Corona-Pandemie Rasanter Anstieg der Infektionen: Krisenstab reagiert

Wuppertal · Der Krisenstab der Stadt Wuppertal hat am Mittwoch (5. Januar 2022) die 3G-Regel und eine FFP2-Maskenpflicht für alle Verwaltungsgebäude mit Publikum, vor allem aber einschneidende Priorisierungen für die Arbeit des Gesundheitsamtes beschlossen.

 Sozialdezernent Dr. Stefan Kühn (Archivbild).

Sozialdezernent Dr. Stefan Kühn (Archivbild).

Foto: Christoph Petersen

Die Begründung: „In sieben Tagen 1400 neue Fälle, alleine heute 414 neue Positivbefunde, Höchstwert seit Beginn der Pandemie, ein Inzidenzwert von 448,2 (Stand 5. Januar, 17:30 Uhr), 3.075 Menschen in Quarantäne und ein weiterer, unausweichlicher Anstieg der Zahlen, der mit Schulbeginn absehbar noch einmal erheblich steiler werden wird.

Zuvor hatte Gesundheitsdezernent Stefan Kühn erklärt, was ein auf Basis der aktuellen Zahlen zu prognostizierender Anstieg in Inzidenzwerthöhen von 600 oder 800 für die Arbeit des Gesundheitsamtes bedeutet: „Bei durchschnittlich 15 Kontaktpersonen je infizierter Person wären bei 400 Positivmeldungen täglich 6.000 Kontaktpersonen zu kontaktieren. Kommen mit dem Schulbeginn in der kommenden Woche, ausgehend von den Zahlen vor den Ferien, noch einmal 100 Schulfälle in der Woche mit bis zu 10 betroffenen Klassen dazu, ist die Beratung und Nachverfolgung selbst mit Unterstützung aller verfügbaren Kräfte nicht mehr zu leisten.“

Der Sozialdezernent: „Dies bedeutet, dass wir eine Priorisierung brauchen, die konsequent am medizinisch Notwendigen ausgerichtet ist, also die Betreuung der Altenheime, Krankenhäuser und Behinderteneinrichtungen und anderer vulnerabler Menschen Vorrang hat, deren Leib und Leben durch die Entwicklung bedroht sein könnte. Andere, wie etwa die Schulen und Kitas, werden in dieser Situation anhand der Vorgaben des Landes noch eigenverantwortlicher als bisher die notwendigen Schritte einleiten müssen.“

„Mit den heutigen Beschlüssen setzt die Stadt klare Signale in einer sehr kritischen Situation“, betont Oberbürgermeister Uwe Schneidewind. „Das Signal an die Bürgerinnen und Bürger: Wenn alle Aufgaben nicht mehr zu bewältigen sind, dann hat der Schutz der Schwächsten oberste Priorität, und von allen anderen ist mehr Eigenverantwortung gefordert. Das Signal an die Beschäftigten: Wir anerkennen ihre großartige Leistung und stärken ihnen den Rücken, indem wir notwendige Einschnitte bei den Aufgaben voll und ganz mittragen und auch für ihren Schutz am Arbeitsplatz noch einmal verstärkt Sorge tragen.“

Krisenstabsleiter Johannes Slawig erklärt: „Das Gesundheitsamt und auch viele andere Leistungseinheiten der Stadtverwaltung stehen nach über zwei Jahren Pandemie nun noch einmal vor besonderen Herausforderungen. Das Gleiche gilt für von Infektionsfällen betroffene Einrichtungen und natürlich betroffene Bürgerinnen und Bürger. Es ist jetzt noch einmal von allen Solidarität gefragt, damit wir auch diese kritische Phase bewältigen. Daher bitte ich um Verständnis, auch wenn die Beschlüsse für viele zusätzlichen Aufwand oder Einschränkungen bedeuten.“

Bürgerinnen und Bürger müssen Kontaktpersonen selbst informieren, Eltern sollen Schulkinder vor Schulbeginn testen lassenKonkret bedeuten die Einschränkungen im Bereich der Personenkontaktverfolgung für Menschen mit einem positiven Befund, dass sie selbst umgehend alle Personen informieren müssen, mit denen sie zuletzt in engem Kontakt waren; und diese Personen müssen sich in der Folge eigenverantwortlich absondern und testen lassen. Dies sieht die Test- und Quarantäneverordnung des Landes ohnehin als gesetzliche Pflicht jeder bzw. jedes Betroffenen vor. Solange es noch zu leisten war, hat trotzdem das Gesundheitsamt diese Aufgabe soweit wie möglich übernommen. Ein Meldeformular auf der Homepage der Stadt erleichtert die notwendige Rückmeldung an das Gesundheitsamt.

„In anderen Kommunen und Bundesländern ist dieses Vorgehen lange Praxis. Wir delegieren daher eine Aufgabe, an diejenigen, die eigentlich ohnehin längst zuständig sind“, so Stefan Kühn. Absolute Priorität des Gesundheitsamtes müssten nun die Quarantäneverfügungen und die Betreuung der erkrankten oder vulnerablen Menschen haben.

Auch für die Schulen und Kitas gelte dies. Für sie seien die Vorgaben des Landes im Falle notwendiger Entscheidungen maßgeblich, etwa bei der Frage, wann Kinder in Verdachtsfällen nach Hause zu schicken sind. An alle Eltern appelliert der Krisenstab eindringlich, ihre Kinder vor dem Schulbeginn in einem Testzentrum testen zu lassen. So könne jeder dazu beitragen, dass die Schule möglichst sicher in das neue Schuljahr starten können.Impf- und Test-Strategie weiter intensiviert – Trauungen nur noch mit höchstens zehn Personen.

Die niedrigschwelligen Impf-Angebote in den mobilen Impfzentren werden weiterhin dem Bedarf angepasst und mit immer neuen Impf-Orten in den Stadtteilen erweitert. Eine Übersicht der jeweils aktuellen Angebote gibt die Homepage der Stadt www.wuppertal.de

Vor den Weihnachtsferien lag die Gesamtzahl der Impfungen in den städtischen Zentren bei rund 10.000 die Woche, zwischen Weihnachten und Neujahr bei 4.000, in dieser Woche bereits bei über 2.000. Seit dem Start der mobilen Impfzentren wurden dort 70.317 Personen geimpft. Auch die Kinder-Impf-Aktionen laufen wieder an.

Die rund 180 Testzentren in Wuppertal verzeichnen in den vergangenen Wochen großen Zulauf: Gemeldet wurden etwa 80.000 Tests je Woche. Am Montag und Dienstag dieser Woche waren es bereits 42.000 Tests. Neben der neuen 3G-Regelung für alle Verwaltungshäuser mit Publikumsverkehr und der Pflicht für alle Besucherinnen und Besucher, eine FFP2-Maske zu tragen (medizinisch begründete Ausnahmen ausgenommen), begrenzt die Stadt erneut die Personenzahl bei Trauungen auf höchstens zehn Teilnehmerinnen und Teilnehmer.

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