Aus und vorbei Stiller Abschied von den Bleicherfesten

Wuppertal · Als sich 2019 Menschenmassen, wie in vielen Jahren zuvor, durch die Widukind- und Mohrenstraße schoben und Schnäppchen suchten, dachte niemand daran, dass das 44. Heckinghauser Bleicherfest der letzte große Tagesflohmarkt sein würde.

 Bereits mitten in der Nacht betraten Schnäppchenjäger das Bleicherfestgelände und suchten Rares. Tagsüber sowieso.

Bereits mitten in der Nacht betraten Schnäppchenjäger das Bleicherfestgelände und suchten Rares. Tagsüber sowieso.

Foto: Conrads

Für den Vohwinkeler Flohmarkt war schon vorher das Aus gekommen. Dann kam die Corona-Pandemie und jetzt reichen die personellen und finanziellen Kräfte des Bezirksvereins Heckinghausen nicht mehr aus, die Organisation zu stemmen.

Bezirksvereinsvorsitzender Jürgen Nasemann, der sich zuletzt mit Stephan Abel und Heiko Meins um die Festorganisation kümmerte: „Das Festgelände hat sich stark verändert und die Rahmenbedingungen können wir nicht mehr erfüllen. Die städtischen Auflagen überfordern uns in jeder Beziehung. Das 45. Bleicherfest gibt es in der bekannten Form nicht mehr!“

Impressionen vom 44. Heckinghauser Bleicherfest in Wuppertal
27 Bilder

Impressionen vom 44. Heckinghauser Bleicherfest

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Foto: Wuppertaler Rundschau/Simone Bahrmann

Alle Jahre wieder

Das Bleicherfest ist 1975 aus dem ersten „Heimat- und Brückenfest“ hervorgegangen. Damals feierte die historische Wupperbrücke ihr 200-jähriges Jubiläum. Der Bezirksverein Heckinghausen nahm den großen Zuspruch von 100.000 Besuchern auf und entwickelte ein Flohmarktkonzept, das Jahrzehnte tragen sollte. In den Straßen rund um den Gaskessel präsentierten hunderte Aussteller ihre überwiegend gebraucht waren. Profis waren damals noch die Ausnahmen. Live-Musik bot einen zünftigen Rahmen. Später wurden die Bleicherfeste zu internationalen Familientreffen, wie ein buntes Sprachengemisch bewies.

Wenig Flächen und viele Vorschriften

Mit der städtebaulichen Entwicklung und Verkehrsvorschriften veränderte sich das Festgelände. Jürgen Nasemann: „Im Wendehammer in der unteren Werléstraße schlug immer das Herz unserer Bleicherfeste. Dort stand eine Bühne und nebenan wurde Gastronomie angeboten. Die Waldeckstraße mussten wir zunehmend meiden, ebenso die Straße Auf der Bleiche wegen ihres geringen Querschnittes und der Fluchtwege. Zuletzt siedelte sich die AWG mit ihrem Recyclinghof an der Widukindstraße an und nahm uns wichtigen Parkraum für die Aussteller. Gegenüber wurde ein Autohaus gebaut und eine Moschee ist im Bau. Der Sportplatz ist nach dem Bau eines Kunstrasens schon länger als Parkplatz weggefallen. Diese Verluste ließen sich nicht kompensieren.“

 Die „Mister Bleicherfeste“ mit dem damaligen Stadtoberhaupt (v.li.): Heinz W. Kurzhals, Peter Jung, Werner Schwarz und Jürgen Nasemann.

Die „Mister Bleicherfeste“ mit dem damaligen Stadtoberhaupt (v.li.): Heinz W. Kurzhals, Peter Jung, Werner Schwarz und Jürgen Nasemann.

Foto: Conrads

Mit den reduzierten Standflächen sanken die Einnahmen. Parallel stiegen die Kosten für Verkehrsinfrastruktur und Fluchtwege. Nasemann: „An Ein- und Ausgängen müssen durch bezahlte Fremdunternehmen Verkehrszeichen aufgestellt werden. An jedem Fluchtschild brauchen wir eine Person mit Megaphon. Insgesamt bezahlen wir für den ganzen Tag 60 Personen. Für Absperrungen noch einmal zwölf Personen. Nicht zu vergessen: Straßennutzungsgebühren, Sanitätsdienst und Notarzt.“

Kräfte des Bürger- und Bezirksvereins sind erlahmt

Im Laufe der Jahrzehnte ist die personelle Decke immer dünner geworden. Organisatoren er ersten Stunde sind heute, wenn sie noch leben, über 90 Jahre alt. Das Ehrenamt stößt beim zeitweise größten Flohmarkt Wuppertals an seine Grenzen. Auch der Lohn der Mühen.

Nasemann: „Anfangs haben wir Gewinne erwirtschaftet und konnten Weihnachtspakete für Altenheimbewohner packen, die jährliche Adventsfeier finanzieren. Heute machen wir Minusgeschäfte und decken offene Rechnungen aus Vereinsbeiträgen. Das können wir nicht mehr verantworten.“

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