Umwelt Eine plastikfreie Welt: Geht das überhaupt?
Für heutige Generationen ist das Vorhandensein von Kunststoff im Alltag völlig normal. Ältere Generationen können sich jedoch an eine Zeit erinnern, in der es ausschließlich Gegenstände aus Holz, Metall, Glas und Keramik gab. Das Leben ist bunter und vielfältiger geworden, auch durch die Entwicklung von Kunststoff. Doch dieser Fortschritt hat auch Schattenseiten. Die Frage ist, ob der Mensch ohne Plastik besser dran wäre?
Die technische Entwicklung
Der Wunsch nach einem Material, das formbar, widerstandsfähig und leicht ist, war der Beginn der Entwicklung von Kunststoffen. Die Bearbeitung von Holz dauert seine Zeit, wenn daraus ein Tisch und Stühle entstehen sollen. Teppiche haben ihren Preis, wenn dafür Schafwolle verwendet und dieser per Hand gewebt wird. Verkleidungen von Autos können nicht aus Holz oder Metall bestehen und Waschmaschinen oder Kühlschränke würden ohne Kunststoffe gar nicht existieren.
Die Erfindung der Kunststoffe sorgte also für einen wirtschaftlichen Aufschwung und machte das Leben der Menschen leichter. Kein Fahrrad ohne Räder, keine Heizung ohne Thermostat, kein Kabel ohne Ummantelung und kein Abfluss ohne Stöpsel. Der gezielte Blick in unseren Alltag macht deutlich, dass wir ohne Kunststoffe nicht mehr zurechtkommen würden. Aber es gilt, Unterschiede zu machen. Weshalb?
Biologisch abbaubar?
Holz verwittert, Metall rostet und Lebensmittel schimmeln. Die Natur gibt einen natürlichen Kreislauf vor, der in sich geschlossen ist. Nichts wird verschwendet, alles kehrt in seinen ursprünglichen Zustand zurück, um erneut Form anzunehmen.
Als biologisch abbaubar werden Materialien bezeichnet, die sich in die Grundsubstanzen Sauerstoff, Wasserstoff und Kohlenstoff zersetzen können. Das bedeutet, wenn Mikroorganismen und Pilze das Material spalten und verstoffwechseln können, gilt ein Produkt als biologisch abbaubar. Dabei kommt es auf die chemische Struktur der Produkte an und welcher Zeitraum dafür benötigt wird.
Während Metall und Holz ein geringes Verfallsdatum besitzen, wenn sie Witterungseinflüssen ausgesetzt sind, liegt eine Plastiktüte laut Angaben des NABU 20 Jahre in der Natur, bis sie in ihre einzelnen Bestandteile zerfällt. Bei Getränkedosen beträgt dieser Zeitraum um die 200 Jahre. 450 Jahre dauert es sogar, bis sich eine Plastikflasche zersetzt. Im Vergleich dazu behält eine Angelschnur bis zu 600 Jahre ihre Form und Festigkeit, bevor sie sich im Meerwasser aufgelöst hat.
Der Vorteil der Langlebigkeit und der Beständigkeit gegenüber Wasser, Säuren und Laugen wird also zum Problem, sobald Produkte aus Kunststoff im Müll landen. Sie zerfallen sehr langsam und müssten daher über einen langen Zeitraum gelagert werden. Bei einer ständig wachsenden Weltbevölkerung und Produktion von Konsumgütern kann dieser Weg nicht erfolgreich sein. Die Produktion von Plastikflaschen und deren Verkauf erfolgen in größerem Umfang, als diese auf dem Müll zerfallen. Demzufolge braucht es andere Wege, den Plastikmüll umweltfreundlich zu entsorgen.
Sind Kunststoffe gut oder schlecht?
Kunststoffe lassen sich nicht als gut oder schlecht bewerten. Aus der Medizin sind sie beispielsweise nicht wegzudenken. Ohne Handschuhe, Schläuche, Einwegspritzen oder Blutbeutel für Transfusionen würde es kein funktionierendes Gesundheitssystem geben. Selbst bei Operationen am Herzen kommen Kunststoffe in Form von Herzklappen vor.
In jedem Supermarkt sind Kunststoffe als Verpackung und Tüten zu finden, obwohl sie zunehmend durch Papier ersetzt werden. Papiertüten erweisen sich jedoch nicht so leistungsfähig wie Tüten aus Plastik, da ihre Reißfestigkeit begrenzt ist. Folien halten Lebensmittel frisch. Schüsseln aus Kunststoff sind leicht und teilweise faltbar.
Es gibt genügend Gründe, die den Einsatz von Kunststoff befürworten. Etliche sprechen dagegen. Würde unser Gesellschaftssystem ohne Geldkarten funktionieren und würden wir uns ohne Telekommunikation nicht wie im Steinzeitalter fühlen? Es kommt auf den Nutzen und die Handhabung an. Daher muss sich der Mensch die Frage stellen, ob und welche Produkte notwendig und vertretbar sind.
Lassen sich Kunststoffe ersetzen?
Es gab eine Zeit ohne Kunststoffe, daher sollte es möglich sein, den Gebrauch von Artikeln aus Plastik zumindest zu minimieren. Dabei kann in Produkte unterschieden werden, die überflüssig oder gesundheitsschädigend sind.
Mikroplastik in Duschbädern oder Haarwäschen haben zugenommen. Obwohl sie dem Haar und der Haut nicht nützen, sondern im Fall von Peelings nur für das Abtragen von Hautschuppen sorgen, wird Mikroplastik im Kosmetikbereich eingesetzt. Hier geht es um die menschliche Gesundheit, die gefährdet wird. Das betrifft nicht nur den Einzelnen, denn jede Wäsche leitet Mikroplastik in das Abwasser und die gesamte Umwelt.
Weichmacher in Plastikflaschen sind ebenfalls gesundheitsgefährdend. Früher wurden Glasflaschen verkauft, heute ist das ebenfalls möglich. Folien zum Einwickeln werden an jeder Fleischtheke verwendet. Es ist noch nicht lange her, da packte man Fleisch und Wurst in Papier. Alternativ lassen sich diese Nahrungsmittel beim Fleischer in einer Glasschüssel abwiegen und mitnehmen. Jede Waage ist mit einer Tarierfunktion ausgestattet, sodass das Gewicht einer Schüssel vor dem Wiegen abziehbar ist.
Wo entscheidet der Mensch selbst?
Bei der Auswahl seiner Kleidungsstücke ist jeder Mensch selbstbestimmt. Wir entscheiden, ob wir Textilien aus Kunststofffasern, Baumwolle oder tierischen Fasern tragen. Daher liegt es in unserer Verantwortung, ob wir durch das Waschen von Chemiefasertextilien Mikroplastik in das Abwasser bringen. Textilien aus Baumwolle, die ökologisch angebaut wurden, sind nicht nur hautfreundlicher, sie entstehen durch nachwachsende Rohstoffe und können auf einfache Weise recycelt werden.
Brotbüchsen für die Kinder sind praktisch, aber auch sie geben im Reinigungsprozess Mikropartikel ab. Umweltfreundlicher ist Einwickelpapier, das mithilfe von Bienenwachs hergestellt wird. Trinkflaschen lassen sich ab einem bestimmten Alter durch Glasflaschen ersetzen und Bretter aus Plastik, auf denen die Schulbrote zubereitet werden, können durch Varianten aus Holz ersetzt werden. Übrigens sind auch Babyfläschchen in Glas- und Plastikvariante zu haben.
Natürlich erscheint es gewöhnungsbedürftig, mit Stoffbeuteln zum Einkaufen zu gehen, Milch an der Frischetheke in mitgebrachte Glasflaschen zu füllen oder Gefäße aus Plastik im Haushalt auszutauschen. Viele Dinge aus Kunststoff lassen sich nicht auswechseln, gleichzeitig gibt es viele Möglichkeiten, auf Plastik zu verzichten.
Recycling von Kunststoffen
Wo sich Kunststoff nicht vermeiden lässt, stehen die Themen Entsorgung und Recycling im Raum. Recycling bedeutet Wiederverwertung. Aus Altem werden neue Dinge gemacht. Dazu müssen Kunststoffprodukte gesammelt, gereinigt, zerkleinert und zu neuen Formen gepresst werden und auf den ersten Blick scheint dieses Vorgehen praktikabel zu sein. Vorhandene Materialien werden derart behandelt, dass sich neue Produkte aus ihnen herstellen lassen.
Die Idee dahinter:
- keine extremen Müllberge
- Einsparungen von Rohöl für die Herstellung von neuem Kunststoff
- Schonung der Umwelt durch minimierte Ölförderung
Die Ausbeutung der Natur könnte zurückgefahren werden. Meere und Landstriche würden von den Konsequenzen der Ölförderung verschont. Lebensräume für Mensch und Tier ließen sich erhalten. Weniger Raffinerie würde saubere Luft bedeuten.
Doch solange der Mensch in Gesellschaftssystemen lebt, die den Profit als den Sinn des Lebens definieren, wird nur die Produktion in Betracht gezogen und Müllvermeidung oder Recycling übersehen. Allerdings gibt es Voraussetzungen, die erfüllt sein müssen, um den Plastikmüll der Wiederverwertung zuzuführen. Dabei gibt es einen Risikofaktor - den Menschen. Kunststoffe müssen getrennt und sortiert werden. Nur dann ist es möglich, neue Produkte aus altem Material entstehen zu lassen.
Trennung als Voraussetzung für Recycling
Was wiederverwertet werden soll, muss gleichen Charakters sein. Das heißt, dass ausschließlich Kunststoffe in den Prozess der Wiederverwertung gelangen dürfen. Die Industrie verbindet jedoch Aluminium, synthetische Fasern oder Papier mit Plastik. In dieser Kombination ist es nicht möglich, die zerkleinerten Stoffe zu erhitzen, damit sie erneut miteinander reagieren und geformt werden können.
Der Deckel von Joghurtbechern verträgt sich beim Recycling nicht mit dem Plastikmaterial. Plastik in Kombination von Papier lässt sich in Form von Kaffeebechern auch nicht ohne vorherige Trennung verwerten. Unterschiedliche Materialien gehören in verschiedene Verwertungsprozesse und müssen deshalb sauber getrennt werden.
Der Gelbe Sack oder die Gelbe Tonne sind fest in das deutsche Recyclingsystem integriert und bieten die Möglichkeit, unterschiedliche Materialien dem richtigen Kreislauf zuzuführen. Allerdings setzt solch ein Handeln ein hohes Bewusstsein für Verantwortlichkeit, Ethik und Moral jedes einzelnen Menschen voraus.