Ronsdorf L 419: Greenpeace will Planungsstopp

Wuppertal · Greenpeace Wuppertal fordert von der Düsseldorfer Bezirksregierung und dem Land NRW, das Verfahren zur Planfeststellung der L 419 auf Eis zu legen. Zudem solle sich die Stadt beim Land NRW für einen Stopp einsetzen.

 Die L 419 im Bereich Erbschlö.

Die L 419 im Bereich Erbschlö.

Foto: Christoph Petersen

„Neue Datenanalysen zeigen, dass die ,Engpassbeseitigung‘ in der Mehrheit der Fälle von Autobahnausbauten zu mehr und nicht weniger Stau geführt hat. Zudem führt der Ausbau von Fernstraßen zu mehr induziertem Verkehr und mehr Klimabelastung“, so die Begründung. „Der Ausbau der L 419 auf der Basis völlig aus der Zeit gefallener Planungen ist für die notwendige Mobilitätswende kontraproduktiv und lenkt Investitionsmittel in die falsche Richtung.“

Die Stadt Wuppertal wolle bis 2035 Klimaneutralität erreichen und habe den Klimanotstand ausgerufen. „Für den Fall der L 419 heißt das, dass die Stadt sich für einen Stopp der Planfeststellung einsetzen muss“, meint Greenpeace. Mit der aktuellen Politik im Verkehrssektor sei nicht möglich, die gesetzten Klimaziele zu erreichen. Selbst mit 15 Millionen reinen E-Autos würden die Klimaziele 2030 deutlich verfehlt.

„Die Ausbauplanung der L 419 stammt aus einer Zeit der autozentrierten Verkehrsplanung und entspricht in keiner Weise mehr den heutigen Anforderungen. Nach dem Stufenplan zur Klimaneutralität 2035 für Wuppertal muss zum Erreichen des Ziels Klimaneutralität der Individualverkehr um 40 Prozent abnehmen“, so die Umweltschutzorganisation. „Der Ausbau der Fernstraßen wie der L 419 steht diesem Ziel eklatant entgegen. Neue und ausgebaute Straßen führen nachweislich zu einer Zunahme der Verkehrsnachfrage (induzierter Verkehr).“

Der Ausbau der L 419 bevorzuge zudem den Fernverkehr gegenüber dem Nahverkehr: „Die Busfahrzeiten von Ronsdorf nach Elberfeld und Barmen werden sich durch die Verlegung der Buslinien in bislang noch unbekanntem Umfang verlängern. So sind nach den Planfeststellungsunterlagen aus Ronsdorf heraus zukünftig drei statt einer Ampel geplant. Nötige Anreize zur Reduktion der Autofahrten werden so konterkariert, der dringend notwendige Umstieg auf alternative Verkehrssysteme wie den ÖPNV verhindert.“

Die für den Ausbau der L 419 eingesetzten Finanzmittel stünden, so Greenpeace, „für Investitionen in die Mobilitätswende nicht mehr zur Verfügung. Es handelt sich um Ausgaben für eine aus der Zeit gefallene Planung der autozentrierten Vergangenheit, die Investitionen in die Zukunft verhindert. Jeder weitere Kilometer Straßenaus- und -neubau verhindert die Verkehrsverlagerung und macht ein späteres Umsteuern immer schwieriger.“

Eine im Februar 2023 von Greenpeace vorgelegte Datenanalyse mit Auswertung von Navi-Daten zeige, „dass die der Planung für die L 419 zugrundeliegende Vorstellung, durch ,Engpassbeseitigung‘ Stau verringern zu können, gerade nicht der Realität entspricht. Im Gegenteil: Direkt auf dem erweiterten Stück gab es bei 50 Prozent der untersuchten Autobahnen mehr Stau. In Umgebung der Erweiterung war sogar in 75 der Fälle mehr Stau zu messen.“

Ralf Weyer von Greenpeace Wuppertal: „Die vorlegte Planung ist mit den Zielen des Klimaschutzes und der dafür nötigen Mobilitätswende unvereinbar. Insgesamt ist es zudem zweifelhaft, ob der Ausbau der L 419 seine verkehrlichen Ziele überhaupt erreichen würde. Die Behauptung der ‚Engpassbeseitigung‘ scheitert an der Realität. Wir fordern von Land und Stadt einen ‚Klimacheck‘ der Ausbaupläne der L 419 nach heutigem Stand, gemessen am 1,5-Grad-Ziel.“

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