Kolleg wehrt sich gegen Beschluss

Am Montag (10. November 2014) soll der Stadtrat die Schließung des Gebäudes des mit dem Haspel fusionierenden Berufskollegs Kothen im Jahr 2019 absegnen. Dagegen stellt sich die Schulkonferenz mit einem offenen Brief: Aus ihrer Sicht ist die Zahlenbasis falsch.

Hier der Wortlaut eines entsprechenden offenen Briefes.

Standort Berufskolleg am Kothen kann nicht geschlossen werden! Offener Brief an die Stadtverordneten, Wuppertal, 7. November 2014

Mit Befremden haben wir am Berufskolleg (BK) am Kothen zur Kenntnis genommen, dass der Schulausschuss der Stadt Wuppertal in seiner Sitzung am 29.10.2014 beschlossen hat, das Gebäude des BK am Kothen zum Schuljahr 2019/2020 zu schließen bzw. anderweitig zu nutzen. Kritische Bedenken, die wir dazu in einer von Lehrer-, Schüler-, Eltern- und Ausbildungsvertreter/-innen gemeinsam verabschiedeten Stellungnahme am 28.10.2014 geäußert haben, sind bei dem Beschluss nicht berücksichtigt worden.

Die Fusion unseres BKs mit dem BK am Haspel ist unstrittig. Aber die im Schulentwicklungsplan nachträglich ausgewiesenen, neuen Zahlen aus 2014 zur Bevölkerungsentwicklung der Altersgruppe der 16- bis unter 22-Jährigen lassen unseres Erachtens nicht den Schluss zu, den Standort am Kothen in jedem Fall zum Schuljahr 2019/2020 "aus der schulischen Nutzung (zu) entlassen"; also zu schließen!

Eine endgültige, sinnvolle Entscheidung darüber kann erst getroffen werden, wenn die Bevölkerungs- und Bildungsentwicklung (Veränderungen durch die noch ausstehende Neufassung der APO-BK, Ausbildungs- und Prüfungsordnung Berufskolleg) verlässlicher einzuschätzen ist.

Begründung:

Seit Mitte 2013 erarbeiteten Schulleitungen der BKs zusammen mit dem Schulträger den "Schulentwicklungsplan für Berufskollegs der Stadt Wuppertal bis 2019". Dieser basiert auf in 2007 prognostizierten Zahlen zur demografischen Entwicklung in Wuppertal. Diese gingen von einem Rückgang der Schülerzahlen von ca. 20% bis zum Jahr 2025 aus.

Der unbestreitbar zu erwartende Rückgang der Schülerzahlen wird hochgerechnet in den kommenden 11 Jahren für uns gerade einmal 21 SchülerInnen betragen. An dem dann fusionierten BK wären das insg. 146 Schülerinnen und Schüler. Das sind 2,8 % bzw. 5,7 %, aber nicht 12 %, wie im Beschluss des Schulausschusses dargestellt.

Zum jetzigen Zeitpunkt spricht unserer Einschätzung nach alles dafür, unseren Standort solange wie möglich und nötig zu nutzen, um vom Schulprofil soviel Gutes wie möglich zu erhalten und in ein neues, ein gemeinsames Schulprofil einzubringen. Hier werden zwei Schulen zusammengeschlossen, die seit den 1960er-Jahren gewachsen sind und ein jeweils eigenes Gesicht und auch unterschiedliche Ausrichtung haben.

Es ist wichtig - wenn auch nicht einfach - den speziellen Belangen der "gestalterisch" orientierten SchülerInnen vom Kothen und den "technisch" orientierten SchülerInnen vom Haspel gerecht zu werden und beide Schulen in einem der Aufgabe angemessen langen Übergangsprozess zusammenzuführen.

Die "schulorganisatorischen Maßnahmen" der Verlegung der Klassen für SchülerInnen ohne Berufsausbildung (KSoB) im Berufsfeld Körperpflege zum Schuljahr 2015/16 sowie der Fachklassen des dualen Systems "Frisör/in" zum Schuljahr 2019/2020 sollten aus den genannten Gründen zurückgestellt werden, weil damit das (noch) breite Bildungsgangangebot bei uns erhalten werden kann und da diese beiden Bildungsgänge auch personell aneinander gekoppelt sind.

In personeller Hinsicht wäre es wichtig, allen Beteiligten - LehrerInnen, SchülerInnen, SozialpädagogInnen, PfarrerInnen sowie dem Verwaltungspersonal - Planungssicherheit zu geben und sich dafür von Bezirksregierungs- und Schulverwaltungsseite vehement einzusetzen!

Wir sehen nicht, wie die Bildungsgänge des BK am Kothen "bis zum Schuljahr 2019/2020 sukzessive an das BK am Haspel sowie die Dependance Ritterstraße verlegt" werden können, da - selbst wenn die Sanierung des Haspels dann beendet sein sollte - der Raumbedarf die Raumkapazitäten eindeutig übersteigt.

Wir können uns aber gut vorstellen, im fusionierten BK an den Standorten am Haspel, Ritterstraße und am Kothen erfolgreich im Sinne eines qualitativ hochwertigen und passgenauen Angebots für unsere Schülerinnen und Schüler zusammenzuarbeiten.

Bitte um Beschlussänderung:

Deshalb bitten wir Sie, sehr geehrte Stadtverordnete, den Beschluss des Schulausschusses in der Ratssitzung am 10.11.2014 in den Punkten 2., 3. und 4. wie folgt zu verändern:

2. Die Bildungsgänge der APO-BK Anlage A4, A5, A6, B1, B3, C1, C2, C9, C10 werden in Abstimmung mit der Bezirksregierung sukzessive an das "BK am Haspel" verlegt. Die Verlagerung erfolgt unter Gewährleistung eines ordnungsgemäßen Unterrichtsbetriebs im Rahmen des Baufortschritts an dem Standort am Haspel.

3. Die Bildungsgänge des Berufsfeldes Ernährung und Hauswirtschaft (APO-BK Anlagen A4, A5, A6) werden für die Schüler/-innen, die zum 01.08.2015 erstmalig einen solchen Bildungsgang besuchen, an das BK Kohlstraße verlegt.

Die Bildungsgänge der APO-BK Anlage A1 (Frisör/-in, Florist/-in) verbleiben bis auf Weiteres am Standort Berufskolleg am Kothen. Im Falle einer endgültigen Auflösung des Standorts am Kothen wird über eine Verlegung der beiden Bildungsgänge neu entschieden.

4. Das Schulgebäude am Kothen wird bis zu einer voraussichtlichen Verlegung aller Bildungsgänge als Dependance des Berufskollegs am Haspel weiter genutzt.

Unterzeichnende: Iris Braun (Lehrerratsvorsitzende und gewähltes Mitglied der Schulkonferenz als Vertreterin der Lehrerschaft), Bezar Yesil (Schülersprecherin), Ulrich Lutterkordt (Elternpflegschaftsvorsitzender)

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