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Interview mit Peter Vorsteher und Kai Koslowski: Seilbahn auf die Südhöhen: Gute Alternative oder nutzlos?

Interview mit Peter Vorsteher und Kai Koslowski : Seilbahn auf die Südhöhen: Gute Alternative oder nutzlos?

Verrückt oder innovativ? Das Projekt Seilbahn hat in der Stadt ebenso viele Fans wie Kritiker. Rundschau-Redakteurin Nicole Bolz hat mit Peter Vorsteher (Bürgerinitiative Pro Seilbahn) und Kai Koslowski (Seilbahnfreies Wuppertal) zwei Kontrahenten an einen Tisch geholt.

Rundschau: Herr Koslowski, sehen Sie sich als Bremser einer guten Idee?

Koslowski: Nein! Eine gute Idee würde ich nicht ausbremsen. Aber die Seilbahn, so wie sie derzeit in Wuppertal geplant ist, ist unwirtschaftlich und ineffizient — und wirklich keine gute Idee!

Rundschau: Sehen Sie das auch so, Herr Vorsteher?

Vorsteher: Wenn man sich überlegt, dass der Kiesbergtunnel in zehn Jahren geschlossen wird und dann weitere 15.000 Autos über die Cronenberger Straße fahren, ist eine Seilbahn eine gute Alternative, um auf die Südhöhen zu kommen. Auch vor dem Hintergrund, die Südstadt mit Lärm und Feinstaub nicht noch weiter zu belasten. Man muss alternative Verkehrswege finden.

Rundschau: Wären Sie denn auch für die Seilbahn, wenn sie über Ihren Garten führen würde, Herr Vorsteher?

Vorsteher: Unser Grundstück ist sogar sehr nah dran. Aber im Ernst: Natürlich respektieren wir die Zweifel der Anwohner. Vielleicht sollte man eine Schiedsstelle einrichten, die über die Einzelfälle und mögliche Entschädigungen entscheidet.
Koslowski: Entschädigung? Nein, das ändert an der Situation nichts. Ich fühle mich durch den Betrieb einer Seilbahn, so wie sie geplant ist, in meiner Privatsphäre gestört. Ich halte das für rechtswidrig!

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Rundschau: Wäre eine Umleitung denn eine Alternative?

Koslowski: Es gibt die Möglichkeit, die Trasse so umzuleiten, dass weniger Anwohner betroffen sind. Aber das ist mit zusätzlichen 3,5 Millionen Euro zu teuer. Wir haben uns intensiv mit dem Thema beschäftigt, aber ich sehe den Nutzen dieser Seilbahn nicht — sie rechnet sich einfach nicht! Ich glaube nicht, dass die Leute plötzlich das Auto stehen lassen, nur weil da jetzt eine Seilbahn steht. Und die Studenten, die sie bewältigen müsste, damit alle morgens zur Uni kommen, packt sie nicht.
Vorsteher: Der Bedarf ist da! Da muss man sich doch nur mal die überfüllten Busse ansehen, die zur Uni rauf fahren. Man muss davon ausgehen, dass aus finanziellen Gründen in Zukunft viele Buslinien ausgedünnt werden. Dann brauchen wir Alternativen. Und wenn mehr Studenten die Seilbahn nutzen wollen, dann muss man mehr Gondeln einsetzen. Die Südhöhen sollten jedenfalls verkehrstechnisch besser an die Innenstadt angeschlossen werden.
Koslowski: Ich bestreite ja nicht, dass eine Anbindung an die City sinnvoll ist. Aber ein City-Express wäre da sicher die bessere Lösung. Ich sehe nicht den Bedarf einer Seilbahn auf dieser Strecke. Es gibt keine natürlichen Hindernisse zu überwinden, die Cronenberger Straße ist staufrei — es ist ein reines Prestigeobjekt.

Rundschau: Wo sehen Sie denn die Vorteile der Seilbahn, Herr Vorsteher?

Vorsteher: Eine Seilbahn ist ökologisch sinnvoll. Wenn durch das Ende des Kiesbergtunnels künftig auch vermehrt Lkw und Pkw die Straßen durch die Südstadt fahren, ist das ja auch eine gesundheitliche Belastung durch den Lärm und den Feinstaub für die Anwohner. Der nicht unwichtige Nebeneffekt: Es ist eine gute Sache für Wuppertal — 115 Jahre nach der Schwebebahn könnte die Stadt eine neue Attraktion wie die Seilbahn gut gebrauchen. Das sieht auch das Land so und hat besonderes Interesse angemeldet und finanzielle Mittel in Aussicht gestellt.

Rundschau: Herr Koslowski, mal ketzerisch gefragt: Wären Sie auch gegen eine Seilbahn zur Nordstadt?

Koslowski: Ich habe ja nicht grundsätzlich etwas gegen eine Seilbahn. Aber sie muss Sinn machen. Die Seilbahn in Koblenz hat zum Beispiel mit Rheinüberquerung, Deutschem Eck und Festung Ehrenbreitstein die besten Voraussetzungen und trotzdem nur eine Auslastung von gerade mal fünf Prozent. Das Tourismus-Argument zieht für Wuppertal nicht.
Vorsteher: Wuppertal hat aber gute Marketingmöglichkeiten. Man muss da vernetzt denken. Wer in Wuppertal am Bahnhof ankommt, der kann hier inzwischen vieles in der Stadt auch per Fahrrad erleben: den Zoo, die Nordbahntrasse, den Müngstener Brückenpark. Eine Seilbahn passt perfekt in diese Linie.

Rundschau: Noch ketzerischer: Wenn ein Projekt, das viele wollen, einzelne so stört, wäre wegziehen dann keine Lösung, Herr Koslowski?
Koslowski: Ich bin in Wuppertal geboren, wir haben für uns das perfekte Haus gefunden — da würde ich schon sehr ungern wegziehen. Aber viele andere werden wegziehen. Man hat uns ja schon gesagt, dass wir halt klagen sollen gegen das Seilbahnprojekt — wohl wissend, dass dies zwei, drei Jahre dauern wird. Da ist über die Seilbahn längst entschieden. Das ist doch blanker Hohn!
Vorsteher: Wir sind doch noch an einem ganz frühen Punkt im Bauleitplanverfahren. Noch können Bedenken und Kritik problemlos eingebracht werden.

Rundschau: Zum Abschluss: Hat Wuppertal in der Zukunft eine Seilbahn?
Koslowski: Das ist für mich unvorstellbar. Ich glaube nicht daran.
Vorsteher: Was in La Paz möglich ist, sollte hier auch eine Chance haben. Wir brauchen den Mut zur Zukunft.