Oper und Sinfonieorchester Kunst im Guckkasten

Wuppertal · Paukenschlag zur Spielzeiteröffnung: Oper und Sinfonieorchester starten gemeinsam in die Saison und widmen sich konzertant dem Leiden des jungen Werther von Goethe. Für große Emotionen ist bei der Premiere am kommenden Samstag in der Historischen Stadthalle also reichlich gesorgt.

 Torge Möller und Momme Hinrichs sind fettFilm. Sie sorgen für die Bilder der „Werther“-Inszenierung an der Oper.

Torge Möller und Momme Hinrichs sind fettFilm. Sie sorgen für die Bilder der „Werther“-Inszenierung an der Oper.

Foto: Piaclodi

Untermauert wird die Tragödie aber noch visuell — mit Videoprojektionen von Momme Hinrichs.

Hinrichs, die eine Hälfte des Künstlerduos fettFilm, kennt Opernintendant Berthold Schneider seit 15 Jahren — dieser holte Hinrichs nun für "Werther" ins Boot. Weltliteratur trifft auf Oper trifft auf Video. "Ein Mehrwert für die Besucher", sagt Momme Hinrichs und betont: "Unsere Projektionen sollen nie als Film wahrgenommen werden. Wir sind nicht im Kino, sondern im Theater!"

Und damit kennen fettFilm sich seit vielen Jahren bestens aus. Ihre Arbeit führte sie neben den Bayreuther, Salzburger und Bregenzer Festspielen an die Ruhrtriennale, nach Glyndebourne und zu den Wiener Festwochen. Die Namen der Opernhäuser reichen von Amsterdam und Berlin über Barcelona und Florenz bis Oslo und Paris. Weitere Theater in Europa, Kanada und Indien ergänzen die imposante Liste, die nun also um Wuppertal erweitert wird.

Und Momme Hinrichs, der sich aktuell mit der Produktion der Filme auf der Zielgeraden befindet, verrät im Interview lediglich, dass der Background im "Werther" mit einem durchgehenden Bild, das temporär in Bewegung gerät, bespielt wird. "Das Tolle an Theaterbühnen ist ja, dass man im Grunde einen schwarzen Guckkasten zur Verfügung hat, den man visuell nutzen kann." Deshalb sei es technisch auch kein Problem, dass "Werther" nach der Stadthalle ins Opernhaus gehen wird: "Die Projektionen werden an den jeweiligen Guckkasten angepasst."

Die Herangehensweise allerdings ist je nach Auftrag ganz unterschiedlich: "Manchmal haben Regisseure bereits gewisse Vorstellungen oder auch Vorgaben. Oftmals sind wir in unserer Arbeit aber auch ganz frei. Und wenn wir beispielsweise komplette Bühnenbilder umsetzen, sind wir natürlich auch vielmehr gefordert." So ein Bühnenbild wird es in der konzertanten Aufführung jedoch nicht geben, geht es hier doch um die Interaktion zwischen Sangmin Jeon als Werther und Catriona Morison als Charlotte, die das Leiden auf der große Bühne verkörpern.

Des tragischen Stoffes, den Goethe vor 250 Jahren verfasste, hatte sich 100 Jahre später Jules Massenet, der erfolgreichste Opernkomponist Frankreichs, angenommen. Mit dieser Bühnen-Adaption gehen Oper und Sinfonieorchester nun zusammen in die Spielzeit 2018/2019.

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