"Schön war die Zeit"

Die Cronenberger trauern ihrer großen Freibäderlandschaft nach. Vor allem das ehemalige Freibad Hütterbusch weckt noch schöne Erinnerungen — jetzt ist dort eine Hundepension zu finden.

 Jetzt erinnern nur noch Aufnahmen in Karl-Heinz Dickingers Album an die schönen Badezeiten im Hütterbusch.

Jetzt erinnern nur noch Aufnahmen in Karl-Heinz Dickingers Album an die schönen Badezeiten im Hütterbusch.

Foto: Eduard Urssu

Gerade an heißen Sommertagen wünschen sich Generationen ins Freibad. Erst in der Sonne braten, dann im kühlen Nass erfrischen. Wer braucht da schon die Côte d'Azur, wenn das Gute so nah ist? Selbst an den schönen Herbsttagen, mit Temperaturen über 20 Grad versteht sich, denkt so manch hartgesottener Freiluftsportler über einen Ausflug ins Freibad nach.

In Cronenberg ist das zumindest im Freibad Neuenhof möglich — in dem letzten verbliebenen Freibad "em dorpe". "Das war früher ganz anders. Da hatten wir mehrere Freibäder", erinnert sich Karl-Heinz Dickinger. In erster Linie denkt er da an das ehemalige Freibad Hütterbusch: "Hier habe ich viele schöne Stunden verlebt."

Dabei war Hütterbusch zu Beginn nur mit sehr viel Fantasie als Freibad zu bezeichnen. Es war, gemessen an heutigen Maßstäben, nicht viel mehr als ein Schlammloch — zumindest in den Anfängen.

Im Jahr 1932 schwangen fast 100 Männer Hacken und Schippen, um mit Rasendämmen einen großen "Teich" anzulegen. "Das war eine reine Arbeitsbeschaffungsmaßnahme. Und ins Becken musste immer Wasser nachgepumpt werden", weiß Karl-Heinz Dickinger. Erst nach 1945 wurde in vielen Arbeitsstunden das Becken erweitert. Es kam ein richtiger Boden rein, Sprungbretter wurden angebracht und das Nichtschwimmerbecken wurde ausgebaut.

Doch richtig legendär wurde der Hütterbusch durch die Feiern im und um das Bad herum. An eine Dschungel-Party der besonderen Art kann sich Karl-Heinz Dickinger noch sehr gut erinnern: "Meine Freunde und ich haben uns mit einem Gemisch aus Asche und Hautcreme den ganzen Körper eingeschmiert, haben uns selbst gemachte Baströcke umgebunden und sind dann als Eingeborene und Trommeln schlagend durch die Straßen runter zum Hütterbusch gezogen. Das kann man sich heute gar nicht vorstellen."

Unglaublich, aber wahr. Das bezeugen aber die Aufnahmen, ordentlich zusammengestellt im Familienalbum der Dickingers. Wie auch die Fotos zum 50-jährigen Jubiläum im Jahr 1982. Da kam Prominenz aus dem gesamten Bezirk zur großen Feier mit Wasserballett und Schiffsmodellregatta. Da war die Welt noch in Ordnung, zumal das Freibad bis zum Ende der 1970er-Jahre mit viel Geld erweitert und in Schuss gehalten wurde.

Dann konnte die Stadt Wuppertal aber keine Zuschüsse mehr leisten und in den 1990ern musste der Badebetrieb eingestellt werden. Die amtliche Schließung war dann 2002. Zumindest der 1932 gegründete Schwimmerverein ist in Teilen erhalten geblieben.

Der Nachfolgeverein erinnert im Namenszug "SV Orca Wuppertal-Cronenberg 1932" und konzentriert sich heute auf ein Breitensportprogramm mit Wassergewöhnung, mit der Nichtschwimmerausbildung und Training für alle Altersklassen. Weitere Informationen zum Verein sind im Internet unter www.sv-cronenberg.de zu finden.

(Rundschau Verlagsgesellschaft)
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