Einzelhändler bangen im Existenz Schloßbleiche: "40 Prozent weniger Umsatz"

Wuppertal · Seit Oktober 2017 ist die sonst stark frequentierte Schloßbleiche in der Elberfelder Fußgängerzone wegen eines Kanalschadens Dauerbaustelle und Sackgasse. Das soll noch bis Juli so bleiben. Für Anlieger und Geschäftsleute ein Desaster mit teilweise existenzgefährdender Dimension.

 „Durchgang Wall gesperrt, Zugang Schloßbleiche frei“ sagen die Schilder neben der Schwebebahnstation, trotzdem verirren sich nur weniger Fußgänger zu den Läden auf der Schloßbleiche.

„Durchgang Wall gesperrt, Zugang Schloßbleiche frei“ sagen die Schilder neben der Schwebebahnstation, trotzdem verirren sich nur weniger Fußgänger zu den Läden auf der Schloßbleiche.

Foto: Wuppertaler Rundschau

Die Häuser Schloßbleiche 8 bis 20 sind nur über einen schmalen Fußgängerweg erreichbar, der vor dem Haus Nummer 20 in einer Sackgasse endet. Grund für die Sperrung ist ein versehentlich mit Beton gefülltes Kanalrohr, verursacht von der benachbarten Hotelbaustelle an der Ecke zum Wall. Da das mit Stahl ummantelte Rohr nicht so einfach aufgebohrt werden kann, muss nun eine ganz neue Kanalisation verlegt werden.

Gerade für die ansässigen Einzelhändler und Dienstleister ist die Situation nicht einfach. Ulrich Renner ist mit seinem Sachverständigenbüro Mieter im Haus Nummer 20, dem letzten Haus in der Sackgasse. "Gerade am Wochenende ist diese tote Ecke eine kleine Enklave. Die Leute pinkeln hier hin oder kochen sich ihre Drogen auf. Der Bereich vor unserem Hauseingang ist geschützt und nicht gut einsehbar", berichtet er. Seinen Kunden möchte Ulrich Renner diese Situation ungern zumuten und lädt lieber in ein benachbartes Café. "Aber hier sitzen Händler, für die ist das noch schlimmer", merkt er an.

 Ernüchtert: Mathias Meyer vom Drachenladen „Aufwind“ möchte so schnell wie möglich weg aus der Schloßbleiche.

Ernüchtert: Mathias Meyer vom Drachenladen „Aufwind“ möchte so schnell wie möglich weg aus der Schloßbleiche.

Foto: Wuppertaler Rundschau

Einer dieser Händler ist Mathias Mayer vom Drachenladen Aufwind an der Schloßbleiche 18. Einsam sitzt er hinter der Theke inmitten von bunten Drachen und Jonglier-Artikeln. "An manchen Tagen verirrt sich nicht ein Kunde in meinen Laden", sagt er. "Seit Oktober habe ich Umsatzeinbußen von 40 Prozent."

Durch die fehlende Laufkundschaft blieb das Weihnachtsgeschäft völlig aus. Noch immer stapeln sich bei ihm die Geschenkartikel, die er extra für das Weihnachtsgeschäft bestellt hat. "Würde mich mein Mieter aus dem Mietvertrag lassen, wäre ich sofort weg", sagt er. Stattdessen schließt er Ende Januar erstmal für einen Monat seinen Laden. "Auf meine Stammkundschaft kann ich zwar zählen, aber der Winter ist sowieso keine Jahreszeit für Drachen, und ohne Laufkundschaft lohnt es sich nicht."

Auch der benachbarte Kleiderladen des Kinderschutzbunds "Zum kleinen Elefanten" leidet unter der Sperrung der Schloßbleiche. "Große Spenden wie Kinderbetten oder Kartons können bei uns nicht mehr abgegeben werden, da die Leute nicht mit dem Pkw vorfahren können", schildert Sigrid Pöpsel die Situation. Sie arbeitet ehrenamtlich im Kleiderladen an der Schloßbleiche und vermutet ebenfalls Umsatzeinbußen von 40 bis 50 Prozent. Um dem Spendenausfall entgegenzuwirken, hat der Kinderschutzbund in der Laurentiusstraße 26 einen weiteren Kleiderladen eröffnet. Das Ladenlokal war ursprünglich nur als Lagerraum geplant. "Der Standort ist aber einfach besser erreichbar", sagt Sigrid Pöpsel.

Holger Stephan, Pressesprecher der WSW, bedauert die Situation an der Schloßbleiche, aber er betont auch: "Aus Sicherheitsgründen können wir den Weg nicht öffnen. Wir sind jedoch zuversichtlich, dass es bei einer Öffnung im Juli bleibt."

Mathias Mayer glaubt nicht, dass sich sein Drachenladen ohne Laufkundschaft bis Juli halten kann. Er überlegt bereits, sich anwaltlichen Beistand zu holen und auf Schadenersatz zu klagen. Die Klage wäre dann an den Projektentwickler "6B47 Germany GmbH" zu richten, der für den Bau des neuen Hotels "Holiday Inn Express" am Wall und somit für das zugeschüttete Rohr und die damit verbundenen Verzögerungen an der Schloßbleiche verantwortlich ist.

Auch der Einzelhandelsverband beschäftigt sich mit dem Thema Schloßbleiche und steht im Gespräch mit der IHK und der Interessengemeinschaft der Elberfelder Geschäftswelt. Geschäftsführer des Einzelhandelsverbands Ralf Engel: "Wir wollen auf jeden Fall eine Wegzeichnung veröffentlichen, damit die Leute sehen, dass man trotzdem in die Schloßbleiche und zu den Händlern und Dienstleistern durchkommt." Zusätzlich wollen sie Kontakt zu den Stadtwerken aufnehmen, um über die Situation auf der Baustelle zu sprechen. "Der Zustand der Baustelle ist zur Zeit katastrophal, überall sind Bauzäune umgestürzt und man sieht dort kaum Bauarbeiter bei der Arbeit."

Aber auch perspektivisch sieht es für die Schloßbleiche nicht gut aus. Nach Beendigung der Kanalarbeiten und des Baus des neuen Hotels an der Ecke zum Wall steht die Sanierung des KöBo-Hauses und der Umzug der Sparkasse in die unteren beiden Etagen des Gebäudes neben dem Schwebebahnhauptbahnhof am Döppersberg an. Eröffnet werden soll die neue Sparkassen-Filiale im ersten Halbjahr 2019. "Auch hier wird die Schloßbleiche wieder betroffen sein", sagt Holger Stephan von den WSW. Inwieweit die Schloßbleiche als Baustellenzufahrt genutzt wird und ob trotzdem ein Durchgang freibleibt, darüber haben die WSW bisher keine Informationen.

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