Leserbrief „Stoppen Sie diesen Wahnsinn“

Betr.: Ausbau der L419 in Wuppertal

 Protest gegen den L419 -Ausbau im November 2023 vor dem Landtag in Düsseldorf Vorne (2.v.li.) steht Minister Oliver Krischer.

Protest gegen den L419 -Ausbau im November 2023 vor dem Landtag in Düsseldorf Vorne (2.v.li.) steht Minister Oliver Krischer.

Foto: Ronsdorfer Verschönerungsverein

Ich habe mich mal mit der Historie des Ausbaus der L419 beschäftigt. Laut Internet gehen die Planungen bis in die 1960er Jahre zurück. Wow. Nur mal zur Einordnung: Der erste VW-Golf kam 1974 auf den Markt. Natürlich serienmäßig ohne Sicherheitsgurt. Dafür mit asbesthaltigen Bremsbelägen. Katalysatoren für Autos gab es noch gar nicht. Getankt wurde bleihaltiges Benzin. Die letzte Dampflok fuhr in der BRD im Jahre 1977. Von Waldsterben sprach man erst in den 1980er Jahren. Und ein Straßenprojekt aus dieser Zeit soll jetzt der große Problemlöser sein? Wobei …

Von Problemlösung kann ja eher nicht die Rede sein. Wenn wir täglich ca 23.000 Autos von den umliegenden Autobahnen durch ein Wohngebiet leiten, dann kann bestenfalls von einer Problemverschiebung von den Autobahnen nach Ronsdorf gesprochen werden. Was bedeutet dieser Problemlöser für die betroffenen Menschen? Erst einmal eine deutlich verschlechterte Luftqualität. 48.000 Autos am Tag werden mehr Abgase produzieren als 25.000 Autos. Und bis tatsächlich die Mehrheit dieser Autos elektrisch fährt, dürften noch sehr viele Jahre vergehen.

Viel mehr als der Ausbau dauern wird. Und LKWs mit Elektroantrieb werden noch länger auf sich warten lassen. Die für eine gute Luft so wichtige Natur ist ja auch großzügig zugeteert und Bäume gefällt worden. 48.000 Autos machen auch viel mehr Lärm als 25.000 Autos. Und die Schallschluckmauern scheinen auch nicht besonders effektiv zu sein. Schließlich gibt es bereits knapp 100 Adressen, die einen Anspruch auf Erstattung der notwendigen Aufwendungen für zusätzliche Lärmschutz und Lüftungseinrichtungen haben. Und das, obwohl die Mauern sieben Meter hoch sein werden.

Zum Vergleich: Die Berliner Mauer hatte eine Höhe von 4,20 Meter. Die Mauer um das Gefängnis in Ronsdorf misst fünf Meter. Wir sperren also sehr viele Menschen hinter sieben Meter hohen Mauern weg. Menschen scheinen bei der Problemlösung also keine große Rolle zu spielen. Selbst der ÖPNV – ein ganz großer Punkt bei der dringend notwendigen Verkehrswende – gehört zu den Verlierern. Die Fahrt nach Elberfeld oder Barmen wird planmäßig länger dauern.

Was mich ganz besonders irritiert, das ist das Verhalten unseres grünen Verkehrsministers, Herrn Krischer. Auf der Internetseite der Grünen stehen so viele schöne Dinge von „Stärkung des ÖPNV“, „Erhöhung der Lebensqualität“ und und und. Ich habe nichts davon gelesen, dass die Ronsdorfer hiervon ausgenommen werden. Deshalb meine Bitte an Herrn Krischer: Stoppen Sie diesen Wahnsinn. Sie als Verkehrsminister sollten dazu in der Lage sein. Beweisen Sie Mut und vertreten Sie die Werte Ihrer Partei. Es gibt mehrere „kleine“ Lösungen, die mindestens genauso gut sind – ohne die Nachteile dieser völlig überdimensionierten Lösung.

Eine Autobahn(ähnliche Straße) quer durch ein Wohngebiet dürfte eigentlich nicht in Ihrem Sinne sein. Geben Sie das gesparte Geld lieber für die Verbesserung des ÖPNV aus. Der Weg zu einem attraktiven ÖPNV ist lang genug. Aber wenn wir nicht jetzt damit anfangen, wann dann. Schließlich beginnt auch der längste Weg mit dem ersten Schritt. Machen Sie den ersten Schritt.

Ulrich Hartmann-Sartor

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