Fußball-RL: Samstag in Bocholt WSV-Endspiel um Platz zwei und das „letzte Geläut“
Wuppertal · Es hatte schon einen gewissen Symbolcharakter. Als Ersan Parlatan, der Trainer des Fußball-Regionalligisten Wuppertaler SV, am Mittwoch (8. Mai 2024) auf der Pressekonferenz im Stadion am Zoo mit seinen Einschätzungen zum Auswärtsspiel am Samstag (11. Mai) beim 1. FC Bocholt (14 Uhr, Stadion am Hünting) begann, waren im Hintergrund die Glocken der nahen Sonnborner Hauptkirche zu hören. Das letzte Geläut sollte es aber natürlich nicht für den WSV sein.
„Es ist für jeden Einzelnen eine schwierige Situation, weil der Verein gewisse Entscheidungen getroffen hat und demzufolge eine gewisse Ausrichtung vorgegeben wurde. Und weil bei jedem Einzelnen noch Fragezeichen sind, was seine Zukunft angeht. Bei dem ein oder anderen ist es klar, bei vielen anderen herrscht noch das Fragezeichen“, so Parlatan mit Blick auf die offenen Personalthemen, zu denen auch seine eigene gehört.
Nach dem hart umkämpften 2:1-Sieg gegen die Düsseldorfer U23 hatte der WSV-Coach sein Team ausgiebig gelobt. Aus gutem Grund, wie er am Tag danach erklärte: „Dass man trotzdem immer noch voll bei der Sache ist, die Konzentration extrem hoch ist, das ist immer nicht einfach. Da hat man auch andere Mannschaften erlebt. Deswegen ist es eine Selbstverständlichkeit, dass ich der Mannschaft ein Lob ausspreche, weil sie nicht nur gestern, sondern auch in den Wochen davor in den Spielen und in den Trainingseinheiten das Ganze sehr intensiv und konzentriert angegangen ist.“
Das bestätigt auch Mittelfeldspieler Tobias Peitz: „Ich habe es noch nicht erlebt, dass in einer Mannschaft in jedem Training bis zum Ende Vollgas gegeben wird.“ Darauf habe der Trainer „einen großen Einfluss“. Durch Parlatan sei die Mannschaft „noch einmal ganz anders erreicht“ worden: „Jeder hat noch einmal das letzte Quäntchen aus sich herausgekitzelt.“ Auch wenn es nicht für den Aufstieg gereicht hat: „Wir sind letztes Jahr Zweiter geworden und hatten uns eine Verbesserung gewünscht, das ist nicht der Fall. Jeder von uns will bis zum Ende jedes Spiel gewinnen. Gerade die Heimbilanz (alle Spiele 2024 daheim gewonnen, Anm. der Red.) wollen wir bis zum Ende aufrechterhalten.“
WSV-Trainer Hüseyfe Dogan war nach der 1:2-Heimniederlage gegen Bocholt am 18. November 2023 beurlaubt worden, bis zur Winterpause agierte Christian Britscho als Interimscoach. Dessen Nachfolger Ersan Parlatan hat den Weg der aktuellen Woche klar definiert: „Es geht darum, bestmöglich zu regenerieren. Die Spieler müssen alles abrufen. Auf der Gegenseite wird eine Mannschaft auf uns stoßen, die selber auf den zweiten Tabellenplatz rücken will.“
Es sei eine „spielstarke Mannschaft, die hohes Tempo hat gerade im Umschaltspiel, nicht umsonst zwei Punkte hinter ist und eine gute Saison spielt.“. Es sei sozusagen ein „Endspiel um den zweiten Platz, auch wenn sich das blöd anhört“. In dem die beste Verteidigung (Bocholt) auf den besten Sturm (WSV) der Liga trifft.
Nicht dabei sind beim WSV Marco Terrazzino und Kevin Pytlik (gelbgesperrt) sowie die verletzten Niklas Dams, Tom Geerkens und Steve Tunga. Parlatan hofft auf den Einsatz von Kapitän Lion Schweers in der Innenverteidigung, dort könnten auch Aday Ercan, Ilhan Altuntas oder Philipp Hanke aufflaufen. „Wir machen das Beste daraus, deshalb haben wir ja einen großen und qualitativ guten Kader“, weiß der Trainer. Aber eben wohl nicht mehr lange. Wie zur Bestätigung waren kurz danach wieder die Glocken zu hören …