Bayer Wuppertal „Ich weiß, wie die Dinge hier laufen“

Wuppertal · Dr. Timo Fleßner hat am 1. Mai die Leitung des Bayer-Standortes Wuppertal übernommen. Der neue Chef des größten gewerblichen Arbeitgebers im Tal betritt dabei vertrautes Terrain: In seiner langen Bayer-Karriere hat der 49-Jährige viel Zeit im Werk an der Wupper und im Forschungszentrum Aprath verbracht. Und weil er mit seiner Frau und zwei Kindern seit zehn Jahren auf Dönberg wohnt, hat jetzt auch die Pendelei ein Ende ...

 Standortleiter-Wechsel bei Bayer in Wuppertal: offizielle Verabschiedung von Dr. Holger Weintritt (links) und Begrüßung von Dr. Timo Fleßner.

Standortleiter-Wechsel bei Bayer in Wuppertal: offizielle Verabschiedung von Dr. Holger Weintritt (links) und Begrüßung von Dr. Timo Fleßner.

Foto: Bayer AG

Die gehörte nämlich bei Fleßners letzter Bayer-Station als Werksleiter in Bergkamen zum täglichen Geschäft und war „keine Freude“. Zumal er sich mit seiner Familie im Tal wirklich zu Hause fühlt: „Wir lieben alle gemeinsam Wuppertal. Und das sage ich nicht nur so – wir hätten auch durchaus woanders wohnen können.“

Aber nicht nur deshalb findet Fleßner, dass die neue Aufgabe zu ihm persönlich passt. Der promovierte Chemiker bringt vielmehr auch eine Menge Wuppertaler Standort-Stallgeruch mit in den Posten ein. Dank seiner vier Jahre als Abteilungsleiter in der Wirkstoff-Forschung in Aprath kennt er die Labore genauso wie die Produktionsstätten in Elberfeld, wo er von 2011 bis 2017 für die chemische Entwicklung verantwortlich war. „Ich weiß relativ gut, wie die Dinge hier laufen“, freut er sich auf einen aus seiner Warte „ganz tollen Job“. Gerade beim Stabwechsel in Corona-Zeiten, wo persönliche Kennenlern-Begegnungen schwierig sind, ist dieses Wuppertal-Wissen für ihn ein handfester Vorteil.

Trotzdem will Fleßner genau hinhören und führt deshalb derzeit fast ununterbrochen virtuelle Gespräche. Auch, weil nach seiner Einschätzung einen guten Werksleiter genau das ausmacht: „Man muss so agieren, dass man Vertrauen erzeugt, damit Kollegen offen mit einem reden und sagen, was gut läuft und was nicht. Sonst macht man vielleicht aus dem Bauch heraus Dinge, die falsch sind.“

Wie seine Vorgänger Weintritt und Jelich ist auch Fleßner als Standortleiter in der Rolle eines der größten Wuppertaler Bauherren. Aktuell entsteht am Aprather Weg ein neues Laborgebäude, in das einmal mehr ein dreistelliger Millionenbetrag fließt. Trotz Corona sind die Arbeiten bis auf wenige Wochen im Plan. Noch mehr – nämlich rund 500 Millionen Euro – hatte Bayer vor einigen Jahren in den Neubau der Produktionsanlage für den Blutgerinnungs-Wirkstoff „Faktor 8“ investiert, die nach ungünstigen Entwicklungen auf dem Weltmarkt nie in Betrieb ging. Umso wichtiger für die Wuppertaler Bayeraner, in einer sich immer schneller bewegenden Industrie ihre Konzern-Position als einer der größten integrierten Forschungs- und Produktionsstandorte zu behaupten. Fleßners Plan dafür: „Hier steckt ganz viel Expertise drin. Die Frage ist, wie wir die nutzen können, um innovative Produkte auf den Markt zu bringen.“

Die Corona-Pandemie könnte dabei die Rolle des Standorts Wuppertal stützen. Weniger im Hinblick auf die fieberhafte weltweite Suche nach einem Impfstoff, an der Bayer nur in Form logistischer und finanzieller Unterstützung internationaler Forschergruppen beteiligt ist. Dafür aber umso mehr mit Blick auf die Tatsache, dass die Verlagerung von Pharma-Produktionen ins Ausland im Zuge der Krise zu echten Lieferproblemen und Arzneimittel-Engpässen geführt hat. „Wir sehen gerade durchaus, dass die Produktion in Deutschland eine ganze Reihe von Vorteilen birgt, auch wenn das ja schon mal kritisch hinterfragt wird“, sagt Fleßner. Und Wuppertal ist gemeinsam mit Bergkamen der größte der Produktionsstandorte des Pharma-Riesen ...

Fleßner-Vorgänger Dr. Holger Weintritt („Die Doppelbelastung war manchmal sehr hoch“) konzentriert sich künftig übrigens ganz auf seine Funktion als globaler Leiter der Bayer-Wirkstoffherstellung. Und er ist zuversichtlich, was seinen Nachfolger angeht: „Mit Timo haben wir hier jemanden, der die Kultur, die wir hier leben, fortsetzen wird.“

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