Große Friedrich-Engels-Ausstellung startet Taufkleid, Taschenmesser, Textilindustrie

Fünf verschiedenfarbige Räume mit über 300 Exponaten, die Friedrich Engels’ Leben von der Geburt bis zum Tod zeigen: Am Freitag (15. Mai 2020) startet um 9 Uhr mit mehrwöchiger Corona-Verspätung die Sonderausstellung „Friedrich Engels – Ein Gespenst geht um in Europa“ des Historischen Zentrums in der Kunsthalle Barmen am Geschwister-Scholl-Platz.

 Einer der fünf Räume der Friedrich-Engels-Sonderausstellung in der Barmer Kunsthalle ...

Einer der fünf Räume der Friedrich-Engels-Sonderausstellung in der Barmer Kunsthalle ...

Foto: Simone Bahrmann

Beim Präsentationstermin für die Presse zeigte sich Oberbürgermeister Andreas Mucke „total begeistert“: „Das ist auch etwas für alle, denen Engels eher wenig sagt.“ Besonders glücklich, dass es jetzt doch endlich losgeht, ist Lars Bluma, der Leiter des Historischen Zentrums: „Friedrich Engels war keine glatte, einfache, sondern eine widersprüchliche Persönlichkeit, deren Leben wir hier sozusagen bio-topologisch nachzeichnen.“ Einen Schwerpunkt der Schau, die viele Einzelstücke zeigt, die sehr selten sind oder noch nie in Deutschland gezeigt wurden, sind die Orte, an denen Engels gelebt und gewirkt hat: Barmen, Bremen, Berlin, Paris, Brüssel, Köln, Manchester und London.

Lars Bluma: „Mit diesem Dreiklang von Leben, Werk und Orten zeigen wir den ganzen Engels und zugleich eine wichtige Phase der Geschichte des 19. Jahrhunderts. Und wir reduzieren Friedrich Engels bei weitem nicht auf seine Rolle als Mitbegründer des Kommunismus.“ Voller Freude zeigte sich auch Ausstellungskuratorin Heike Ising-Alms: In nur einem halben Jahr sei es mit großartiger Unterstützung vieler Helfer, der Familie Engels sowie zahlreicher Sammler und anderer Museen gelungen, eine Ausstellung auf die Beine zu stellen, die vom Taufkleid des späteren Revolutionärs über sein außergewöhnliches Taschenmesser bis hin zu vielen Live-Technik-Beispielen aus der Frühphase der Textilindustrie eine überaus facettenreiche Bandbreite sichtbar und erlebbar mache.

Zu sehen sind beispielsweise ein großes Landschaftsmodell von der Gegend um das Engels-Haus, wie es dort zu Zeiten von Friedrich Engels’ Kindheit ausgesehen hat, zahlreiche Briefe, Zeichnungen und Karikaturen des auch künstlerisch begabten und interessierten Mannes, der mit seinem späteren Freund Karl Marx zusammen die Welt verändert hat.

 ... und Dr. Lars Bluma, der Leiter des Historischen Zentrums.

... und Dr. Lars Bluma, der Leiter des Historischen Zentrums.

Foto: Simone Bahrmann

Großbürgerliche Ölgemälde kontrastieren mit wandfüllenden Schwarz-Weiß-Foto-Installationen, auf denen die Schattenseiten der Industrialisierung zu sehen sind: Verkommene Arbeiterbehausungen, schmutzige Straßen – sowie das einzig erhaltene Foto der Barrikaden in Paris während der dortigen Straßenkämpfe im Jahr 1848. Politische Kampfschriften, Bilder und natürlich Karl Marx’ „Kapital“, das nur mit finanzieller Engels-Hilfe erscheinen konnte, komplettieren das breit gefächerte Bild.

Ein besonderer Einfall: Durch einen Briefschlitz schaut man auf einen kleinen Teil des vieltausendfachen Engels- und Marx-Briefwechsels. Heike Ising-Alms: „Man sieht es gleich, die saubere Kurrentschrift ist von Engels, das Krikelkrakel von Marx.“

 ... und Dr. Lars Bluma, der Leiter des Historischen Zentrums.

... und Dr. Lars Bluma, der Leiter des Historischen Zentrums.

Foto: Simone Bahrmann

Was auch nicht unberücksichtigt bleibt: Die Liebe des Friedrich Engels zum angenehmen Leben. Guter Wein, schöne Frauen und ein ausgeprägter Geschäftssinn – auch das kennzeichnet Wuppertals bekanntesten Sohn. Der sich übrigens, so Heike Ising-Alms, schon mit 49 Jahren aus dem Berufsleben zurückzog. Mit einem Vermögen von umgerechnet 3,5 Millionen Euro, das er allerdings aufgrund sehr erfolgreichen Umgangs mit Aktien & Co. nie wirklich anfassen musste.

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