Sexualpädagogische Stadt-Rallye für Neuntklässler Viel besser als Doktor Sommer

Wuppertal · "Das mit den Kondomen auf Penismodellen hatten wir im letzten Jahr", lacht Lydia Seidel von der Schwangerschaftskonfliktberatungsstelle "donum vitae". Sie ist eine der Betreuerinnen der sexualpädagogischen Stadtrallye für Neuntklässler, die passend am 6 . Juli, dem Tag des Küssens, stattfand.

 Interessierte Jugendliche der Gesamtschule Langerfeld im Gesundheitsamt: Mit ihnen kann man über alles reden — das zeigt auch das Plakat mit teilweise „sportlichen“ Stellungen ...

Interessierte Jugendliche der Gesamtschule Langerfeld im Gesundheitsamt: Mit ihnen kann man über alles reden — das zeigt auch das Plakat mit teilweise „sportlichen“ Stellungen ...

Foto: von Bargen

Rundschau-Mitarbeiter Nikolaus von Bargen war dabei.

Ich hatte mich schon auf das Schlimmste gefasst gemacht: Fotos von fiesen Feigwarzen und grell geröteten Genitalien, Aufklärungsvideos aus den 80ern und peinlich berührte Pubertierende, die porös gewordene Präservative über Plastik-Penisse ziehen müssen. "Auch da werden gerne Fehler gemacht...", schmunzelt Lydia Seidel, die Hände über dem Kopf zusammenschlagend. Doch im Folgenden muss ich feststellen, dass meine Vorstellung von einer sexualpädagogischen Stadt-Rallye vielleicht ein bisschen altmodisch war.

"Heute geht es nicht um konkrete Probleme. Die Jugendlichen sollen uns einfach kennenlernen und wissen, an wen sie sich im Ernstfall wenden können", erklärt Seidels Kollegin Gabriele Schelp. Dabei setzen die Mitarbeiterinnen von "donum vitae" im Rahmen ihrer präventiven Arbeit schon früh an. So werden sie von Melinda und ihren drei Freundinnen direkt wieder erkannt, als sie auf ihrer Rallyestrecke Halt machen. "Ja, Sie haben uns mal im Unterricht besucht", können sich die vier Mädchen erinnern, wobei die damaligen Knetgummi-Penisse auch in der Rückschau noch für großes Gekicher sorgen.

Neben "donum vitae" beteiligen sich die AIDS-Hilfe, "pro familia", die Schwangerschaftsberatung "esperanza", die Arbeiterwohlfahrt sowie mehrere Stadt-Einrichtungen an dem Projekt. Insgesamt ist der Andrang auch in diesem Jahr recht groß. Das freut auch die Damen vom Gesundheitsamt. Dort sieht man den Zweck der Rallye ähnlich: "Wenn die Jugendlichen Angst haben, sich mit einer Krankheit infiziert zu haben, wissen sie jetzt, wo sie, auch ohne die Eltern direkt mit einzubinden, Hilfe bekommen", sagt Fachärztin Karin Hoeltz.

Im Zweifel ist das wohl besser, als sich bei Dr. Sommer zu melden, denke ich bei mir. Dass man vom Küssen nicht schwanger werden kann, scheint hier nämlich schon jeder zu wissen...

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