IHK-Konjunkturumfrage Bergische Wirtschaft hat Sorge vor dem Winter

Wuppertal · Die wirtschaftliche Situation im Bergischen Städtedreieck hat sich merklich verschlechtert. Das ist das Ergebnis der aktuellen IHK-Konjunkturumfrage, an der sich 362 Unternehmen mit 16.800 Beschäftigten beteiligt haben.

IHK-Präsident Henner Pasch.

Foto: Leon Sinowenka

Derzeit stufen 30 Prozent der Betriebe ihre Geschäftslage als gut ein, 24 Prozent als schlecht. Der Lageindex sinkt damit von 16 auf nur noch plus sechs Punkte. Noch besorgniserregender sind die Aussichten für die kommenden Monate: Fast jeder zweite Betrieb befürchtet, dass sich seine Lage verschlechtern wird.

„Die Wirtschaft leidet unter den massiven Kostensteigerungen für Energie und Rohstoffe. Die stark gestiegene Inflationsrate reduziert zudem die Kaufkraft der Verbraucher und belastet den privaten Konsum“, so IHK-Präsident Henner Pasch. Die Mehrheit der Unternehmen rechnet daher mit Gewinneinbußen. „Die Umfrage berücksichtigt allerdings noch nicht die von der Bundesregierung angekündigte Gaspreisbremse, die den Abschwung abmildern könnte“, meint IHK-Hauptgeschäftsführer Michael Wenge.

Gerade in der Industrie habe der konjunkturelle Gegenwind stark zugenommen. Es sei unsicher, ob die Energieversorgung im Winter gewährleistet sei und die Betriebe die drastischen Kostensteigerungen stemmen könnten. Erschwerend komme hinzu, dass die seit der Corona-Krise auftretenden Störungen in den internationalen Lieferketten weiterhin bestehen.

Der Einzelhandel gehöre derzeit zu den größten Verlierern des Abschwungs. Viele Kundinnen und Kunden müssten sich beim Einkaufen einschränken oder Rücklagen bilden, um die Energierechnungen bezahlen zu können. Bei den sonstigen Dienstleistern sei die Stimmung verhaltener als zuletzt.

Die Geschäftslage des Verkehrsgewerbes habe sich dagegen verbessert. Auch das Hotel- und Gaststättengewerbe bewerte die Situation positiver als noch im Frühjahr – nicht zuletzt wegen der weitgehenden Aufhebung der Corona-Schutzmaßnahmen.

Die extrem hohen Energie- und Rohstoffpreise sind das mit Abstand größte Risiko für die konjunkturelle Entwicklung. „Die Energiekosten sind am Standort Deutschland viel höher als in anderen Regionen der Welt. Darunter leidet die internationale Wettbewerbsfähigkeit. Der Außenhandel kann daher die Konjunktur nicht stützen, zumal sich die wirtschaftliche Entwicklung auch in anderen Ländern abschwächt“, machen Pasch und Wenge deutlich. Zudem verschlechtern die steigenden Zinsen und das schwache konjunkturelle Umfeld das Investitionsklima.

Der Abschwung werde voraussichtlich Spuren auf dem Arbeitsmarkt hinterlassen. Der Fachkräftemangel bleibt trotzdem ein großes Problem. Unternehmen, die offene Stellen ohne Schwierigkeiten innerhalb von zwei Monaten besetzen können, sind die Ausnahme. Auch der Ausbildungsmarkt steht strukturell unter Druck, da ihm weniger Jugendliche zur Verfügung stehen.