Kulturreihe "Schnappschuss" 30 Minuten Gaga im Rathaus

Wuppertal · Ja, was ist denn hier los? Im Rathausflur sorgten Schauspieler der Wuppertaler Bühnen am Donnerstag für Theater der anderen Art. Temporeich, witzig und sympathisch durchgeknallt gelang der Auftakt zur neuen Reihe "Schnappschuss".

 Ob Thomas Braus als Schauspiellehrer.

Ob Thomas Braus als Schauspiellehrer.

Foto: Rundschau / Max Höllwarth

"Sein oder Nichtsein, das ist hier die Frage." Mit einem Manuskript in den Händen und Mozart-Perücke auf dem Kopf läuft Thomas Braus durch das Rathaus-Foyer und versucht, den Laien zu erklären, welche Silben man hier betonen muss. "Sein oder Nichtsein — DAS ist hier Frage. Jetzt machen Sie mal." Braus tritt mit ernster Miene an die verdutzten Rathausbesucher heran, die amüsiert einsteigen. Doch der Theaterintendant ist nicht zufrieden und tauscht Shakespeare gegen Goethe. "Habe nun, ach, Philosophey — ja, es heißt Philosophey, wir spielen hier den Ur-Faust. Das müssen Sie wissen, im Rathaus müssen Sie Theaterspielen können!"

 Konstantin Rickert und Alexander Peiler im Paternoster.

Konstantin Rickert und Alexander Peiler im Paternoster.

Foto: Rundschau / Max Höllwarth

Wer zufällig am Donnerstag in diese Performance des Wuppertaler Schauspiels geraten war, dürfte einigermaßen überrascht gewesen sein, von dem Theater, das sich da im Rathaus abspielte. Männer in Kostümen, die aufgeregt umherliefen. Mal oben auf der Empore als Julia nach ihrem Romeo riefen, die Treppen hoch und runter eilten, dabei Kostüm und Rolle tauschten und so taten, als gäben sie hier Schauspielunterricht. Und die dabei immer wieder gestört wurden durch zwei Asis (Martin Petschan und Alexander Peiler) in Ballonseide auf der Suche nach dem Passierschein A38. Irritation? Ja. Aber egal, die Besucher machten erst mal Fotos von dem Spektakel. Mann mit Perücke — Click! Zwei abgewrackte Typen im Paternoster — Click! Schnappschüsse eben — so wie der Titel der neuen Reihe der Wuppertaler Bühnen, die hier im Rathaus eindrucksvoll Premiere feierte.

Knapp 30 Minuten, mehr dauerte der Auftritt nicht, der den Normalbetrieb im Foyer des Verwaltungshauses ordentlich durcheinanderwirbelte. Und die Zuschauer — ob bewusst gekommen oder ungeahnt hineingeraten — musste ganz schön fix sein, um dem zu folgen. Sie taten das begeistert. Eine wunderbare Idee von Thomas Braus, die Leute in der Stadt mit diesem leichtfüßigen Format abzuholen. Beste Werbung für das sympathische Ensemble.

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