Sonnborn Zwischen fliegenden Teppichen und riesigen Garnrollen

Wuppertal · Georgios Paridis aus Wuppertal-Sonnborn ist seit 38 Jahren bekannt für seinen Umkettelungsservice. Sogar ein US-Patent hat er entwickelt.

Georgios Paridis zeigt eine Rolle mit selbstklebenden und umkettelten Teppichsockelleisten, die in seiner Firma angefertigt werden.

Georgios Paridis zeigt eine Rolle mit selbstklebenden und umkettelten Teppichsockelleisten, die in seiner Firma angefertigt werden.

Foto: Simone Bahrmann

Georgios Paridis bringt Teppiche zum Fliegen. Genaugenommen ist es ein gezieltes Schweben auf niedriger Höhe, während der Bodenbelag an seinen Rändern eine Umkettelung verpasst bekommt. Ein Gebläse unter einer Lochplatte macht es möglich. „Das ist so einfacher, den Teppich mit der Kettelmaschine zu bearbeiten“, erklärt der 73-jährige Firmenchef in der Werkshalle in Sonnborn, die gleichzeitig auch eine Verkaufshalle ist.

Überall hängen zwischen den Apparaturen bunte Teppichreste oder liegen in mehreren Schichten Teppichrollen übereinander. An einer Wand hängen viele große bunte Garnrollen.Paridis hat 250 verschiedene Kettelgarne im Angebot. Das Unternehmen TUS (Teppich-UmkettelungsService) von Georgios Paridis ist Spezialist für das Umketteln von Teppichböden und Läufern jeglicher Art und Form. Dieser Service ist zu Paridis Markenzeichen geworden.

Das Unternehmen besteht seit 38 Jahren. Doch der eigentliche Verkaufsschlager ist mittlerweile etwas anderes: Die von ihm selbst erfundene selbstklebende TUS Sockelleiste. Selbstverständlich gekettelt. Georgios Paridis hebt eine große Rolle eines mehrere Meter umfassenden Teppichstreifens auf und zeigt auf die Rückseite. Unter einem Plastikaufgetragene Haftschmelzklebstoff gut zu erkennen. „Wenn sie diese Teppichsockelleiste von der Wand wieder abziehen, bleiben keine Klebereste haften und die Farbe dran“, verspricht der Geschäftsmann.

Ein Mitarbeiter trägt den Klebstoff mit einer speziellen Sockelleisten-Beschichtungsmaschine heiß auf die Teppichstreifen auf. Georgios Paridis hat für seinen Betrieb zudem mehrere Maschinen selbst entwickelt und gebaut. „Für diese Maschine habe ich ein eigenes US-Patent“, erwähnt Paridis stolz.

Überhaupt mutet der Werdegang des gebürtigen Griechen, der einst 1976 als Gastarbeiter nach Wuppertal kam ein wenig wie ein Märchen an. „Der Betrieb läuft jetzt“, betont er. „Meine Leute sind Fachleute, die arbeiten alle selbstständig. Mein Stolz ist, dass ich sagen kann, dass es seit 1986 keinen Kunden, kein Wiederverkäufer, kein Teppichbodenhersteller gibt, der sagen kann: Der Paridis konnte einen Tag nicht liefern“.

Er expandierte sogar in die USA. In den 1990er Jahren eröffnete Georgios Paridis zusammen mit seinem Bruder in New Haven an der US-Ostküste eine Filiale. „Aber mein Bruder konnte das nicht weiterführen“, bedauert er. Außer Selbstklebenden (SK) Teppichsockelleisten und dem Umkettelungsservice bietet Paridis Stufenmatten an, die er individuell nach der Schablone des Kunden oder einer Teppichvorlage anfertigt.

Alles wird aus eigenen oder mitgebrachten Teppichresten angefertigt. Paridis handelt damit ganz modern, nämlich nachhaltig, „indem wir auch Reste der Wuppertaler Firma Vorwerk gekauft haben, die normalerweise in der Müllverbrennung landen“.

Paridis zeigt sich stets flexibel und innovativ. Seit zwei Jahren bietet er innerhalb eines neuen Programms auch die Anfertigung von Teppichen für Wohnmobile, Wohnwagen oder auch für Yachten und Boote nach Schablonenvorlage. Er nimmt dafür ausschließlich Vorwerk-Ware. „Es sei denn, es kommt jemand mit seinem eigenen Teppich, dann machen wir das auch“, lächelt er. Ein weiterer Geschäftspartner von Paridis ist die Weseler Teppich GmbH, die „tretford“-Teppiche aus Kaschmir-Ziegenhaar verkauft.

Dem Verkauf von nativem Olivenöl aus Lesbos, wofür Paridis jahrelang bekannt war, geht der Grieche übrigens nicht mehr nach. Etwas anderem ist er aber treu geblieben: Er ist noch politisch aktiv als CDU-Mitglied und Mitglied des Integrationsausschusses in Wuppertal. Zudem engagiert er sich stark für die Griechische Gemeinde in seiner bergischen Heimatstadt.

Seinen Betrieb möchte der 73-jährige noch weiterführen. „Ich mache noch ein paar Jährchen“, verspricht er. Seine Kinder haben allerdings andere Zukunftspläne. „Falls die Kinder nicht mehr weitermachen, wird wahrscheinlich eine Teppichfirma, mit der ich schon lange zusammenarbeite, meine Firma so übernehmen wie sie ist, mit dem Personal und allem Drum und Dran. „Das ist ein riesiger Vorteil für mich. Wir haben schon vereinbart, dass die einsteigen“. Der Fortbestand von TUS Paridis ist also gesichert.

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