Arbeiterschriftsteller Werner Eggerath aus Wuppertal Er war Thüringer Ministerpräsident

Wuppertal · Vor 120 Jahren wurde in Elberfeld Werner Eggerath, Arbeiterschriftsteller und Widerstandskämpfer gegen das NS-Regime, geboren. Ein Buch aus dem Wuppertaler Nordpark-Verlag erinnert (nicht nur) an ihn.

 „Gegen das Vergessen“ von Dirk Krüger ist im Wuppertaler Nordpark erschienen und kostet im (trotz Corona immer noch liefernden) örtlichen Buchhandel 18 Euro.

„Gegen das Vergessen“ von Dirk Krüger ist im Wuppertaler Nordpark erschienen und kostet im (trotz Corona immer noch liefernden) örtlichen Buchhandel 18 Euro.

Foto: Nordpark-Verlag

Nach Jahren sozialer Unsicherheit und seiner aktiven Zeit als Bergmann in der Roten Ruhrarmee floh Eggerath, um seiner Verhaftung zu entgehen, nach Holland und arbeitet ab August 1921 im südlimburgischen Bergbau. Als er sich im Frühjahr 1923 vor weiterer Strafverfolgung in Deutschland sicher wähnte, übersiedelte er wieder auf die andere Seite der Grenze in die kleine Gemeinde Gangelt. Dort heiratete er und die jungen Eheleute bekamen einen Sohn.

Alle Welt redet in diesen Tagen von der kleinen Gemeinde Gangelt, dem „Epizentrum der Corona-Epidemie“. Wer aber weiß, dass Werner Eggerath dieser kleinen Stadt mit seiner Erzählung „Der Aufstand in Minderstedt“ ein literarisches Denkmal setzte? Am 19. Juni 1926 geschah auf den Lokalseiten der „Heinsberger Volkszeitung“ unter der Überschrift „Kommunistische Propaganda in Gangelt“ etwas schier Unglaubliches: Ausgerechnet die örtliche Schützengesellschaft, bisher eine treue Hüterin des Althergebrachten, hatte sich dem von den Linksparteien KPD und SPD ins Leben gerufenen „Volksbegehren zur Entschädigungslosen Enteignung der deutschen Fürsten“ angeschlossen. Es folgte ein Skandal, der monatelang die Gemüter beschäftigte. Hinter dem „Arbeiterkorrespondenten 10“, der den „Skandal“ genüsslich ausbreitete, initiierte und kommentierte, verbarg sich kein anderer als Werner Eggerath.

Er trat 1924 der KPD bei, verließ Gangelt 1931, wurde KPD-Vorsitzender in Wuppertal und beteiligte sich 1933 am Widerstand gegen die NS-Diktatur. 1935 wurde er verhaftet und zu 15 Jahren Zuchthaus verurteilt. Seine Erlebnisse in Wuppertal und in den Nazi-Zuchthäusern von Münster und Bochum hat er in den Büchern „Die Stadt im Tal“ (Berlin 1952) und in „Nur ein Mensch“ (Weimar 1947/48) niedergeschrieben.

1945, nach seiner Befreiung, ging Eggerath nach Thüringen. Dort war Werner Eggerath Gewerkschafter, Abgeordneter, Innenminister und von Oktober 1947 bis Juni 1952 Ministerpräsident dieses Landes – in dieser Funktion 1949 auch Gastgeber für Thomas Mann bei dessen Besuch in Weimar. Eggerath war Mitbegründer der DDR, Botschafter dieses Landes in Rumänien und später Staatssekretär für Kirchenfragen, bevor er als freischaffender Schriftsteller arbeiten konnte. Am 16. Juni 1977 ist er – vielfach geehrt – in Berlin gestorben.

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