Wirtschaft Hin zur teilweisen regionalen Selbstversorgung

Wuppertal · Das Projekt „Wirtschaftsförderung 4.0“ setzt sich für mehr Nachhaltigkeit, wirtschaftliche Kooperationen und regionale Wertschöpfung ein. Anfang 2018 startete das Wuppertal Institut ein Pilotprojekt mit der Stadt Osnabrück, das die Idee vor Ort etablieren sollte. Nach der erfolgreichen Testphase soll das Konzept nun in weiteren Städten etabliert werden. Wuppertal gehört – neben Witten und Witzenhausen – zu den ersten.

 Theresa Oesterwinter (li.) und Antje Lieser sind das Team hinter dem Projekt „Wirtschaftsförderung 4.0“.

Theresa Oesterwinter (li.) und Antje Lieser sind das Team hinter dem Projekt „Wirtschaftsförderung 4.0“.

Foto: Wirtschaftsförderung

„Mit dem Konzept Wirtschaftsförderung 4.0 (Wf4.0) möchten wir regionale Wirtschaftsstrukturen stärken und erweitern“, erklärt Dr. Michael Kopatz vom Wuppertal Institut. Ziel sei es, krisenfeste Geschäftsmodelle und Netzwerke für Initiativen und Unternehmen zu schaffen. Der Fokus liegt dabei auf regionalen und nachhaltigen Themen. Dadurch entstünden positive Nebeneffekte: mehr Klimaschutz, ein schonender Umgang mit Ressourcen und ein gestärkter sozialer Zusammenhalt. „So entsteht ein lokaler Mehrwert, der sich wirtschaftlich positiv auswirkt“, meint auch Theresa Oesterwinter von der Wirtschaftsförderung Wuppertal. Ihre Aufgabe ist es, das Konzept in die Praxis umzusetzen. Durch viel Netzwerkarbeit und Beratung möchte sie vor allem Initiativen bei ihrer Arbeit unterstützen: „Beispiele für Initiativen aus dem Bereich Wirtschaftsförderung 4.0 sind in Wuppertal produzierende Unternehmen, RepairCafés, Tauschbörsen, CarSharing, soziale Kaufhäuser oder solidarische Landwirtschaften.“

Die Vision der Wirtschaftsförderung 4.0 ist eine lokale Wirtschaft, die sich selbst von innen heraus stärkt und daraus ihr Wachstumspotenzial entfalten kann. Dabei spielt wirtschaftliche Unabhängigkeit eine große Rolle. „Die Corona-Pandemie zeigt uns kurzfristig und sehr plötzlich, wie wichtig Resilienz und die Fähigkeit zur teilweisen regionalen Selbstversorgung für Wuppertal ist. Lieferketten sind unterbrochen, Hamsterkäufe verdeutlichen die Angst der Bürger vor einem Versorgungsstopp, Grenzen sind teilweise geschlossen, Unterstützung durch internationale Saisonarbeiter bleibt aus, die weltweite Wirtschaft gerät ins Wanken“, so Oesterwinter. Auch das Forschungsteam des Wuppertal Instituts plädiert für eine nachhaltigere, regional ausgerichtete Wirtschaft, „Doch zeigt nicht zuletzt die Corona-Krise die Vulnerabilität einer global organisierten Wirtschaft und lässt uns darüber nachdenken, ob wir nicht wieder einen größeren Anteil unserer Produktion und unseres Konsums lokal organisieren sollten“, heißt es in einem Blogbeitrag.

Die Voraussetzungen dafür seien hier sehr gut. „In Zeiten der Corona-Krise beweist Wuppertal einmal mehr, dass der Zusammenhalt in der Stadt und das Potenzial im Bereich Wirtschaftsförderung 4.0 groß ist. Viele Hilfsinitiativen haben sich gebildet, um Gastronomie, lokalen Einzelhandel oder die eigene Nachbarschaft zu unterstützen“, so Oesterwinter. Das Projekt ist seit Anfang des Jahres am Start. Ihre Hauptaufgabe fasst Oesterwinter mit „lokale Initiativen sammeln, sichtbar machen und vernetzen“ zusammen.

Durch die Pandemie wurde das Projekt aber erst einmal ausgebremst. Stattdessen steht Krisenbewältigung auf dem Programm. „Die wichtigste Aufgabe ist es nun, zusammen mit Initiativen und Unternehmen Konzepte zu erarbeiten, wie sie sich zukunftsfähig aufstellen können“, sagt Oesterwinter. Alle Initiativen seien eingeladen, Kontakt aufzunehmen und gemeinsam an neuen Projekten zu arbeiten.

Das Konzept wird von Dr. Michael Kopatz, Jana Rasch und Mona Treude vom Wuppertal Institut erforscht. Gefördert wird es vom Bundesministerium für Bildung und Forschung. Weitere Infos gibt es bei der Wirtschaftsförderung und beim Wuppertal Institut.

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