Christlicher Hospizdienst Bubu war eben nicht nur ein Tier ...

Wuppertal · Als Laura vor einem Jahr ihren Hund Bubu verlor, traf sie das wie der Tod eines Familienmitglieds. Trost und Verständnis fand sie in der Trauerbegleitung des Christlichen Hospizdienstes.

Laura mit Trauerbegleiterin Marianne Härder. In der Hand hält sie das Lieblingstier ihres verstorbenen Hundes.

Foto: Hendrik Walder

Sie wirkt gefasst, aber die Stimme wird leiser und brüchiger, als die 23-Jährige den Tod ihres geliebten Hundes beschreibt. Der lebhafte Begleiter ihrer Jugendzeit war in letzter Zeit immer ruhiger geworden, eines Morgens konnte er nicht mehr aufstehen und mit ihrem Lebensgefährten fuhr sie in die Tierarztpraxis. Ein Tumor in der Milz war geplatzt und hatte im Bauchraum geblutet. „Die einzig humane Entscheidung war, Bubu einzuschläfern“ – das war ihr damals wie heute klar.

„Manche Tierbesitzer haben mit belastenden Schuldgefühlen zu kämpfen, weil sie in letzter Konsequenz die Verantwortung für das Setzen der Spritze gegeben haben“, weiß hingegen Marianne Härder, die selbst lange Zeit als Tierärztin praktiziert hat. Ehrenamtlich begleitet sie seit sechs Jahren für den Christlichen Hospizdienst im Wuppertaler Westen Tierbesitzer in ihrer Trauer.

„Dabei war Bubus Tod durchaus friedlich“, beschreibt Laura die Atmosphäre nach der Einschläferung. Die Tiereltern konnten in aller Ruhe im abgedunkelten Behandlungsraum trotz laufenden Betriebs ausgiebig Abschied nehmen: „Er legte seine Pfote auf mein Bein und schlief ruhig zwischen uns ein.“

13 Jahre war der Weimeraner-Vizsla-Mischling alt geworden. Mit rund neun Monaten hatte ihn Lauras Familie aus einem Tierschutzprogramm erworben. Als „ängstlich und schreckhaft“ erlebte die damals Elfjährige den Straßenhund aus Malta, bis er die angenehmen Seiten eines Hundelebens in dieser Wuppertaler Familie kennenlernen und genießen konnte.

Ein Bild aus glücklichen Tagen mit Bubu.

Foto: privat

2019 zog er natürlich mit in die gemeinsame Wohnung von Laura und ihrem Freund. „Er hat mich mein halbes Leben lang begleitet“, erklärt sie die enge Beziehung zu einem Tier, das längst zum Familienmitglied geworden war und um das sie dementsprechend trauerte: „Unser Lebensalltag war komplett verändert, er hatte ein Riesenloch hinterlassen.“

Das sich nicht so einfach schließen ließ. „Wir weinten zusammen mit Freunden und erfuhren viel Empathie“, erinnert sich die 24-Jährige, aber ihre eigene Trauer ließ nicht nach. Sie fand es regelrecht verletzend, als Freunde schon nach kurzer Zeit fragten, ob sie sich keinen neuen Vierbeiner anschaffen wollte. Und als der Hund einer nahen Freundin starb, brachen die ganzen Emotionen wieder von Neuem auf.

Im Netz suchte sie nach ähnlich Betroffenen, fand über trauer-wuppertal.de die Trauerbegleitung für Tierbesitzer und in den folgenden Gesprächen mit Marianne Härder tiefes Verständnis für ihre Trauer. „Es ist eben nicht nur ein Tier, sondern ein geliebtes Wesen, das gestorben ist“, das hat die Tierärztin schon in ihrer Praxis immer wieder erlebt. Und wie Laura wünscht sie sich, dass diese Empfindungen gesellschaftlich ernster genommen werden:

„Es gibt viele Facetten von Schmerz und solche eine erschwerte Trauer, wie Laura sie erlebt hat, braucht ein Format, in dem man alles rauslassen kann.“ Im gemütlichen Gesprächsraum des Christlichen Hospiz mit Blick in den Garten haben sich die beiden längere Zeit alle zwei bis vier Wochen ausgetauscht. „Ich habe in dieser Zeit zahlreiche Impulse empfangen, vieles hinterfragt und herausgearbeitet, was mir schadet und was mir gut tut“, sagt Laura.

Geholfen hat der ausgebildeten Sonderpädagogin danach unter anderem der Wechsel von der Universität in eine Einrichtung, in der Kinder mit Down-Syndrom betreut werden.

Inzwischen hat sie den mit Furcht erwarteten Jahrestag überstanden, geht gelegentlich in das von Marianne Härder ins Leben gerufene „Trauercafé für Tierbesitzer“ – und vor einigen Tagen hat sie ein neues Kapitel aufgeschlagen: Mit zwei Babykatzen, die neues Leben in die Wohnung bringen, und in der eine kleine Skulptur und viele Bilder an Bubu erinnern, der nicht vergessen werden wird.