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Diskussion über Gutachten: Zukunft der Bühnen: Die Entscheidung ist vertagt

Diskussion über Gutachten : Zukunft der Bühnen: Die Entscheidung ist vertagt

Die Wuppertaler Bühnen haben einen Aufschub bekommen: Folgt man den Empfehlungen des Gutachtens des Strategieunternehmens Actori, dann ist der Betrieb für fünf Jahre gesichert. Wichtigste Erkenntnis: Keine Sparte soll geschlossen und kein weiteres Personal entlassen werden.

"Mehr" lautet das Schlüsselwort des Actori-Gutachtens, das dem Aufsichtsrat der Bühnen vergangene Woche vorgestellt wurde. Mehr spielen, mehr Marketing, mehr Sponsoren. Denn nach den vielen Sparmaßnahmen der vergangenen Jahre ist bei den Wuppertaler Bühnen kein weiteres Sparpotenzial mehr vorhanden. Einzige Ausnahme: Die Aushilfskräfte im Orchester — sie springen ein bei Krankheit oder besonderen Instrumentierungswünschen — sollen deutlich reduziert werden. 275.000 Euro pro Spielzeit für diesen Posten sei im Vergleich zu anderen Orchesterbetrieben "schon ansehnlich", so Kulturdezernent Matthias Nocke. Das war es dann aber auch in Sachen Reduzierung.

Klare Ansagen von Actori an Wuppertal: Die Bühnen müssen es schaffen, eine Marke zu werden. Das Denken in einzelnen Sparten wirke sich darauf negativ aus. Nur als Gesamtkonstrukt mit Schauspiel, Oper, Orchester und Tanztheater habe man eine Chance. Das Theater muss in der Stadt wahrnehmbar sein, eine Rolle spielen.

Damit sich diese Marke auch in der Stadt etabliere und die Strategie sich in Form neuer Besucher auszahle, müsse das Marketing intensiviert werden. Und dazu müsse man erst mal Geld in die Hand nehmen, so Frank Schellenberg von Actori. Im Klartext heißt das: 200.000 Euro pro Jahr für eine neue Stelle und entsprechendes Equipment.

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Wichtiger Bestandteil des Gutachtens: Es muss mehr gespielt werden! Konkret empfiehlt Actori dem Schauspiel, für zwei Produktionen ins Opernhaus zu gehen und eine zusätzliche Produktion am Engelsgarten zu spielen. So soll die Einnahme-Seite der Bühnen verbessert werden. Die Oper solle mindestens 60 Vorstellungen geben — und das ebenfalls nicht nur im Opernhaus. Da liegt Berthold Schneider mit seinen Planungen bereits voll im Soll. "Die Ressourcen müssen insgesamt besser genutzt werden", betont Schellenberg. Und: "Weniger spielen gefährdet die Bühnen!"

Eine Erhöhung der Eintrittspreise soll es auch geben — allerdings nur im oberen Segment beziehungsweise, indem man eine breitere Staffelung der Preise schafft. Weiteres Standbein des Gutachtens: Sponsoren und Mäzene suchen. "Je interessanter das Theater, desto besser finden sich dafür Sponsoren", stellt Enno Schaarwächter, Geschäftsführer der Wuppertaler Bühnen, klar. Greifen all diese Maßnahmen, dann soll am Ende ein Plus von 630.000 Euro pro Jahr stehen.

Gelöst ist das Problem damit allerdings nicht — der Spielbetrieb ist lediglich bis 2021 gesichert. Was die Wuppertaler Bühnen — so wie viele andere Theater auch — strukturell aufzehrt, ist die Deckelung der städtischen Zuschüsse. Tariferhöhungen, also der Anstieg von Löhnen und Gehältern, werden für Oper und Schauspiel seit Jahren nicht übernommen — im Gegensatz zum Tanztheater und zum Orchester. Diese Erhöhungen müssen die Bühnen selbst auffangen. Und das zehrt die Rücklagen auf.

In Arbeitsgruppen sollen die Ergebnisse des Actori-Gutachtens jetzt in konkrete Handlungsmaßnahmen umgesetzt und anschließend ein neuer Fünf-Jahres-Plan erstellt werden. "In diesem Plan wird stehen, dass wir am Ende mehr Geld brauchen", so Nocke. "Irgendwann wird der Zeitpunkt kommen, an dem wir entscheiden müssen, was uns das Theater wert ist. Irgendwann kann man nicht mehr sparen. Die gute Nachricht ist: Wir können jetzt ein halbes Jahrzehnt ohne weitere Abstriche einfach mal Theater machen. Das ist doch auch schon was."