Unterbarmer Friedhof Mosaik von Karl Hellwig repariert

Wuppertal · Ein großes Mosaik an der westlichen Mauer des Unterbarmer Friedhofs, das an die ehemalige Lackfabrik Herberts angrenzt, war lange Zeit dem Verfall preisgegeben. Nun wurde es aus Mitteln des Christlichen Friedhofsverbandes Wuppertal repariert und konserviert.

Das Mosaik.

Das Mosaik.

Foto: Christlicher Friedhofsverband Wuppertal

1936 hatte der junge Wuppertaler Künstler Karl Hellwig (1911-1996) das 5,50 Meter hohe und 3,40 Meter breite Werk als seine erste Arbeit im öffentlichen Raum geschaffen. Die Sprockhöveler Glaskünstler Udo Unterieser und sein Sohn Keno Enstrup stabilisierten jetzt den Untergrund und sorgten für einen besseren Wasserabfluss. Außerdem verfugten sie die Risse. Die noch vorhandenen Mosaiksteine wurden sichergestellt, aber bewusst nicht wieder eingesetzt und auch keine verloren gegangenen Steine ersetzt. Dadurch soll deutlich werden, dass der Verfall gestoppt wurde, aber eine grundlegende Restaurierung noch erfolgen kann.

Von Sprockhöveler Seite besteht ein besonderes Interesse an dem Kunstwerk: Karl Hellwig, dessen Wuppertaler Atelier im Krieg völlig zerstört worden war, ließ sich mit seiner Familie ab 1946 in (Sprockhövel-)Haßlinghausen nieder und begann dort neu. Bis zu seinem 82. Lebensjahr schuf Hellwig fast 300 Werke im öffentlichen Raum, überwiegend für evangelische Kirchen, vor allem Fenster, aber auch Portale, Paramente, Reliefs, Leuchter, Kreuze, Ausmalungen. So stammen z.B. die Fenster der Unterbarmer Hauptkirche von ihm.

 Karl Hellwig im Jahr 1995.

Karl Hellwig im Jahr 1995.

Foto: Stefan Melnceczuk

In Sprockhövel gestaltete er Fenster in der Herzkamper Kirche, in Haßlinghausen die Kirchentür der evangelischen Kirche, Fenster, Kreuz und Leuchter in der evangelischen Friedhofskapelle, die Glasschlifffenster der Sparkasse, die Glasbetonfenster und ein Relief im Rathaus. In Niedersprockhövel war er an der Renovierung der evangelischen Kirche beteiligt und gestaltete das Metallrelief an der Gedenkstätte auf dem Kommunalfriedhof. Im Gemeindehaus Hiddinghausen entwarf Hellwig 1976 Altar, Kanzel und Wandteppich. Helllwigs Werksverzeichnis listet allein im Ennepe-Ruhr-Kreis 35 Arbeiten auf. Er arbeitete überwiegend für Kirchen im westfälischen Raum, aber auch in Norddeutschland.

Der Wuppertaler Friedhofskenner Cesare Lazaros Borgia hatte vor einiger Zeit die Kunst- und Kulturinitiative Sprockhövel auf das verfallende Hellwig-Mosaik aufmerksam gemacht, die ihrerseits mit Ingo Schellenberg vom Christlichen Friedhofsverband Wuppertal eine bezahlbare Lösung in die Wege leitete.

 Detail.

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Foto: Christlicher Friedhofsverband Wuppertal

Karl Hellwig hatte nach seinem Abschluss an der Wuppertaler Kunst-Akademie mit seinem Freund und Kollegen Paul Flores eine Italien-Reise unternommen und war tief beeindruckt von den Mosaiken in den mittelalterlichen Kirchen des Landes. Von dieser etwas statischen, flächigen Formensprache des frühen Christentums ist sein Friedhofs-Mosaik deutlich inspiriert.

Die Inschrift „Mir nach, spricht Christus, unser Held“ ist der Karolingischen Minuskel nachempfunden und kann durchaus als ein Ausdruck der Opposition gegen das damals herrschende NS-Regime interpretiert werden: Die Gläubigen sollen Christus folgen, und eben nicht den neuen, anderen „Helden“ der nationalsozialistischen Herrschaft.

Detail.

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Foto: Christlicher Friedhofsverband Wuppertal

Denn auch beim damaligen Träger des Friedhofs, der Vereinigten evangelischen Kirchengemeinde Unterbarmen, hatte die Bekennende Kirche Anhänger. Die „Barmer Theologische Erklärung“ bildete 1934 das theologische Fundament der Bekennenden Kirche, die sich dem Anspruch des NS-Staates auf totale Herrschaft auch über die Kirchen entziehen wollte. So ist dieses Mosaik nicht nur eine hochwertige künstlerische Arbeit, sondern auch ein Dokument der politischen Zeitgeschichte.

Der größte Teil des künstlerischen Nachlasses Karl Hellwigs (Entwürfe, Zeichnungen, Gemälde) befindet sich im Archivzentrum Hattingen-Sprockhövel.

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