Oberbarmen Am Monatsende ist Schluss

Wuppertal · Videotheken, von denen es in Wuppertal früher einmal stolze 20 Stück gab, sind eine aussterbende Gattung. Am 31. Mai 2018 geht mit dem "Empire Video-King" am Berliner Platz eines der letzten lokalen Kapitel dieser Film-Geschichte zu Ende.

 Martina Kram inmitten der Filmvielfalt am Berliner Platz. Frei nach dem Schlager „Am 30. Mai ist der Weltuntergang“ wird in Oberbarmen am 31. Mai ein jahrzehntelanges Kapitel der Videotheken-Geschichte beendet.

Martina Kram inmitten der Filmvielfalt am Berliner Platz. Frei nach dem Schlager „Am 30. Mai ist der Weltuntergang“ wird in Oberbarmen am 31. Mai ein jahrzehntelanges Kapitel der Videotheken-Geschichte beendet.

Foto: Macheroux

Es ist kurz nach 10 Uhr — Martina Kram hat gerade die Videothek "Empire" geöffnet. Die ersten Kunden haben sich schon eingefunden: Walter Fels ist aus Remscheid angereist. Er drückt sein tiefes Bedauern darüber aus, dass am 31. Mai 2018 auch die fast letzte Wuppertaler Videothek zumacht. "Bei uns in Remscheid hatten wir drei Videotheken, die alle geschlossen wurden. Wenn jetzt auch hier Schluss ist, dann müsste ich nach Gelsenkirchen oder Witten fahren, das ist mir aber zu weit. Dann muss ich mich wahrscheinlich mit dem Internet beschäftigen."

Film-Fan Walter Fels hat etwa 300 Filme zu Hause: "Die gucke ich mir wahrscheinlich nicht mehr an. Wenn ich einen Film zweimal gesehen habe, das reicht."

Das Videotheken-Sterben ist ein Abschied auf Raten. Vor fünf Jahren gab es in Deutschland noch 2.400 Videotheken — davon haben weniger als die Hälfte überlebt.

Die Gründe sind vielschichtig: Sky, Amazon Prime, Netflix oder Maxdome haben ihre Marktanteile ständig vergrößert. Durch das Internet hat sich die Unterhaltungskultur stark verändert. Jörg Weinrich, Geschäftsführer des Interessenverbandes des Video- und Medienhandels in Deutschland (IVD) ergänzt die Ursachen: "Ein großes Problem sind die illegalen Angebote im Netz."

1993 hatte Günter Hellwig — er besaß einst 20 Videotheken — die Videothek am Berliner Platz übernommen. Aber schon in den 80er Jahren konnten unmittelbar an der Schwebebahnendstation Filme ausgeliehen werden. Fachfrau Martina Kram hat die besten Zeiten der Branche, als es in Wuppertal noch 20 Videotheken gab, miterlebt: "Wahrscheinlich sind wir die letzte Videothek, wegen unserer günstigen Lage. Viele Reisende, die wir durch unser breites Angebot überzeugt haben, haben sich bei uns eingedeckt."

Wer die Zeit noch nutzen möchte: Bis zum 31. Mai 2018 werden in der "Empire"-Videothek drei Filme für den Preis von zwei verkauft — und die Leihgebühr pro Film kostet weiterhin zwei Euro pro Tag.

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