An Ostern, dem höchsten Fest der Christenheit, gibt es in der Kirche noch mehr Gottesdienste als an Weihnachten. Was bedeutet das für die Kirchenmusiker?
Enk: „Zunächst mal, dass man sich in dieser Zeit – genauso wenig wie an Weihnachten – Urlaub nehmen kann. Wir spielen viele Passions- und Osterkonzerte, aber vor allem wirken wir in den vielen Gottesdiensten mit, die dicht gedrängt von Gründonnerstag bis Ostermontag stattfinden. Und die haben sehr verschiedene Formate.
Ob ich einen Karfreitagsgottesdienst mit Tischabendmahl musikalisch gestalte, eine liturgische Osternacht oder einen Familiengottesdienst mit Frühstück und Eiersuche für die Kinder macht einen großen Unterschied. Daher würde ich sagen, dass Ostern für Kirchenmusiker sogar noch herausfordernder ist als Weihnachten.“
An Weihnachten mögen die Menschen es musikalisch eher traditionell. Wie sieht das mit Ostern aus?
Enk: „Auch da spielen wir in den Kirchen sehr viel Barockmusik von Johann Sebastian Bach oder Dietrich Buxtehude. Aber ich präsentiere in meinem Konzert durchaus auch Werke von modernen Komponisten wie Denis Bedard oder Christopher Tambling. Die vielen Vertonungen von Psalmen für Chor und Orgel eignen sich ebenfalls gut für die Ostertage. Sie enthalten die ganze Palette menschlicher Emotionen, die auch für das Osterfest stehen: Jubel, Freude, Zuversicht, aber auch Klage, Trauer, Wut und sogar Zweifel. Es gibt sie vom schlichten Lied bis zur Psalmensinfonie, vom barocken Psalmkonzert bis zu Orgelpsalmen.“
Wie sieht es mit Popmusik oder Gospel an Ostern aus?
Enk: „In Wuppertal wird das weniger in den Kirchen an Ostern gespielt. Ich bin dafür auf jeden Fall offen, aber es muss zum Kirchraum und zur Gemeinde passen. Natürlich gibt es viele Popsongs und Gospellieder, die von Trauer, Schmerz und Tod erzählen und sich daher auch für den Karfreitag oder eine liturgische Osternacht eignen.
Egal, welche Musik ein Kantor für seine Gemeinde wählt, wichtig finde ich dabei, dass auch das Hoffnungsvolle und Tröstliche anklingt. Ostern heißt ja, dass Tod und Trauer nicht das letzte Wort haben, sondern das Leben.“
Weihnachtslieder kennen alle. Aber gibt es auch bekannte Osterlieder, die in allen Kirchen gesungen werden?
Enk: „Dazu gehören auf jeden Fall ,Christ ist erstanden‘, ,Wir wollen alle fröhlich sein in dieser österlichen Zeit‘ und das Kinderlied ,Zu Ostern in Jerusalem‘. Diese Lieder werden in wohl allen Familiengottesdiensten gesungen. Sie sind einfach schön, weil sie mit ihren einfachen, klaren Melodien die Fröhlichkeit ausstrahlen, die Ostern bestimmt. Ich finde es auch wichtig, dass alle Generationen sie sofort mitsingen können – vom Rentner bis zum Kitakind.“
Würden Sie Ostern gerne mal anders gestalten?
Enk: „Sehr gerne würde ich ein Orgelkonzert mit Tanz kombinieren. Die vielen Emotionen, die mit dem Osterfest verbunden sind, auf diese Weise auszudrücken, stelle ich mir sehr schön vor. Das könnte auch gut zu einer Osternacht passen. Vielleicht lässt sich das im kommenden Jahr ja mal realisieren.“