Autorin Jasmin Schaudinn Warum Tilly am Katernberg leben könnte

Wuppertal · Kinder brauchen Helden. Und zwar nicht immer solche mit Superkräften und rosaroten Welten. Das Vorschulkind Tilly ist fünf Jahre alt, herrlich unperfekt und hat genau deshalb das Zeug, nicht nur Heldin, sondern auch beste Freundin zu sein. Erschaffen wurde sie von Jasmin Schaudinn. Die Kinderbuchautorin vom Katernberg hat „Tillys Kinderkram“ in die Kinderbuchregale Deutschlands geschickt. Und das alleine dieses Jahr mit fünf Bänden.

 Jasmin Schaudinn ist in Wuppertal glücklich. Ihre Nachbarschaft und die Familien inspirieren ihr Schreiben.

Jasmin Schaudinn ist in Wuppertal glücklich. Ihre Nachbarschaft und die Familien inspirieren ihr Schreiben.

Foto: Stefanie vom Stein

Tilly könnte überall sein. Das Nachbarskind, die Freundin aus dem Kindergarten oder aus dem Sportverein. Sie ist zwar eine Buchfigur, hübsch von Illustratorin Angela Gstalter gezeichnet, mit wuscheligen Haaren und breitem Lächeln. Aber sie und ihr buntes Leben, mit den zwei unterschiedlichen Strümpfen an den Füßen, den in Trennung lebenden Eltern, mit Hund Dienstag und Bruder Bruno, ist so realistisch wie liebenswert.

„Ich wollte jemanden erschaffen, der in einer Welt zu Hause ist, wie sie heute viele Kinder kennen“, erklärt Jasmin Schaudinn die Idee hinter ihrer Romanfigur. Und auch die Themen, die Tilly in den Büchern beschäftigen, sind echte und aktuelle Kinderthemen. Mit Corona, mit der Trennung der Eltern, aber auch mit Vegetarismus und Sport setzt sich das Vorschulkind in der Buchreihe „Tillys Kinderkram“ auf ihre wunderbar unbefangene Art und Weise auseinander: neugierig und mit einer eigenen, kindgerechten Lösungsstrategie.

Für ihren Podcast besucht sie Schulen und Kindergärten. An der Offenen Gemeinschaftsgrundschule Am Nützenberg sprach sie mit den Kindern über das Thema Urlaub.

Für ihren Podcast besucht sie Schulen und Kindergärten. An der Offenen Gemeinschaftsgrundschule Am Nützenberg sprach sie mit den Kindern über das Thema Urlaub.

Foto: Nina Bossy

Eine Begleiterin auf Augenhöhe für den Kinderalltag – Jasmin Schaudinn hat mit ihrer Tilly eine Lücke im Kinderbuchmarkt gefunden. „Mir ist es ein Anliegen, Kinder mit ihrer Perspektive ernst zu nehmen, ohne ihnen pädagogisch etwas überstülpen zu wollen.“

Dass „Tillys Kinderkram“ direkt als ganze Buchreihe an den Start geht, rührt die dreifache Mutter sehr. „Tilly ist schon die sechste Figur, die ich im migo Verlag, der zur Verlagsgruppe Oetinger gehört, veröffentlichen darf. Dass allein in diesem Jahr fünf Tilly-Bücher geplant sind, ist ein toller Vertrauensbeweis.“ Die Begegnung auf Augenhöhe geht nach dem Lesen übrigens noch weiter. Für jeden Tilly-Band erscheint eine thematisch passende Podcast-Folge.

Und da trifft die Autorin echte Tillys, in Wuppertals Kindergärten und Schulen. „Im Podcast möchte ich einfach Vorschulkinder und Grundschüler erzählen lassen“, sagt Jasmin Schaudinn. „Denn ich denke, es tut Kindern gut zu wissen, dass ihre Themen auch Gleichaltrige in ihrem Alltag betreffen.“

 Bevor die Kinderbuchautorin ein neues Buch beginnt, spannt sie zuallererst eine Wäsche leine quer durch ihr kleines Büro und hängt dort alles auf, was sie inspiriert.

Bevor die Kinderbuchautorin ein neues Buch beginnt, spannt sie zuallererst eine Wäsche leine quer durch ihr kleines Büro und hängt dort alles auf, was sie inspiriert.

Foto: Stefanie vom Stein

Ihre erste Podcast-Aufnahme nahm sie in der Grundschule Birkenhöhe auf. „Wir leben im Moospfad, die Grundschule hat bis vergangenes Jahr noch meine Tochter besucht“, erzählt Jasmin Schaudinn. „Der Stadtteil und seine Familien prägen mich unheimlich in meinem Schaffen.“

Und was die Kinder der Autorin erzählen, das könnte vielleicht für sie sogar Inspirationsquelle sein. Denn Tillys Reise wird weitergehen. „Wir haben im Mai erfahren, dass auch nächstes Jahr Tilly-Bücher erscheinen werden“, sagt Schaudinn. Bis dahin stehen in diesem Jahr noch weitere Gespräche in Klassenzimmern und Kitagruppen an.

Übrigens fragt Jasmin Schaudinn da nicht nur nach den großen Kinderthemen, sondern auch nach Basteltipps und dem Witz des Tages. Denn darum geht es ihr: Kinder zu unterhalten – auch wenn natürlich eine Haltung dahintersteckt. „Ich finde es so wunderbar, dass ich gerade so viele Kinder in Wuppertal kennen lernen und sie über den Podcast erzählen lassen kann. Und dadurch fühle ich noch einmal ganz deutlich: Tilly könnte wirklich wunderbar in Wuppertal zu Hause sein.“

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