„Mutter des Grundgesetzes“ aus Wuppertal Ein Denkmal ganz für die Gegenwart

Wuppertal · Drei der vier Mütter des Grundgesetzes kommen aus NRW: Friederike Nadig aus Herford, Helene Wesel aus Dortmund und Helene Weber aus Wuppertal. NRW-Gleichstellungs- und Heimatministerin Ina Scharrenbach hat das 70-jährige Jubiläum des Grundgesetzes zum Anlass genommen, in den drei Städten Denkmäler für die drei bedeutenden Frauen anzuregen.

 Die Goldschmiedinnen Lea Charlotte Mattler-Strötgen und Pia Strötgen-Janßen, Rahel Schüssler von der Alten Feuerwache und Julia Dürbeck vom Von der Heydt-Museum arbeiten jetzt schon am künstlerischen Umfeld für das Helene-Weber-Denkmal.

Die Goldschmiedinnen Lea Charlotte Mattler-Strötgen und Pia Strötgen-Janßen, Rahel Schüssler von der Alten Feuerwache und Julia Dürbeck vom Von der Heydt-Museum arbeiten jetzt schon am künstlerischen Umfeld für das Helene-Weber-Denkmal.

Foto: Simone Bahrmann

Dass es ihr wichtig ist, die drei Vorkämpferinnen für die Frauenrechte ins öffentliche Bewusstsein zu bringen, hatte Scharrenbach schon am 19. März im Barmer Rathaus gezeigt: Die Ministerin war nach Wuppertal gekommen, um den Bewilligungsbescheid aus dem Förderprogramm „Heimatzeugnis“ für eine Würdigung von Helene Weber persönlich an Oberbürgermeister Uwe Schneidewind zu übergeben.

Die Ministerin sagte: „Wir haben unseren drei Frauen aus Nordrhein-Westfalen und Elisabeth Selbert viel zu verdanken. Ein Grundgesetz, das die freiheitliche demokratische Ordnung unserer Republik, unseres Landes bis heute gestaltet, trägt und die Gesellschaft damit stärkt. Mit dem Denkmal in Wuppertal wird nun Helene Weber besonders gewürdigt und im Stadtbild sichtbar gemacht.“ Oberbürgermeister Uwe Schneidewind bedankte sich: „Es ist schön, dass Helene Weber in ihrer Heimatstadt Wuppertal ein Denkmal gesetzt wird, an dem viele Menschen im Quartier Mirke mitarbeiten und gemeinsam Gleichberechtigung erleben können.“ Die Zusage der Ministerin über 100.000 Euro ermöglicht es der Stadt nicht nur, das Denkmal zu gestalten, sondern auch ein vielfältiges Helene-Weber-Projekt zu entwickeln, an dem sich viele Kinder und Jugendliche, aber auch Erwachsene beteiligen können.

Roswitha Bocklage, Leiterin der städtischen Gleichstellungsstelle, und Anika Pütz, im Von der Heydt-Museum zuständig für Kunst im öffentlichen Raum, stellten das Konzept vor: Der Helene-Weber-Platz im Mirker Quartier, oberhalb der Diakoniekirche an der Ludwigstraße, wird in diesem Jahr zu neuem Leben erweckt. Er soll auch in den kommenden Jahren ein Ort der Begegnung sein und auf die Gleichberechtigung von Frauen und Männern hinweisen. 

Ein von einer Künstlerin gestaltetes farbiges Wandbild auf der Betonwand des Platzes und eine Lichtinstallation kommen hinzu. In ruhiger Schwarz-Weiß-Grafik werden ein Porträt von Helene Weber und eines ihrer Zitate projiziert. Die Motive werden variieren, so dass Helene Weber über die Monate und Jahre hinweg in unterschiedlichen Motiven sichtbar wird. Eine Informationstafel über die junge Helene Weber ist ebenfalls geplant. Dort wird zu lesen sein, dass sie nach dem Studium 1901 als Volksschullehrerin in Elberfeld gearbeitet hat.

Auf dem Helene-Weber-Platz steht ein großer Lindenbaum, von dem zehn Pflasterstreifen sternförmig ausgehen. „Männer und Frauen sind gleichberechtigt“‘: Der Paragraf 3 des Grundgesetzes wird von Grundschulkindern in ihren Sprachen geschrieben. Die Kinderhandschriften werden aktuell von der Alten Feuerwache gesammelt. Ausgewählt wird jeweils ein Beitrag in deutsch, türkisch, arabisch, italienisch, polnisch, bulgarisch, serbokroatisch und griechisch. Dies sind die acht Sprachen, die im Mirker Quartier am häufigsten gesprochen werden. Zwei weitere Sprachen kommen hinzu.

Eine Jury wird zehn kleine Gewinnerinnen und Gewinner ermitteln, deren Kinderhandschriftzug in 25 Zentimeter breite Natursteinplatten eingemeißelt wird.

Für das große Eröffnungsfest am Samstag, 18. September, von 14 bis 17 Uhr, mit Ministerin, Oberbürgermeister und Bezirksbürgermeister ist eine weitere Kunstaktion geplant: In der Linde auf dem Helene-Weber-Platz, dem Symbolbaum für ein friedliches Gemeinschaftsleben, werden Wünsche und Forderungen von Kindern und Jugendlichen für ein gleichberechtigtes Leben hängen.

Die Alte Feuerwache und das Von der Heydt-Museum starten jetzt Mitmachprojekte: Dabei werden hochwertige Anhänger aus Messing oder bedruckten Acrylglasscheiben entstehen. Die Anhänger werden von der Stadt als Sammlung behalten, um sie bei zukünftigen Veranstaltungen und Festen auf dem Helene-Weber-Platz erneut aufzuhängen. Sicherlich zu sehen sind sie am 23. Mai 2049, wenn hoffentlich viele kleine Künstlerinnen und Künstler – dann als Erwachsene mit ihren Kindern – 100 Jahre Grundgesetz auf dem Helene-Weber-Platz feiern. Die Künstlerinnen Andrea Raak und Christiane Thomas, freiberuflich tätig für das Von der Heydt-Museum, werden mit Kindern der Grundschule Mirker Bach bedruckte Anhänger aus Acrylglasscheiben gestalten.

Bei der Alten Feuerwache können sich, soweit die Corona-Regelungen es jeweils aktuell zulassen, einige Kinder aus ganz Wuppertal anmelden – und zwar über die Homepage www.altefeuerwache-wuppertal.de. Zusammen mit den Goldschmiedinnen Lea-Charlotte Mattler-Strötgen und Pia Strötgen-Janßen wird Rahel Schüssler mit ihren Kindern hochwertige Messingplatten gestalten. Ziel ist, dass die Kinder ihre Wünsche und Ziele für ihr Leben und das Zusammenleben aller Menschen formulieren.

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