter der Bank haben mitgemacht und wir taten so, als ob ich mir die geforderte Summe hätte auszahlen lassen.“
Danach ging alles ganz schnell. Zurück zu Hause bekam Hermann H. die Anweisung, das abgehobene Geld in einer Tüte unter einem in der Nähe seines Hauses geparktes Auto zu verstauen. „Das war erstaunlich. Der Anrufer wusste ganz genau zu beschreiben, wo das Auto hier steht, welche Marke und Farbe es hat. Ob die mich wohl beobachtet haben? Ich legte das Geld also dann dort ab. Den Ort für eine kontaktlose Übergabe wählte der falsche Polizist wegen Corona.“
Während all diesen Geschehnissen war die alarmierte und echte Polizei schon längst bei Hermann H. eingetroffen. Als der Geldabholer dann tatsächlich auftauchte und sich nach der Tüte unter dem Auto bückte, schlugen die Beamten zu, nahmen den 24-Jährigen fest. Auf Antrag der Staatsanwaltschaft Wuppertal wurde der Festgenommene einem Haftrichter vorgeführt, der ihn in Untersuchungshaft überstellte. „Es fühlt sich gut an, der Polizei geholfen haben zu können und so vielleicht auch andere Menschen vor diesen Betrügern bewahren zu können“, sagt Hermann H. Sein Erlebnis schildert er nicht in Zeitung, weil er sich als Held sieht, betont er. Er möchte anderen älteren Menschen zeigen, dass solche Anrufe wirklich passieren und sie davor warnen.
Und auch die Polizei möchte das. „Wir bitten Angehörige oder nahestehende Personen mit älteren Menschen über die verschiedenen Methoden der Trickbetrüger zu sprechen. Angerufene sollten stets misstrauisch sein, wenn sie telefonisch um Geld gebeten werden. Geld oder Wertsachen sollten niemals an unbekannte Personen übergeben werden. Bei verdächtigen Anrufen bitte umgehend die Polizei unter 110 informieren. Und ganz wichtig: Die Polizei ruft nie bei Ihnen zu Hause an, um nach Bankdaten, Geld oder Wertgegenständen zu fragen und würde Sie auch nie dazu auffordern, etwas davon an der Tür zu übergeben“, erklärt Polizeisprecher Tristan Krämer.