Raues Wuppertal Ein Regionalgut namens Raufasertapete wird 160

Sie gehören zu den berühmtesten, wenn auch seltsamsten letzten Worten, die eine berühmte Persönlichkeit je von sich gab: „Entweder geht diese scheußliche Tapete – oder ich.“ Das Zitat stammt vom irischen Schriftsteller Oscar Wilde, der sich auf seinem Sterbebett in einem Pariser Hotel vom Anblick der Tapete beleidigt fühlte. Schade, dass er nicht mehr unter uns weilt, denn vielleicht hätte ihn echte Wuppertaler Raufasertapete noch überzeugen können.

Foto: Pixabay/strodestudios

2024 jährte sich die Erfindung dieses oftmals unterschätzten Kulturguts, das viele deutsche Wände ziert, zum 160. Mal. Grund genug, genauer hinzuschauen, denn Raufasertapete dient heute nicht nur zur Dekoration, sondern hilft auch der Umwelt.

Eine kurze Geschichte der Raufasertapete in Wuppertal

Mit Tapeten ist es ein wenig wie mit Bäumen. Erst wenn sie weg sind, fällt uns auf, was sie für uns getan haben. Deshalb wird es als Wuppertaler Zeit, beim Anblick von Raufasertapete mehr Lokalstolz zu empfinden, denn hier wurde der mehrschichte Wandbelag im Jahr 1864 erfunden.

Zu verdanken ist das dem Wuppertaler Familienunternehmen Erfurt und Sohn, das 2027 das 200-jährige Firmenjubiläum feiert. Genauer gesagt, dem Apotheker Hugo Erfurt, Erfinder der Raufasertapete und Enkel von Firmengründer Friedrich Erfurt.

Heute zählt Erfurt & Sohn zu den Weltmarktführern unter den überstreichbaren Wandbelägen. Die Raufasertapete hat sich wiederum seit 1864 zur meistverkauften Tapetenart Deutschlands entwickelt. Es ist also nicht unberechtigt überall, wo Raufaser Wände ziert, ein Stück Wuppertal zu sehen.

Der zeitlose Klassiker will nicht aus der Mode kommen

Tapeten erleben ein Comeback in deutschen Wohnungen und Arbeitsräumen. Mit einem Hang zum Retro-Chick ist die Raufasertapete daher beliebter denn je im Interior Design. Sie zeichnet sich nicht nur durch ihre markante Oberflächenstruktur und Haptik, sondern auch durch ein Gefühl von Wärme aus, das sie Räumen verleiht.

Grund für ihre besondere Beschaffenheit sind die zwei oder mehr Papierschichten in Kombination mit Holzfasern, die der Tapete Ihre feine bis grobe Körnung geben. Das Raufaser-Design ist zudem atmungsaktiv und fördert ein angenehmes Raumklima.

Was Raufaser noch so beliebt macht, ist die Tatsache, dass sie sich besonders leicht als Papiertapete tapezieren lässt, mehrmals überstrichen werden kann und dadurch für geringe Renovierungskosten sorgt.

Da sie zum Großteil aus Recycling- und Altpapier besteht und auf Stoffe wie Weichmacher, PVC oder Lösungsmittel verzichtet, gilt sie zudem als äußerst umwelt- und gesundheitsfreundliche Tapete.

Nachhaltig bis in die Fasern: Ein Wuppertaler Unternehmen mit grünem Daumen

Kehren wir kurz zum Ursprung der Raufasertapete zurück, denn hier wird an die Zukunft gedacht: Der Wuppertaler Wandbelags- und Tapetenhersteller Erfurt & Sohn legte schon immer Wert auf innovative Wandbeläge, die ihr Bewusstsein für Nachhaltigkeit durch Langlebigkeit, Überstreichbarkeit und Recycelbarkeit unter Beweis stellen.

Bester Beleg dafür: Raufasertapeten aus 100 Prozent Recyclingpapier gelten bei Erfurt schon lange als Standard. Viele Tapeten im Sortiment tragen zudem das Blaue-Engel-Umweltzeichen und das OEKO-TEX® Label.

Seit 2020 findet sich nun auch die erste klimaneutrale Tapete, liebevoll „Ella“ genannt, im Sortiment. Die CO2-neutrale Produktion der Tapete wird durch die Kooperation mit dem Klimaschutzunternehmen ClimatePartner ermöglicht. Alle Emissionen, die sich bei der Herstellung nicht vermeiden lassen, gleicht Erfurt durch Baumpflanzungsprojekte in Deutschland und Brasilien wieder aus.

Hinzu kommt, dass das Familienunternehmen schon seit 1996 als eines der ersten deutschen Unternehmen ein eigenes Umwelt-Management-System einführte. Bei Verpackungen wird außerdem auf Karton, statt auf Plastik gesetzt, bei kurzen und mittleren Wegstrecken kommen Elektroautos zum Einsatz und bei der Tapetenproduktion wird benutztes Wasser wiederverwendet.

Umweltschutz einfach tapezieren: So können alle nachhaltiger Wohnen

Zugegeben – nachhaltig sanieren und renovieren – da steckt mehr dahinter als umweltfreundliche Tapeten. Aber genau bei vermeintlichen Kleinigkeiten wie diesen fängt Umweltbewusstsein an. Tatsächlich können alle ihren Teil beitragen, der Umwelt ein wenig weniger zur Last zu fallen. Beispielsweise mit diesen einfachen Tricks für ökologisches Tapezieren:

  • Auf Umweltzertifikate achten: Wer Tapeten sucht, die nicht nur der Ästhetik, sondern auch der Umwelt guttun, achten auf bekannte Umweltzertifikate und Umweltsiegel. Dazu zählen der Blaue Engel für Tapeten und Raufaser sowie das Siegel natureplus.
  • Tapetenreste richtig entsorgen: Auch wenn die meisten klassischen Tapeten auf Papier basieren, haben Tapetenreste aufgrund von Kleister- oder Mineralresten im Altpapier nichts zu suchen. Die ordnungsgemäße Entsorgung erfolgt im Restmüll.
  • Ökologische Inhaltstoffe bevorzugen: Ökologische Tapeten bestehen möglichst zu 100 Prozent aus Recycling- und Altpapier und verzichten auf Weichmacher, PVC oder Lösungsmittel. Hilfreich ist auch das RAL Gütezeichen, das anzeigt, welche Tapeten gesundheitlich unbedenklich sind und strenge Qualitätsanforderungen hinsichtlich ihrer Materialien einhalten müssen.
  • Überstreichbare Tapeten wählen: Ressource schonen und Abfall reduzieren, das geht beim Tapezieren am besten mit Tapeten, die sich mehrfach überstreichen lassen. So ist garantiert, dass nicht jede Renovierung zu unnötigen Bergen an Tapetenresten führt.