Erinnerung ans Café Grimm Heino, Karel Gott, Johannes Rau

Wuppertal · Die letzten Gäste im jetzt geschlossenen Café Grimm am Wuppertaler Kirchplatz wollten einen Stuhl kaufen. Gibt es eine Zukunft im Umfeld des Luisenviertels?

 Lang ist es her: Der Innenraum des Café Grimm im Jahr 2004. Das Interieur hatte sich bis zuletzt nicht verändert. 

Lang ist es her: Der Innenraum des Café Grimm im Jahr 2004. Das Interieur hatte sich bis zuletzt nicht verändert. 

Foto: Archiv Bettina Osswald

Das drohende Ende des traditionsreichen Café Grimm am Kirchplatz im Herzen von Elberfeld bewegt unverändert die Menschen in Wuppertal. Am 26. Februar wurden im prall gefüllten Gastraum zum letzten Mal Mittagessen, Kaffee und der unverwechselbare Grimm-Kuchen vom zum Teil seit Jahrzehnten dort tätigen Team serviert.

Jens Grimm: „Gegen 18 Uhr haben drei junge Männer als Letzte das Café verlassen. Sie wollten zur Erinnerung sogar einen Stuhl kaufen, aber ich habe sie auf einen späteren Zeitpunkt vertröstet.“ Es war auch eine Vorsichtsmaßnahme, die Herren hatten ordentlich „getankt“ ...

Grimm (56) ist für den kaufmännischen Bereich zuständig, während sein sechs Jahre jüngerer Bruder Dennis Küche und Konditorei verantwortet. Die beiden anderen Geschwister sind nicht im Unternehmen tätig. Zu den Ursachen der schmerzlichen Veränderungen erklärt Grimm: „Neben den Problemen mit den Hochwasser-Schäden hat vor allem die Corona-Pandemie eine Rolle gespielt. Wir hatten in den beiden letzten Jahren enorme Umsatzrückgänge, die durch nichts auszugleichen waren.“

Vom Hochwasser wurde das Café Grimm zwei Mal (2018 und 2021) getroffen, wobei 2021 die Schäden weitaus gravierender waren. „Das Wasser lief nicht ab und es bildete sich klebriger Schlamm. Zahlreiche technische Geräte in der Backstube im Untergeschoss waren nicht mehr reparabel. Die Schäden summierten sich auf etwa 40.000 Euro“, schildert er das Desaster. Der Mietvertrag mit dem Evangelischen Kirchenkreis Wuppertal als Eigentümer der Immobilie ist von ihm zum 30. Juni gekündigt worden. Bleibt es bei diesem Termin, würde es auch das Ende des derzeit weiter laufenden Ladengeschäftes bedeuten.

Die Grimms wollen sich damit aber nicht abfinden. Jens Grimm: „Wir suchen einen neuen Standort. Ideal wäre es natürlich, wenn die Produktion und der Verkauf an einem Standort wären. Das werden wir aber in aller Ruhe angehen, wenn die Aufregung hier ein wenig verflogen ist.“ Was Jens Grimm nicht sagt: Es darf durchaus im Bereich des Luisenviertels sein.

Das Café Grimm steckt voller Geschichten. So auch diese Schmonzette: Ein Gast schloss sich in der Toilette ein, wartete geduldig auf die Dunkelheit der Nacht und näherte sich dem Kuchenbuffet. Jens Grimm: „Er hat dann in jedes vorhandene Stück einmal gebissen und sich wieder aus dem Café entfernt.“ Als es noch Toilettenfrau Elfriede Prengel gab, wäre das nicht passiert.

Unter dem Namen Grimm firmiert der Betrieb seit 1932. Viele prominente Gäste haben sich im Café wohlgefühlt. Einer davon war Karel Gott, die Goldene Stimme aus Prag. Der 2019 verstorbene Sänger schätzte besonders den Quarkmohn. Außergewöhnliche Gäste waren auch die Fassbinder-Muse Hanna Schygulla und aus der Schauspieler- und Kabarett-Szene Christan Redl, Leslie Malton, Bernadette Heerwagen, Bruno Jonas, der Fußball-Weise Reiner Calmund (nur kleines Gebäck), Jean Pütz mit junger Ehefrau und Heino.

Und natürlich darf auch Johannes Rau in einer solchen Promi-Aufzählung nicht fehlen ...

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