Talwords Mit Unsinn gegen den Wahnsinn

Wuppertal · Die Premiere von "Talwords" lockte 2015 viele Sprachbegeisterte in die Volkshochschule. Am Samstag gibt es eine Neuauflage des Wortspektakels. Kulturredakteurin Nicole Bolz sprach mit den Erfindern Susanne Spitzl und Detlef Vonde von der VHS über das Verhältnis von Kultur und Humor, Cartoons und politischer Bildung — und über Wuppertal als Stadt des literarischen Humors.

 Im Auftrag des Wortes: Programmorganisator Christian Dillenberg (links) und die „Talwords“-Erfinder Susanne Spitzl und Detlef Vonde.

Im Auftrag des Wortes: Programmorganisator Christian Dillenberg (links) und die „Talwords“-Erfinder Susanne Spitzl und Detlef Vonde.

Foto: Max Höllwarth

Was ist "Talwords?"

Spitzl: Ein Wortspiel. Eine Veranstaltung, die sich mit Sprache und dem Wort befasst und alle Genres erfasst: Lyrik, Prosa, Poesie, Dada, Slam, Comedy und natürlich die Bildsprache.

Wie ist die Idee entstanden?
Spitzl: Wir wollten den Fachbereich Kultur aus seiner verstaubten Ecke holen, in die er oft zu Unrecht gesteckt wird. Wir haben da ein spannendes Angebot — das soll auch so wahrgenommen werden.

Vonde: Wir machen einen Heidenspaß! Wir befinden uns in Zeiten, in der ein Mann mit komischer Frisur den Menschen Angst macht. Wir zeigen: Wir sind vielleicht hilf-, aber keineswegs sprachlos. Wir stellen den Unsinn gegen den Wahnsinn. Außerdem verlassen wir mit "Talwords" ja keineswegs unseren Auftrag der politischen Bildung. Dafür sorgt beispielsweise auch der Auftritt von Uwe Becker, dessen Ausstellung ebenfalls an diesem Abend eröffnet. "Ich will auch mal Kanzler werden…" — der Titel der Ausstellung — steht geradezu programmatisch für die Handlungsorientierung der politischen Bildung. Und regt zum Nachdenken an. Mindestens.

Wer ist außer Uwe Becker noch dabei am Samstag?
Spitzl: Mit Max Christian Graeff haben wir einen Kulturschaffenden zu Gast, der sich zwischen Dada und Lyrik oder auch Chanson bewegt. Ein Wahl-Luzerner, der jetzt wieder zurück nach Wuppertal kehrt.

Vonde: Lisa Schöyen ist Slam-Poetin und war auch beim letzten Mal schon dabei. Sie begeistert die Besucher mit ihrer sehr reduzierten Performance und ist zugleich wahnsinnig präsent. Sinnlich und verletzlich — eine ergreifende Gratwanderung und ein Auftritt mit Gänsehaut-Garantie.

Ein Kontrast zum "theatre du pain"?
Spitzl: Das ist zumindest der aufwändigste Act an dem Abend. Daher stehen sie auch zuerst auf der Bühne. Mateng Pollkläsener, Hans König und Wolfgang Suchner sind ein ganz und gar eigenes Genre. Sie bieten philosophischen Dada: Eine perfekt konstruierte Mischung von skurril instrumen-tierter und fein arrangierter Popmusik, irrwitzigen Trialogen, die klingen, als hätten sich die "Monty Pythons", David Lynch und Immanuel Kant zum Frühstück getroffen. Was sie aber genau am Samstag bei uns in der VHS machen werden, wissen wir nicht.
Bleiben noch zwei sehr bekannte Wuppertaler, die ebenfalls dabei sind: David J. Becher und Jan Röttger.

Vonde: Genau. David Becher stand bei der ersten Ausgabe bei uns auf der Bühne. Jetzt wird er den Abend moderieren. Und der Wuppertaler Singer-Songwriter Jan Röttger wird mit der Kraft bedachter Worte die Musik zum Abend beisteuern.

Spitzl: Wir finden, es ist eine gute Kombi für die Mischung aus Bildungsauftrag und Unterhaltung.

Vonde: Und man sieht, dass die Wuppertaler Humorkultur einiges zu bieten hat. Ich würde sogar so weit gehen zu sagen, dass Wuppertal nach Frankfurt die Hauptstadt des gepflegten literarischen Witzes ist.

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