Ein begabter Vermittler

Betr.: Heinz-Theodor Jüchters Abschied vom "Club Theatersilber"

Für viele überraschend fand am 21. Juni der letzte "Club Theatersilber" in Theo Jüchters Heimstadion, dem Kronleuchter-Foyer des Opernhauses, statt. Als Gäste waren die neuen Intendanten geladen. Der Appell von Moderator Jüchter, der jahrelang positiv-ironisch, aber gefühlvoll seine Gäste, ob Berufsanfänger oder alte Hasen, zu einem Klangkörper dirigierte, ging dieses Mal an sein Publikum: "Besucht weiter unser Theater, bringt Nachbarn mit!"

Das wurde von einer Dame sofort retour gespielt: "Es ist schwierig, vor Weihnachten Karten fürs Familienstück zu bekommen."

Beide neuen Chefs hatten vorgesorgt: Während Thomas Braus darauf hinwies, dass zu seiner Anfangszeit noch 24 Ensemblemitglieder zur Verfügung standen, hat das Sprechtheater dieses Mal nach 50 Vorstellungen, dreimal am Tag, eine verdiente Pause über die Feiertage. "Der Räuber Hotzenplotz" läuft aber noch bis Mitte Mai, während Berthold Schneider mit "Hänsel und Gretel" einspringt.

Interessant, dass Thomas Braus schon alle Schulen, auch wegen der anderen Stücke, anschrieb, aber bisher nur vier Rückmeldungen bekam. Nun werden "theaterernstnehmende" Vertrauenslehrer und Elternpflegschaften kontaktiert. Drei Jahre nach der Weigand-Treskow-Ära zeigt sich das Debakel des Verlustes unserer Theater-Pädagogen Rösch und Höller.

Was die Publikumsformate angeht, wird uns Theo Jüchters stets spannend inszeniertes Wissen schwer fehlen. Solch einen begabten Theater-Vermittler kann man auch auf junge Zuschauer loslassen...

Für die Übergangszeit in der Kluse riet Jüchter zu "auch mal unkonventionellen Veranstaltungen" — um den öffentlichen Druck aufrechtzuerhalten.

Wolfgang Richel, Briller Straße

(Rundschau Verlagsgesellschaft)
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