Handball 50 Jahre SV CDG: Ein etwas anderer Sportverein

Wuppertal · Es war eine der ungewöhnlichsten Vereinsgründungen der Wuppertaler Sportgeschichte. Kürzlich feierte der SV Carl-Duisberg-Gymnasium (SV CDG) das 50-jährige Jubiläum in der kultigen „Barmer Brauerei“ auf dem Rott. Mit Frank Gersch und Ole Hölzel brachte der Schulverein zwei Bundesliga-Spieler hervor.

 Von li.: Wulf Hohmann, Eugen Heikaus, Dirk Schönwetter, Dirk Dahlhaus, Frank Gersch und Ole Hölzel.

Von li.: Wulf Hohmann, Eugen Heikaus, Dirk Schönwetter, Dirk Dahlhaus, Frank Gersch und Ole Hölzel.

Foto: Marco Hoffmann

Der Auftakt vor fünf Jahrzehnten war furios: Die CDG-Truppe schaffte fünf Aufstiege bis in die Verbandsliga, und der vor Kreativität nur so strotzende „Starkstromtrainer“ Eugen Heikaus sprach in einem Zeitungsinterview sogar vom Ziel namens Bundesliga. Spätestens danach wurde der Schulverein von der lokalen Konkurrenz mit noch mehr Argwohn betrachtet als ohnehin schon.

Die A-Jugend spielte um die Westdeutsche Meisterschaft, der SV CDG war trotz der Nähe zum LTV, TV Beyeröhde und Grün-Weiß absolut angesagt. Kapitän der A-Jugend war Frank Gersch. Der Rückraumspieler schaffte es bis in die 1. Bundesliga bei TuSEM Essen, dem THW Kiel und dem VfL Bad Schwartau. Gersch warf in der Bundesliga 509 Tore. In Essen war der heutige Bundestrainer Alfred Gislasson sein Mitspieler.

Frank Gersch, mittlerweile 62 Jahre alt, war aus seinem ländlichen Wohnort in der Nähe von Kiel ebenso angereist wie Ole Hölzel, der es bei den Reinickendorfer Füchsen bis in die 1. Bundesliga brachte, aber auch einer der prägenden Akteure der großen Zeit des LTV war. Hölzel hat sein Hobby zum Beruf gemacht, er betreibt in Bochum ein Fotostudio. Frank Gersch hat vor dem Wechsel nach Essen ebenfalls beim LTV gespielt. Seine sieben Enkelkinder leben in Hamburg, die Familie hat dort einen Zweitwohnsitz.

Natürlich ging es bei der Feier nicht ohne den im positiven handballverrückten Vereinsgründer Eugen Heikaus, der aus seinem neuen Lebensmittelpunkt im 700 Kilometer entfernten Braunau am Inn in Österreich gekommen war. Heikaus, ein Mann mit einem facettenreichen Leben, stammt aus einer Wichlinghauser Unternehmerfamilie.

Einer der Initiatoren des Treffens in der von Handballern betriebener „Barmer Brauerei“ war der Ehrenvorsitzende Dr. Wolfgang Diepenthal (79), damals sportinteressierter Deutsch - und Geschichtslehrer, in der Handballszene aber kaum zu Hause. Die „jungen Wilden“ hatten ihn für das Amt gewonnen, er blieb 34 Jahre lang der Vorsitzende des SV CDG.

Diepenthal zu der Situation der Gründerphase: „Das Experiment dieser Neugründung war auch eine Trotzreaktion darauf, dass der Handball-Schulstadtmeister des Carl-Duisberg-Gymnasiums mit seinen großen Talenten von keinem der etablierten Vereine komplett aufgenommen wurde.“ Der Pädagoge Diepenthal sieht noch einen anderen Aspekt: „Man muss diesen Schritt vielleicht im größeren Zusammenhang der Reformjahre der Bundesrepublik Deutschland sehen. Einen Verein zu gründen, ohne die finanziellen und organisatorischen Fallstricke zu bedenken, die überall lauerten.“

Nach den rasanten Aufstiegen folgte ein sportliches Auf und Ab. Es gab eine Spielgemeinschaft mit dem Nachbarn Grün-Weiß, der mittlerweile als einer der traditionsreichsten Vereine seine Handballabteilung aufgelöst hat. Der Schulverein SV CDG hat sich mittlerweile unter die Fittiche des Deutschen Alpen-Vereins begeben. Den SV CDG gibt es nicht mehr als eigenständigen Verein, er darf aber als Handballabteilung des DAV – Sektion Wuppertal seinen Namen weiterführen unter der derzeitigen Leitung von Ulrike Glombitza.

Abteilungsleiter ist der Ronsdorfer Tierarzt Uwe Merschjohann. Sein Onkel Kurt war einer der Leistungsträger des Grün-Weißen-Feldhandballteams der 60-er Jahre, sein Vater Heinz stand auf dem Sportplatz an der Rathenaustraße im BTV-Tor. Aus der Grün-Weiß-Truppe ist kürzlich im Alter vom 89 Jahren Hansi Voß verstorben. Aktuell hält Dieter Weiß als Initiator mit den Oldie-Treffs im Clubhaus im Höfen die Tradition aufrecht.

Zum Team CDG-DAV gehört längst eine Frauen-Mannschaft, die sich achtbar in der Landesliga hält. Wolfgang Diepenthal sagt mit Stolz: „Außer beim Carl Humann Gymnasium in Essen mit Bundesliga-Zugehörigkeit des VV Humann Essen im Volleyball sind bundesweit keine Gründungen von Schulvereinen mit Erfolgen wie beim SV CDG bekannt.“

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