Bezirksregierung widerspricht Schulleitung St. Laurentius: Unterricht mit Kopftuch

Wuppertal · Eine Siebtklässlerin der katholischen Hauptschule St. Laurentius, die mit Kopftuch in der Messe erschienen war, darf wieder am Unterricht teilnehmen. Die Bezirksregierung hat die von der Schulleitung verhängte Suspendierung aufgehoben.

 Die Hauptschule St. Laurentius an der Aue.

Die Hauptschule St. Laurentius an der Aue.

Foto: Atamari / Wikipedia

In einem Schreiben an die Eltern hatte die Schulleiterin erklärt, aus "Respekt vor unserem Glauben, gilt für unsere Schüler auf unserem Schulgelände und in unserer Schulmesse ein Kopftuchverbot". Die Familie des Mädchens zeigt sich entsetzt, auch wegen der Begleitumstände des Vorgangs. So habe die 15-Jährige unter anderem zwei Stunden außerhalb des Schulgeländes auf die Übergabe des Schreibens warten müssen.

Die Bezirksregierung teilte mit, dass auch Bekenntnisschulen nicht verbieten dürfen, Kopftücher zu tragen. Zuvor hatte nach Pastoralreferent Werner Kleine von der Katholischen Citykirche auch die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft scharfe Kritik geübt.

"Erstaunlich ist das Vorgehen dieser öffentlichen katholischen Schule auch deshalb, weil nur noch gut ein Drittel ihrer Schülerschaft katholisch ist. Nur durch die Aufnahme nichtkatholischer Schüler konnte sie bisher ihre Existenz sichern. Unabhängig davon, dass es dafür offensichtlich keine Rechtsgrundlage gibt und die Schule sich damit wenig tolerant zeigt, wird hier auch die völlige Fehlplanung der Wuppertaler Schulentwicklung deutlich", so GEW-Sprecherin Helga Krüger. "Der gesamte Wuppertaler Westen - Elberfeld / Vohwinkel / Cronenberg - mit seinen 250 000 Einwohnern verfügt nur noch über eine katholische Hauptschule, weil alle Gemeinschaftshauptschulen geschlossen wurden. Die Stadt hat damit in Kauf genommen, dass Kinder ohne oder anderer Religionszugehörigkeit nur die Möglichkeit haben, sich an der katholischen Hauptschule anzumelden oder den weiten Weg bis nach Barmen auf sich zu nehmen. Öffentliche Konfessionsschulen im Bereich der Grund- und Hauptschulen sind ein Anachronismus, den sich nur noch NRW und Niedersachsen als einzige Bundesländer leisten. Es wäre sicher ein pädagogisch und gesellschaftspolitisch kluger Weg, die katholischen Hautschulen in Gemeinschaftshauptschulen umzuwandeln, da an diesen Schulen die katholischen Schüler nur eine kleine Minderheit sind. Das würde auch den wichtigen Gedanken des friedlichen Zusammenlebens der Religionen befördern, bei den weltweiten Auseinandersetzungen zurzeit ein Anliegen höchster Priorität."

Auch der Zentralrat der Muslime in Deutschland reagierte mit Unverständnis. "Wir konnten und wollten eigentlich nicht glauben, dass alleine das Tragen eines Kopftuches zu so einer Reaktion führte. Vor allem in Anbetracht dessen, dass gerade erst durch eine Gesetzesänderung bezüglich des ,Kopftuchverbotes‘ für Lehrerinnen, ein entsprechendes Verfassungsgerichtsurteil umgesetzt wurde", so Samir Bouaissa, Vorsitzender des Zentralrates der Muslime in Deutschland.

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