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Kirche als „Safe Space“ für queere Menschen in Wuppertal

Montag ab 18 Uhr : Kirche als „Safe Space“ für queere Menschen

Christin bzw. Christ und queer sein – das passt wunderbar zusammen. Zum Gottesdienst „Queerformation“ am 31. Oktober 2022 ab 18 Uhr in der Thomaskirche (Opphofer Straße 60) laden queere Christinnen und Christen aus Hochschule und Gemeinde ein.

Queersein und Kirche – wie kann das zusammenpassen? „Viele Menschen haben der Kirche gegenüber Vorurteile, dass das nicht funktioniert. Dabei stimmt das gar nicht“, sagt Leena Nowoczin, die an der Kirchlichen Hochschule Wuppertal Theologie studiert. „Die Sehnsucht nach Gemeinschaft in der Kirche ist sehr groß“, so die 26-Jährige.

Noch größeren Aufholbedarf gibt es für die queere Community, weiß Elinor Höke aus eigener Erfahrung. Selbst in den toleranten Gemeinden gibt es viel Unwissen und Berührungsängste: „Dabei bin nicht nur queer, sondern auch Christin und Theologiestudentin. Beides gehört zu meiner Identität“, sagt die 22-Jährige, die Theologie und Geschichte in Bochum und an der KiHo studiert.

Auch Pfarrerin Norma Lennartz, die mit einer Frau verheiratet ist, weiß aus vielen Seelsorgegesprächen, dass es „als queerer Mensch immer noch nicht so einfach ist. Es gibt weiterhin viele negative Erfahrungen. Wir müssen an dem Thema dranbleiben.“

Darum lädt eine Gruppe um die Pfarrerin und die beiden Studentinnen für den 31. Oktober zu einem queeren Gottesdienst in die Thomaskirche ein. Ganz wichtig ist das Get-Together am Ende. „Wir wollen Gemeinschaft schaffen“, so das Vorbereitungsteam. Möglicherweise soll nach dem Gottesdienst auch ein weiteres Angebot für die Community entstehen. Konkrete Pläne dafür gibt es noch nicht - das richtet sich auch nach den Bedürfnissen derjenigen, die zum Gottesdienst kommen und gerne Ideen einbringen dürfen.

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Queer (sprich: kwier) ist ein englisches Wort, das eigentlich „seltsam, komisch“ bedeutet. In den 90er Jahren nannten sich Lesben und Schwule „queer“. Heute ist es eine Selbstbezeichnung, von Menschen, die nicht der heterosexuellen Geschlechternorm entsprechen. „Wir wünschen uns mehr Toleranz. Außerdem sollen die Leute wissen, dass sie nicht alleine sind. Es gibt eine ganze Reihe an queeren Christinnen und Christen“, sagt Elinor Höke. „Wir wollen ihnen einen Safe Space bieten.“

Der Gottesdienst soll auch ein deutliches Signal sein, dass die Evangelische Kirche in diesem Punkt schon ganz gut aufgestellt ist: Ihr seid eingeladen. Habt keine Angst, fühlt euch angenommen, so wie ihr seid. Niemand will euch ändern!

Die Gruppe rund um Norma Lennartz spürt in ihrer Umgebung eine große Sehnsucht nach einer spirituellen Gemeinschaft und zugleich ein großes Interesse an Kirche. Allerdings gibt es in der queeren Community auch viele negative Klischees und „Berührungängste“ der Kirche gegenüber. „Es herrscht nach wie vor viel Unwissenheit rund um das Thema Queerness und Kirche und darüber, dass das in der evangelischen Kirche schon lange überein geht“, heißt es von der Gruppe rund um Pfarrerin Norma Lennartz.

„Viele haben noch ein sehr konservatives Bild von Kirche im Kopf. Sie würden eigentlich gerne mal vorbeikommen, aber sie sorgen sich, was sie anziehen und wie sie sich korrekt verhalten müssen“, sagt Elinor Höke. Aber: Jede und jeder ist willkommen, so wie er ist.

Das Datum für den queeren Gottesdienst am 31. Oktober ist natürlich kein Zufall: „In der protestantischen Tradition ist Kirche nicht fertig, sondern wird immer neu gedacht“, so Elinor Höke. „Wir wollen unsere Kirche mitgestalten.“

Und Pfarrerin Norma Lennartz ergänzt: „Ich will in einer Kirche leben, die sich weiterentwickelt. Darum ist der Gottesdienst für mich auch ein deutliches Signal an die Öffentlichkeit: Die queere Community gehört zu uns.“