Ein Märtyrer aus Barmen

Der Wuppertaler Widerstandskämpfer Bernhard Letterhaus wurde vor 70 Jahren von den Nazis hingerichtet. In der Stadt ist er unvergessen.

 Dieses Abbild von Bernhard Letterhaus ist eine Kreuzwegstation in der Kirche St. Antonius. Ein spezieller Abguss befindet sich im Besitz von Hans Joachim Ossé.

Dieses Abbild von Bernhard Letterhaus ist eine Kreuzwegstation in der Kirche St. Antonius. Ein spezieller Abguss befindet sich im Besitz von Hans Joachim Ossé.

Foto: Klaus-Günther Conrads

Am 14. November hat sich zum 70. Mal der Todestag von Bernhard Letterhaus gejährt, einem Barmer, der als Gewerkschafter, Politiker und Widerstandskämpfer Teil der Wuppertaler Geschichte geworden ist. In Berlin ist 1944 das Urteil des Volksgerichtshofes unter Roland Freisler vollstreckt worden, das Letterhaus zu den Beteiligten am gescheiterten Hitler-Attentat rechnete.

Bernhard Letterhaus wurde vor 120 Jahren, am 10. Juli 1894, in Heckinghausen geboren und wuchs in einem Haus auf dem Rott auf, das auf dem Grundstück Tannenstraße 136 stand. Neben seiner Lehre als Bandwirker bildete er sich weiter — und musste als Soldat am Ersten Weltkrieg teilnehmen. Als junger Mann reiste er durch Deutschland und England, um sich im Bereich der Schulung von Arbeitern in gesellschaftlichen Fragen weiterzubilden.

Da er beschlossen hatte, seine ganze Kraft in den Dienst der christlichen Arbeiterschaft zu stellen, übernahm Letterhaus 1927 die Aufgabe des Verbandssekretärs der Katholischen Arbeiterbewegung. Ein Jahr später stieg er für die Zentrumspartei in den Preußischen Landtag ein. Schon früh erkannte der Barmer die vom Nationalsozialismus ausgehende Gefahr und nahm als Nachrichtenoffizier im Zweiten Weltkrieg Beziehungen zu verschiedenen Widerstandsgruppen auf, um Hitlers Bestrebungen ein Ende zu bereiten. Daran erinnerte sich einmal seine Frau Adele Letterhaus: "Ich wusste sehr früh, dass er im Widerstand war."

Das Attentat auf Hitler am 20. Juli 1944 scheiterte — und ein Spitzel sorgte dafür, dass man Letterhaus, der in der "Nach-Hitler-Zeit" als Arbeitsminister vorgesehen war, damit in Verbindung brachte. Er wurde vom Volksgerichtshof schuldig gesprochen und am 14. November 1944 in Berlin-Plötzensee hingerichtet.

Der damalige Leiter der Barmer Bernhard-Letterhaus-Schule, Hans Joachim Ossé, hat 1994 die bisher umfangreichste Dokumentation unter dem Titel "Nur aus Standhaftigkeit wird die Welt gerettet" veröffentlicht, die in der Schule an der Carnaper Straße 13 erhältlich ist. Am 14. November 1984 ist am Haus in der Tannenstraße eine Gedenktafel feierlich enthüllt worden und schon am 14. November 1965 wurde ein Stein zwischen Konrad-Adenauer-Straße und Am Deckershäuschen niedergelegt, wo eine Siedlung nach Letterhaus benannt wurde. Noch früher, 1957/58, erhielt die neue Straße westlich der Barmer St. Antonius-Kirche (im Relief der ersten Kreuzwegstation ist der ehemalige Messdiener abgebildet) den Namen Bernhard-Letterhaus-Straße.

Seit dem 21. Juni 1986 ist eine besondere Patenschaft sichtbar, als am Eingang zum vorletzten Erweiterungsbau der Städtischen Katholischen Hauptschule Carnaper Straße ein Bronzerelief enthüllt wurde. Nach einem von Schulvertretern mit dem Künstler erstellten Konzept schuf Ernst Gerd Jentgens das elfteilige Relief, das in Kreuzform auf einer Haupttafel und zehn kleinen Tafeln das Leben des Märtyrers nachzeichnet. Konsequenterweise folgte 1993 die Umbenennung der Hauptschule in Bernhard-Letterhaus-Schule.

Papst Johannes Paul II. stellte Bernhard Letterhaus während eines Deutschland-Besuches in die Reihe der "Männer aus der Welt der Arbeit", die "ihr Leben für ihren Glauben und ihre Kirche hingegeben haben."

(Rundschau Verlagsgesellschaft)
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