Nordstadt Das Helene-Weber-Denkmal ist eingeweiht

Wuppertal · Mit einem fröhlichen Fest, Oberbürgermeister Uwe Schneidewind und vielen Kindern wurde jetzt das Helene-Weber-Denkmal eingeweiht. Damit hat jetzt eine der Mütter des Grundgesetzes in Wuppertal einen besonderen Ort des Erinnerns.

 Die Feier auf dem Helene-Weber-Platz.

Die Feier auf dem Helene-Weber-Platz.

Foto: Wuppertaler Rundschau/Simone Bahrmann

Die Initiative für die Ehrung kam von Ministerin Scharrenbach, die für die Bereiche Heimat, Kommunales, Bauen und Gleichstellung des Landes NRW zuständig ist. Sie hatte 2019 das Jubiläum „70 Jahre Grundgesetz“ zum Anlass genommen, in Herford, Dortmund und Wuppertal drei Denkmäler für die drei nordrhein-westfälischen Mütter des Grundgesetzes anzuregen. Jede Stadt bekommt dafür 100.000 Euro aus der Heimatförderung.

Der Helene-Weber-Platz hat seiner Namensgeberin zu Ehren ein völlig neues Gesicht bekommen. Rund um den Lindenbaum auf dem Helene Weber Platz sind zehn Schriftzüge ‚Männer und Frauen sind gleichberechtigt“ (Grundgesetz) in der vorhandenen Pflasterung verlegt worden. Handschriftlich geschrieben von Kindern, in den acht häufigsten Sprachen des Mirker Quartiers (Deutsch, Türkisch, Arabisch, Italienisch, Polnisch, Serbisch, Griechisch, und Bulgarisch) und in Französisch und Ewe, einer afrikanischen Sprache aus dem Raum Togo und Ghana.

Vorne am Eingang liegt eine Informationsplatte mit folgender Inschrift: „Denkmal für Helene Weber Männer und Frauen sind gleichberechtigt. Grundgesetz Artikel 3(2). Geschrieben von Cem in Türkisch, von Hatitche in Arabisch, von Alex in Serbisch, von Iro in Griechisch, von Sofia in Italienisch, von Marie in Französisch, von Leonie und Joulina in Deutsch, von Adela, Magda und Maria in Polnisch, von Maxi in Ewe und von Krasimir in Bulgarisch. Für diese Platte haben Jill, Joane und Tim geschrieben. 2021“ Um die Linde herum wird eine runde Bank aufgestellt. Wegen langer Lieferfristen kommt sie allerdings erst in einigen Wochen.

Neben den zehn Schriftzügen der Kinder besteht das Denkmal aus einem Wandbild der Künstlerin Birgit Pardun mit dem Titel „Der superlange Arm des Grundgesetzes“. Helene Weber, eigentlich von kräftiger Statur, ist als dünne Kunstfigur dargestellt, deren Arme sich lang strecken müssen, um mühsam in jahrzehntelanger Arbeit politische und gesellschaftliche Veränderungen herbeizuführen.

Helene Weber: Wuppertaler Denkmal für eine große Frau
8 Bilder

Wuppertaler Denkmal für eine große Frau

8 Bilder
Foto: Wuppertaler Rundschau/Simone Bahrmann

Mit einer Lichtinstallation des Lichtkünsterers Gregor Eisenmann wird seit Samstag der Platz mit vier Strahlern verzaubert. Zwei Strahler sind auf die schwarze Giebelwand gerichtet, zwei projizieren auf den Platz. Die Lichtinstallation startet mit vier Motiven von Gregor Eisenmann, in denen er das Wirken von Helene Weber aufwendig grafisch gestaltet hat. Das Motiv „Die Wurzeln des Grundgesetzes“ greift die Symbolik des Lindenbaums auf. Jahrtausendlang steht die Linde als Baum der Frauen und Heilung, als Baum der Gemeinschaft (Tanzlinde) und der Befriedung durch Rechtssprechung ohne Gewalt (Gerichtslinde).

Gregor Eisenmann hat in verschlungenen Textstücken Zitate von Helene Weber grafisch umgesetzt. In einigen Monaten werden die Motiv-Plättchen in den vier Strahlern ausgetauscht. Dann wird der künstlerische Beitrag des Künstlerinnenduo Whoslulu (Laura Ludwig und Gin Bali) zu sehen sein. Beide gehören dem YAYA-Netzwerk an, einem intersektional-feministischen Netzwerk kunst- und kulturschaffender FLINTA Personen (Frauen, Lesben, Intersex, Nichtbinäre, Trans, Asexuelle).

Die Anhänger für den Lindenbaum sind ein weiterer Teil des Denkmals. Mit einem Kunstprojekt des Von der Heydt-Museums unter Leitung von Andrea Raak haben Kinder der Grundschule Mirker Bach sich lebendig und kreativ mit Helene Weber beschäftigt. Die Bilder der Kinder sind auf runde Polyacrylplatten gedruckt worden. Für die Eröffnung hängen sie im Lindenbaum.

In der Alten Feuerwache haben die Kinder runde Messingplatten gestaltet und mit Punzier-Eisen Texte hineingestanzt. Unter der Leitung von Rahel Schüssler und Dörte Bald aus der Kulturwerkstatt der Alten Feuerwache wird dieses Projekt noch fortsetzt.

Wegen der Pandemie waren die Workshops zu Helene Weber in der Alten Feuerwache kaum möglich. Es ist geplant, diese bis Ende des Jahres nachzuholen. Voraussichtlich im Dezember findet ein Abschlussfest auf dem Helene Weber Platz statt, bei dem alle Anhänger noch einmal aufgehängt werden.

Die hochwertigen Anhänger werden im Rathaus sorgsam verwahrt und sollen in den nächsten Jahren bei Veranstaltungen auf dem Helene-Weber-Platz wiederzusehen sein. Möglichst auch zur Feier 100 Jahre Grundgesetz im Jahr 2049.

Bei der Veranstaltung haben die Kinder der Alten Feuerwache und der Grundschule Mirker Bach den ‚Helene Weber Song‘ vorgetragen. Dörte Bail erläuterte die Entstehung des Liedes. Die Flüchtlingsinitiative „Hand in Hand“ als Nachbar des Platzes hat die Besucherinnen und Besucher nicht nur mit leckeren Waffeln erfreut, sondern auch eine kreative Malaktion angeboten, die jetzt im Schaufenster an der Ludwigstraße zu sehen ist.

Auch das Diakonische Werk sorgt für Bewirtung. Es ist direkter Nachbar am Platz mit einer Tagesstätte für Obdachlose. In seinem Grußwort lud Pfarrer Dr. Martin Hamburger alle Menschen ein, das Café Ludwig zu besuchen. Wenn die Pandemie vorbei ist, wird es auch mit Tischen und Stühlen auf dem Platz für alle die Möglichkeit bieten, sich das Helene-Weber-Denkmal in Ruhe anzusehen.

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